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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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ENTRÉE DISCURSIVE: POSTMODERNE – ENDE ODER VOLLENDUNG DER MODERNE? LXXXI<br />

5.1). Der +Ursprung* <strong>der</strong> Bewegung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, ihre treibende Kraft, wird dabei von mir<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Angst verortet werden – e<strong>in</strong>er ambivalenten Angst allerd<strong>in</strong>gs, die sich aus dem gleich-<br />

zeitigen Verlangen nach Freiheit und Sicherheit speist. Aus diesem angstvollen Ursprung werden<br />

beson<strong>der</strong>s die gewaltvollen Ersche<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne verständlich, <strong>der</strong>en ordnende Rationalität<br />

nur e<strong>in</strong>e Fluchtbewegung vor <strong>der</strong> (eigenen) Ambivalenz ist (Abschnitt 5.1.1). Mit ihrem Ordnungs-<br />

streben br<strong>in</strong>gt die Mo<strong>der</strong>ne aber auch ungewollt immer neue Ambivalenzen hervor. Sie bewirkt<br />

damit ihre eigene H<strong>in</strong>terfragung, macht sich selbst zu e<strong>in</strong>em Gegenstand, wird reflexiv (Abschnitt<br />

5.1.2). Diese Reflexivität <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne hat auch Auswirkungen auf die Sphäre <strong>der</strong> <strong>Politik</strong><br />

(Abschnitt 5.2). Denn mit ihr werden die ordnenden Trennungen und Abgrenzungen des<br />

Systems e<strong>in</strong>gerissen. <strong>Politik</strong> wird wie<strong>der</strong> mit ihrem sozialen Kontext verbunden, und es kommt<br />

zu e<strong>in</strong>er untergründigen Politisierung des Sozialen durch subpolitische +Mikroagenten*. Subpolitik,<br />

also die <strong>Politik</strong> +unterhalb* <strong>der</strong> Ebene des politischen Systems, ist <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>n Metapolitik<br />

(Abschnitt 5.2.1). An<strong>der</strong>erseits besteht auch die Möglichkeit, daß diese untergründige Politisierung<br />

oberflächlich bleibt, sich auf E<strong>in</strong>zelfragestellungen beschränkt und sich <strong>in</strong> lokalen Aktionen<br />

verzettelt. Dann wäre Subpolitik allerd<strong>in</strong>gs eher Nicht-<strong>Politik</strong> als die +Nichtung* <strong>der</strong> Trennung<br />

von <strong>Politik</strong> und Gesellschaft (Abschnitt 5.2.2).<br />

Die hier angesprochene mögliche Tendenz e<strong>in</strong>er (fragmentisierenden) Selbstbeschränkung<br />

<strong>der</strong> Subpolitik ist e<strong>in</strong>e Sache. Aber Subpolitisierungsprozesse werden auch aktiv +e<strong>in</strong>gedämmt*,<br />

d.h. die durch sie gegebene reflexive Herausfor<strong>der</strong>ung wird von <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen <strong>Politik</strong><br />

bewußt abzulenken versucht (wie die Kapitel 2 bis 4 – teils eher deskriptiv, teils proble-<br />

matisierend, teils eher abstrakt, teils konkret – deutlich zeigen werden). Die dazu e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Mittel wirken auf zwei Ebenen: Ideologien bilden den abstützenden, ver<strong>in</strong>nerlichten ideellen<br />

Überbau, und Praxologien, also ablenkende, protestabsorbierende Verfahren und Rituale,<br />

bilden den praktischen Unterbau <strong>der</strong> versuchten Deflexion (Abschnitt 5.3). Die vielleicht<br />

wichtigste Ideologie <strong>in</strong> diesem Zusammenhang ist die funktionalistische Ideologie <strong>der</strong> Trennung<br />

<strong>der</strong> (Sub-)Systeme (Abschnitt 5.3.1), denn sie hilft das gegenseitig stabilisierende Zusammenspiel<br />

zu verschleiern und unterstützt so wirksam die zentralen Praxologien <strong>der</strong> Übersetzung und<br />

<strong>der</strong> rituellen Integration (Abschnitt 5.3.2). Indem das Subsystem <strong>Politik</strong> sich aber auf dieses<br />

+Spiel* e<strong>in</strong>läßt (damit Subpolitik ihre potentielle Sprengkraft verliert) kommt es zwangsläufig<br />

zu e<strong>in</strong>em Verlust an politischen Gehalten. Wir haben es also mit e<strong>in</strong>er doppelt entpolitisierenden<br />

Dialektik von Reflexion und Deflexion zu tun (Abschnitt 5.4).

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