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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 1: POLITIK – ETYMOLOGIE UND SEMANTIK EINES +RECYCLINGFÄHIGEN* BEGRIFFS 13<br />

Diese ist <strong>in</strong> Anlehnung an Platons +Politeia* konzipiert. Als spezifisch kann jedoch se<strong>in</strong> legalisti-<br />

sches und utilitaristisches Staats- und <strong>Politik</strong>verständnis gelten. In se<strong>in</strong>er Def<strong>in</strong>ition von Staat<br />

und Volk heißt es nämlich:<br />

+Es ist also […] <strong>der</strong> Staat […] die Sache des Volkes; e<strong>in</strong> Volk aber ist nicht jede […] Ansammlung<br />

von Menschen, son<strong>der</strong>n die Ansammlung e<strong>in</strong>er Menge, die sich auf Grund <strong>der</strong> Anerkennung e<strong>in</strong>er<br />

Rechtsordnung und <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>samkeit des Nutzens zusammengeschlossen hat.* (Über den Staat;<br />

S. 65 [I,39]) 24<br />

Die Verwirklichung dieses geme<strong>in</strong>samen Nutzens be<strong>in</strong>haltet für Cicero die Vorstellung e<strong>in</strong>er<br />

zw<strong>in</strong>genden Notwendigkeit von Hierarchien, wie sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er zweiten (im obigen Condorcet-<br />

Zitat bereits erwähnten) politischen Schrift, +De legibus* (Vom Gesetz), sehr deutlich zeigt.<br />

Dort bemerkt er:<br />

+Ihr seht also, die Bedeutung <strong>der</strong> Obrigkeit besteht dar<strong>in</strong>, vorzustehen und das Rechte, das Nützliche,<br />

das mit den Gesetzen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang stehende vorzuschreiben. Wie nämlich über den Obrigkeiten die<br />

Gesetze, so stehen über dem Volk die Obrigkeiten, und man kann wahrheitsgemäß sagen, daß die<br />

Obrigkeit das redende Gesetz, das Gesetz aber die stumme Obrigkeit ist.* (S. 299 [III,2])<br />

Allerd<strong>in</strong>gs trägt die Obrigkeit die Verantwortung für das Geme<strong>in</strong>wohl und ist, wie schon oben<br />

ankl<strong>in</strong>gt, an e<strong>in</strong>e übergeordnete Moral gebunden: +Die Befehle sollen gerecht se<strong>in</strong>* (ebd.;<br />

S. 301 [III,5]), for<strong>der</strong>t Cicero. In diesem Zusammenhang kommt auch e<strong>in</strong> Naturrechtsdenken 25<br />

zum Tragen, welches das positive Recht und die Herrschaft <strong>der</strong> Obrigkeit an die Transzendenz<br />

<strong>der</strong> göttlichen Ordnung rückb<strong>in</strong>det:<br />

+Nichts ist sodann dem Recht und <strong>der</strong> Ordnung <strong>der</strong> Natur so angemessen […] wie Herrschaftsgewalt,<br />

ohne die we<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Haushalt, noch e<strong>in</strong>e Bürgergeme<strong>in</strong>schaft […] noch das Weltall selbst bestehen<br />

kann. Denn dieses gehorcht Gott, und ihm folgen Meere und Län<strong>der</strong>, und das Leben <strong>der</strong> Menschen<br />

gehorcht den Befehlen des obersten Gesetzes.* (Ebd.; S. 299 [III,3]).<br />

Cicero war, wie erwähnt, nur kurze Zeit an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Macht <strong>in</strong> Rom, blieb aber weiterh<strong>in</strong><br />

26<br />

politisch aktiv und e<strong>in</strong>flußreich. Als politischer Denker plädierte er, ähnlich wie Platon <strong>in</strong><br />

den +Nomoi* und Aristoteles <strong>in</strong> <strong>der</strong> +<strong>Politik</strong>*, für e<strong>in</strong>e Mischverfassung. Diese Mischverfassung<br />

sollte gemäß se<strong>in</strong>en Vorstellungen Elemente aller drei nach ihm grundlegenden Verfassungs-

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