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Leibniztag - edoc-Server der BBAW - Berlin-Brandenburgische ...

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Perspektive zur Erforschung individueller Einstellungen und Motivlagen in ihrer<br />

Wechselbeziehung zu institutionellen Rahmenbedingungen und gesellscha� lichen<br />

Kontexten ist selten anzutreff en. Ebenso sind Evaluationsstudien wie auch Studien<br />

zur individuellen Techniksozialisation die Ausnahme. Notwendig für die Analyse<br />

des Zusammenhangs zwischen statistischen Trends und den individuellen Entscheidungsprozessen<br />

wären vor allem Studien zur individuellen Wahrnehmung dieser<br />

Trends. Denn selbst Nationen mit einer langjährigen positiven Technikkultur und<br />

positiven Technikleitbil<strong>der</strong>n haben inzwischen Akzeptanzprobleme bei diesen Berufen<br />

und Ausbildungen.<br />

Große europäische sozialwissenscha� liche Studien (Eurobarometer, ROSE-Studie)<br />

lassen eine hohe Varianz im Umgang mit und in den Einschätzungen über Technik<br />

und Wissenscha� en erkennen. Die wesentlichsten sind: a) die Diskrepanz zwischen<br />

Akzeptanz von Technik qua Nutzung und Skepsis gegenüber Systemtechniken und<br />

ihren Risiken und b) die positive Bewertung des Beitrages für Innovation und Fortschritt<br />

bei gleichzeitiger Abstinenz gegenüber diesen Berufen. Im Sinne <strong>der</strong> Innovationstheorien<br />

von Schumpeter o<strong>der</strong> Kondratjew lässt sich annehmen, dass sich die<br />

tradierten Technologien in ihrem individuellen Innovationspotenzial als kollektives<br />

Leitbild verbraucht haben. Ein neues, positiv besetztes gesellscha� liches Leitbild<br />

könnte im Rahmen eines neuen Zyklus hochmo<strong>der</strong>ner und innovativer Technologien<br />

entstehen. Hierzu könnten Umwelt- und Energietechnologien, die Nano-, Bio- und<br />

IT-Technologien dienen. Damit wäre erstmals seit Jahrzehnten für Deutschland eine<br />

„positive Parallelität“ von individuellen und systemischen Technikleitbil<strong>der</strong>n vorzu�<br />

nden. Dies gilt auch für an<strong>der</strong>e europäische Hochtechnologiestandorte (Großbritannien,<br />

Frankreich, Schweden). Diese Parallelität positiver individueller und gesellscha�<br />

licher Technikleitbil<strong>der</strong> kann zu einer höheren kulturellen Akzeptanz von<br />

Technik führen, sofern Partizipationsmöglichkeiten von Bürgerinnen und Bürgern<br />

bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung und Regulierung von Zukun� stechnologien verfügbar sind (vgl.<br />

u.a. die Diskursprogramme GM-Nation und Nano-Nation in Großbritannien, das<br />

FUTUR-Projekt in Deutschland, America Speaks/USA).<br />

Der Vergleich <strong>der</strong> Bildungssysteme lässt darauf schließen, dass weniger strukturelle,<br />

formale Unterschiede als vielmehr die didaktischen Zugänge und die Kontinuität<br />

<strong>der</strong> Betreuung für eine erfolgreiche Technikbildung entscheidend sind. Die in den<br />

PISA-Leistungstests erfolgreichen skandinavischen Län<strong>der</strong> beginnen früh mit <strong>der</strong><br />

Techniksozialisation, bilden die Erzieher/innen akademisch aus, beachten eine ausgewogene<br />

Geschlechtsrelation bei den Bezugspersonen und betonen praxisorientiertes<br />

und projektbezogenes Lernen. Allerdings weisen auch gerade asiatische Län<strong>der</strong> mit<br />

formaler Technikbildung ähnlich erfolgreiche Leistungstests auf. Möglicherweise<br />

leistet <strong>der</strong> kulturelle Kontext eine Erklärung gleicher Eff ekte bei unterschiedlichen<br />

Rahmenbedingungen.<br />

Technische und naturwissenschaftliche Bildung<br />

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