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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Die Psychologie des Unbewußten, die Lane von Freud übernimmt, steht in<br />

krassem Gegensatz zu dieser Annahme. Nach Freud bestehen zwei grundsätzlich<br />

verschiedene Arten geistiger Aktivität: bewußte, willentlich steuerbare<br />

und unbewußte, nicht willentlich steuerbare Prozesse. Das Verhalten wird<br />

größtenteils vom Unbewußten, von Trieben und 74 Instinkten gesteuert,<br />

welche den Menschen die Motive und Bedürfnisse liefern, auch die bewußten<br />

Motive.<br />

Lane hat nie eine psychoanalytische Ausbildung genossen und übernahm<br />

(da keine Übersetzungen vorlagen) Freuds Lehren vermutlich indirekt <strong>aus</strong> den<br />

Schriften von Ernest Jones. Dabei vereinfachte Lane Freuds Lehre, wandelte<br />

sie stark ab und ist ganz zweifellos weit<strong>aus</strong> weniger wissenschaftlich und<br />

erheblich stärker weltanschaulich-religiös geprägt.<br />

An<strong>der</strong>s als Freud nimmt Lane statt mehrerer separater Triebe nur einen<br />

einzigen allgemeinen instinktiven Grundtrieb an: den Lebenstrieb. Dieser<br />

nimmt in den verschiedenen Lebensphasen und Altersstufen den jeweiligen<br />

phasenspezifischen Aufgaben und Notwendigkeiten entsprechend jeweils<br />

spezialisierte und differenzierte phasenspezifische Formen an. Diese Lebens-Kraft<br />

wird abwechselnd Libido, Vervollkommnungstrieb, Kraft des<br />

Guten und vor allem Liebe genannt. Sie ist die biologische Grundlage und<br />

Antriebsenergie, die zu allem körperlichen, geistigen und psychischen<br />

Wachstum, zu aller Weiterentwicklung und Vervollkommnung des Lebens,<br />

zu immer höheren Lebens- und Entwicklungsformen antreibt.<br />

Für Freud ist die Lebenskraft o<strong>der</strong> Libido eine nach Lust strebende sexuelle<br />

Energie. Lane führt diese Ansicht darauf zurück, daß Freud vor allem primitive<br />

Menschen untersucht habe, bei denen dies stimmen mag. Nach Lane zielt<br />

die Lebenskraft weniger auf sensorische Reize son<strong>der</strong>n auf geistige Vergnügen<br />

und Vervollkommnung, sie ist Neugier, will lernen, begreifen, erkennen,<br />

verstehen und drängt zu Tätigkeit, Aktivität, Experimenten, will<br />

Neues um seiner selbst willen tun, sucht Abenteuer, Überraschung, Unsicherheit<br />

und Gefahr. Die Lebenskraft ist getragen von positiver Hoffnung auf Erfüllung<br />

(im Gegensatz zum passiv-defensiven Schutz vor Gefahr), sie ist <strong>der</strong><br />

Wunsch zu leben und strebt nach positiven Zielen. Das Ausleben und altersentsprechende<br />

Ausdrücken dieses natürlichen angeborenen Lebens- und<br />

Wachstums-Antriebs, <strong>der</strong> Neugier und Kreativität ist zum gesunden Aufwachsen<br />

des Menschen unbedingt notwendig.<br />

Diese kreative Liebe, <strong>der</strong> Genuß aller Instinkte und Sinne des Körpers ist<br />

das einzig echte Glück des Menschen.<br />

74 Lane und seiner Nachfolger, etwa Neill, sind Praktiker, keine Wissenschaftler. Der Begriffsaufwand<br />

ihrer theoretischen Aussagen ist entsprechend geringer, sie differenzieren<br />

nicht zwischen Instinkt, Trieb und Triebenergie.<br />

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