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Leibniztag - edoc-Server der BBAW - Berlin-Brandenburgische ...

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überhaupt gelungen, Brillouin-Messungen an Ferroperiklas bis zu Drücken von 82<br />

GPa – entsprechend einer Erdtiefe von 1.870 Kilometern – durchzuführen und die<br />

Phonengeschwindigkeiten als Funktion <strong>der</strong> Richtung zu messen. Mit seinen Experimenten<br />

konnte Herr Marquardt den Elastizitätstensor von Ferroperriklas vollständig<br />

beschreiben und die Anisotropie <strong>der</strong> seismischen Scher-Wellengeschwindigkeiten<br />

bestimmen.<br />

Für die Interpretation des mit Verfahren <strong>der</strong> geophysikalischen Tiefenerkundung<br />

beobachteten Verhaltens seismischer Wellen im unteren Erdmantel von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung sind dabei vor allem zwei Ergebnisse: (1) dass es im Druckbereich von 45<br />

bis 63 GPa in Folge einer elektronischen Strukturän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Eisenionen im Ferroperiklas<br />

zu einer nichtlinearen Zunahme <strong>der</strong> Dichte und Schallgeschwindigkeit<br />

kommt und (2) dass bei höheren Drücken eine starke Anisotropie (bis zu 50%) <strong>der</strong><br />

Scherwellen-Geschwindigkeiten in diesem kubischen Mineral zu beobachten ist. Da<br />

es aufgrund von Fließbewegungen im unteren Erdmantel zu einer bevorzugten Orientierung<br />

von Ferroperiklas kommen kann, könnte dieses Phänomen die messbar<br />

ungleichmäßige Ausbreitung von Erdbebenwellen erklären und für das aus <strong>der</strong> Geophysik<br />

bekannte sogenannte „Shear Wave Splitting“ verantwortlich sein.<br />

Diesen für die Geophysik und für geodynamische Modellierungen relevanten Teil<br />

seiner Doktorarbeit hat Herr Marquardt in Science publiziert (H. Marquardt, S. Speziale,<br />

H.J. Reichmann, D.J. Frost, F.R. Schillung & E.J. Garnero [2009]: Elastic Shear<br />

Anisotropy of Ferropericlase in Earth’s Lower Mantle. – Science 324, 224–226). Darüber<br />

hinaus hat er seine Forschungsergebnisse in drei weiteren Veröff entlichungen in<br />

international führenden Fachzeitschri� en (Physics and Chemistry of Minerals; Earth<br />

and Planetary Science Letters; Journal of Applied Physics) publiziert, in denen er jeweils<br />

„echter“ Erstautor ist, d.h. die Ideen beigesteuert, die Experimente durchgeführt<br />

und den Text im wesentlichen selbst verfasst hat.<br />

Zusammenfassend lässt sich deshalb festhalten, dass Herr Marquardt ein sehr produktiver<br />

und publikationsfreudiger Nachwuchswissenscha� ler ist, <strong>der</strong> in mehrfacher<br />

Hinsicht Neuland betreten hat. Er hat innovative und extrem anspruchsvolle Experimente<br />

konzipiert und selbstständig durchgeführt, neue Einblicke in die Wärmetransportprozesse<br />

im Erdmantel ermöglicht, elastische Eigenscha� en von Einkristallen in<br />

einem bisher nicht zugänglichen Bereich (Druck und Genauigkeit) bestimmt, wesentliche<br />

neue Erkenntnisse mit Hilfe eines interdisziplinären Ansatzes (Einbeziehung<br />

von Ergebnissen aus Physik, Kristallographie, Geophysik und Geodynamik)<br />

gewonnen und dabei unser bisheriges Verständnis von Prozessen im Erdmantel deutlich<br />

erweitert. Zu dieser bemerkenswerten Leistung gratuliert ihm die Auswahljury<br />

für den Nachwuchswissenscha� ler-Preis ganz herzlich.<br />

216 | Einsteintag

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