Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

sucht es defensiv Sicherheit vor den Gefahren des Lebens, vor allem durch
Passivität und materiellen Besitz. Doch alle diese Ersatz-Befriedigungen bleiben
minderwertiger Ersatz für die verlorenen und unerreichbaren eigentlichen,
kreativen Vergnügen. Höherentwicklung, Kreativität und Wachstum
sind gestoppt oder in den Rückwärtsgang gefallen. Die so zur besitzenden
Liebe pervertierte kreative Liebe bleibt stets unbefriedigt und verlangt daher
stets nach noch mehr.
Hauptaufgabe der Erziehung ist es, die angeborenen aktiv-kreativen Antriebe
im Kind zu fördern und stets vielfältige Aktivitäts-, Erforschungs-, Erfahrungs-
und Selbstbetätigungsmöglichkeiten aller Art zu bieten, die für
das Kind interessant und auch bewältigbar sind.
Diese Erziehung soll das Kind weitestgehend vor Verboten und ungeeigneten,
die Selbstbetätigung einschränkenden Hilfen beim eigentlichen Spiel bewahren.
Negative und lästige Aktivitäten, auch Regressionen wie Daumenlutschen,
sollen möglichst nicht korrigiert, unterdrückt oder verboten werden,
solange nicht wichtige Rechte anderer verletzt oder Gefahren verursacht werden.
Das Kind soll aber so unterstützt werden, daß sein Spiel nicht durch lästige
Nebenprobleme (wie aufrechtsitzen) übermäßig behindert wird, und
notorisch erfolgloses, nur frustrierendes Spielzeug sollte besser entfernt werden.
Zum Respekt vor der Selbstregulierung des Kindes gehört auch, daß es
nicht nach der Uhr und nach statistischen Durchschnittstabellen gefüttert
wird, sondern wenn und solange es hungrig ist.
Körperfurcht oder Haß auf das Fleisch ist Haß gegen die Libido, gegen
das Leben selbst, ist lebensfeindlich. Haß ist lediglich die Pervertierung von
Liebe und Leben, ist Liebe im Rückwärtsgang, d. h. ein widernatürliches,
unglückliches und ungesundes Zurückschreiten zu primitiveren Formen statt
ein Fortschreiten zu höheren Formen.
6.4. Erfahrungslernen und notwendige Erziehungs-
Eingriffe
Bei Lane ist häufig von den natürlichen Bedürfnissen die Rede. Angeborene
körperliche (z. B. Nahrung) und geistig-psychische Bedürfnisse (Neugier,
Aktivität) müssen auf jeden Fall befriedigt werden, wenn der Mensch gesund
bleiben soll.
Über die natürlichen Bedürfnisse hinausgehende Bedürfnisse (z. B.
Tabakrauchen), die weder körperlich angeboren sind noch nennenswert
Neugier und Aktivitätstrieb befriedigen, sind unnatürlich, äußerlich aufge-
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