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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 1: POLITIK – ETYMOLOGIE UND SEMANTIK EINES +RECYCLINGFÄHIGEN* BEGRIFFS 3<br />

was man heute mit dem Adjektiv +politisch* kennzeichnen würde. Dieser aktuelle <strong>Politik</strong>begriff<br />

bezieht sich auf:<br />

+[…] alle Handlungen, Bestrebungen und Planungen e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen, e<strong>in</strong>er Gruppe o<strong>der</strong> Organisation,<br />

die darauf ausgerichtet s<strong>in</strong>d, 1) Macht o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Anteil an <strong>der</strong> Macht <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Geme<strong>in</strong>wesens<br />

zu erwerben, zu festigen und/o<strong>der</strong> zu erweitern, mit dem Ziel, den eigenen Interessen […] Geltung<br />

zu verschaffen […] (Innenpol. im weitesten S<strong>in</strong>n) und 2) E<strong>in</strong>fluß und Macht des eigenen Geme<strong>in</strong>wesens<br />

nach außen, gegenüber an<strong>der</strong>en Geme<strong>in</strong>wesen zu err<strong>in</strong>gen, zu festigen und/o<strong>der</strong> zu erweitern […]<br />

(Außenpol. im weitesten S<strong>in</strong>n).* (Beck: Sachwörterbuch <strong>der</strong> <strong>Politik</strong>)<br />

Doch die hier lexikalisch-umständlich def<strong>in</strong>ierte und zudem als allgeme<strong>in</strong>es und transhistorisches<br />

Handlungsphänomen gedeutete <strong>Politik</strong> existiert nicht getrennt von e<strong>in</strong>em politischen Bewußtse<strong>in</strong>.<br />

<strong>Politik</strong> ist nicht per se als +soziale Tatsache* greif- und begreifbar, son<strong>der</strong>n dies erfor<strong>der</strong>t es,<br />

daß man sie als <strong>Politik</strong> auch versteht und wahrnimmt: d.h. sich e<strong>in</strong>en Begriff von <strong>Politik</strong> macht.<br />

Dieses Wahrnehmen wie<strong>der</strong>um ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en sozial-historischen Kontext e<strong>in</strong>gebunden, und<br />

nach Kari Palonen läßt sich (auf +<strong>Politik</strong>* bezogen) zwischen horizontverengenden und horizont-<br />

befreienden Zeitaltern differenzieren, wobei e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>genzträchtige Dialektik zwischen <strong>in</strong>tra-<br />

und <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividuellen Begriffsverän<strong>der</strong>ungsmechanismen wirksam ist (vgl. <strong>Politik</strong> als ›chamäleon-<br />

1<br />

artiger‹ Begriff; S. 3–11). Es gibt me<strong>in</strong>es Erachtens jedoch neben horizontverengenden und<br />

-befreienden Zeitaltern auch nachhaltig horizontprägende Epochen. Für den <strong>Politik</strong>begriff<br />

ist e<strong>in</strong>e solche sicherlich die griechische Antike – und dies nicht alle<strong>in</strong>e, weil sich <strong>der</strong> Begriff<br />

2<br />

selbst vom griechischen +Polis* (Geme<strong>in</strong>wesen, Staat) ableitet. Das antike <strong>Politik</strong>verständnis<br />

wirkte bis spät <strong>in</strong>s Mittelalter h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und war sogar für die Neuzeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weise bestimmend,<br />

daß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen zentralen Punkten geradezu e<strong>in</strong>e Gegenstellung bezogen wurde.<br />

Wie aber und was verstand man unter <strong>Politik</strong> im antiken Griechenland <strong>der</strong> unzähligen, unter-<br />

e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> rivalisierenden (Stadt-)Staaten? – Zunächst e<strong>in</strong>mal läßt sich vermuten: Unterschiedliches.<br />

Denn da gab es nicht nur die Konkurrenz zwischen Sparta und Athen mit ihren stark ab-<br />

weichenden +Verfassungen*, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e ganze Reihe weiterer Poleis mit je eigenen Kon-<br />

3<br />

zeptionen und Organisationsformen des Politischen. Es würde aber zu weit führen, die ganze<br />

Vielfalt <strong>der</strong> Positionen und konkreten politischen Entwürfe auszuleuchten – es wäre zudem<br />

müßig, denn für die weitere Geschichte s<strong>in</strong>d sie bedeutungslos geblieben. Deshalb soll hier<br />

<strong>der</strong> +Entstehung des Politischen bei den Griechen* (so <strong>der</strong> Titel e<strong>in</strong>es Buchs von Christian<br />

Meier) unter Fokussierung auf Athen und dessen wichtigste (politische) Denker nachgegangen

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