09.12.2012 Aufrufe

Leibniztag - edoc-Server der BBAW - Berlin-Brandenburgische ...

Leibniztag - edoc-Server der BBAW - Berlin-Brandenburgische ...

Leibniztag - edoc-Server der BBAW - Berlin-Brandenburgische ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

heiten. Als Kernpunkt kristallisierte sich dabei <strong>der</strong> Streit zwischen dem preußischen<br />

Staat und <strong>der</strong> katholischen Geistlichkeit <strong>der</strong> westlichen Provinzen über gemischte<br />

Ehen heraus. Das hierzu betriebene Aktenstudium ließ zwei sehr wichtige, aber bislang<br />

unbekannte Vorgänge hervortreten: So wurde deutlich, dass sich nach ersten<br />

Diff erenzen mit dem Staat 1816 unter <strong>der</strong> katholischen Geistlichkeit eine Kollektividentität<br />

herausbildete. Die Quellen enthalten Hinweise, wonach vor allem junge<br />

Geistliche die staatlichen Vorschri� en über gemischte Ehen ablehnten. Der erste<br />

Wi<strong>der</strong>stand gegen den preußischen Staat im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t entsprang also nicht sozialen<br />

Ursachen, son<strong>der</strong>n religiösen Überzeugungen einer bestimmten Generation,<br />

<strong>der</strong>en Kollektividentität schließlich in <strong>der</strong> Politisierung des Katholizismus mündete.<br />

Zweitens konnte ermittelt werden, dass die Regierung, vor allem das Kultusministerium,<br />

sich zwei Jahrzehnte lang zurückhaltend gegenüber <strong>der</strong> wi<strong>der</strong>ständigen Geistlichkeit<br />

verhielt. Bereits in den 1820er Jahren war das Handeln dieser staatlichen<br />

Behörde von <strong>der</strong> öff entlichen Stimmung mitgeprägt. Hiermit deutet sich die große<br />

Verän<strong>der</strong>ung an, die sich innerhalb <strong>der</strong> katholischen Bevölkerung Preußens zwischen<br />

1815 und 1870 insofern vollzog, als Mitglie<strong>der</strong> einer im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t vom<br />

Staat nur geduldeten Religionsgesellscha� sich an den Angelegenheiten des Staates<br />

zunehmend beteiligten.<br />

Das über den gesamten Zeitraum von 1817 bis 1933/34 sich erstreckende Einzelthema<br />

„Die Finanzierung des Kulturstaats“ trieb Reinhold Zilch mit einer Sammlung<br />

von statistischen Daten sowohl für die Staatshaushalte <strong>der</strong> vorparlamentarischen Zeit<br />

als auch für Stichjahre ab 1850 weiter voran. Recherchen im Archiv des Auswärtigen<br />

Amtes sowie im Bestand „Außenministerium“ des Geheimen Staatsarchivs ergaben,<br />

dass diese Akten für vergleichende Studien zur Finanzierung des Kulturstaats in an<strong>der</strong>en<br />

Staaten nicht tragfähig genug sind. Die im Modul 2 abzufassende Monographie<br />

wird sich deshalb stärker als ursprünglich geplant auf Akten des Kultus- sowie<br />

Finanzministeriums stützen, aus denen schon zu edierende Schlüsseldokumente ermittelt<br />

wurden, die auch bereits transkribiert sind. Hartwin Spenkuch begann die<br />

Arbeiten am � ema „Wissenscha� spolitik in <strong>der</strong> Republik. Disziplinen, Berufungen<br />

und Gesellscha� unter den Kultusministern Haenisch, Boelitz, Becker und Grimme<br />

(1918–1933)“ mit <strong>der</strong> Rezeption <strong>der</strong> relevanten wissenscha� lichen Literatur. Weiterhin<br />

wurde die ebenfalls vorwiegend im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz<br />

<strong>Berlin</strong>-Dahlem be� ndliche Quellengrundlage durchgearbeitet und exzerpiert. Hierbei<br />

handelt es sich zuvör<strong>der</strong>st um die Reihen Generalia <strong>der</strong> Universitäten bzw. Professoren<br />

allgemein im Kultusministerium sowie im Finanzministerium. Dabei konnten<br />

bereits viele aufschlussreiche Archivalien gesammelt werden, die einen Grundstock<br />

für den Editionsteil darstellen. Im Laufe dieser Arbeiten wurde deutlich, dass die republikanische<br />

Wissenscha� spolitik vielfachen Restriktionen unterlag, obwohl alle<br />

vier Kultusminister sich um Expansion des Lehrkörpers bemühten. Durchgängig blie-<br />

Kommission Zentrum Preußen – <strong>Berlin</strong><br />

|<br />

389

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!