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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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ENTRÉE DISCURSIVE: POSTMODERNE – ENDE ODER VOLLENDUNG DER MODERNE? LXXVII<br />

des Eigenen gefangen bleiben. Sie wäre dann e<strong>in</strong>e <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne ohne ihr an<strong>der</strong>es: die Mo<strong>der</strong>ne.<br />

Was dann aber bliebe, wäre alle<strong>in</strong>e das +<strong>Post</strong>* <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne. Ob es genug wäre?<br />

Doch was soll das Philosophieren über Begriffe? Müßte sich e<strong>in</strong>e +authentische* <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne<br />

nicht gerade vom Streit über die Begrifflichkeiten emanzipieren? Der Titel e<strong>in</strong>es Buchs von<br />

137<br />

Barry Smart lautet: +Mo<strong>der</strong>n Conditions, <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>n Controversaries* (1992). Me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung<br />

nach gilt das genaue Gegenteil: Auf struktureller Ebene und im Alltag hat sich <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne<br />

als das Wi<strong>der</strong>sprüchliche <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne schon vielfach verwirklicht. Nur auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong><br />

Diskurse tobt noch <strong>der</strong> Kampf um die Begriffs-Hoheit. Denn es entspricht e<strong>in</strong>er langen Tradition,<br />

die bis <strong>in</strong> den Bereich des Mythologisch-Schamanischen zurückreicht und sich im mo<strong>der</strong>nen<br />

Kategorisierungsstreben fortsetzt, daß man mit dem Namen auch die Herrschaft über das<br />

Bezeichnete gew<strong>in</strong>nt. 138<br />

Mit e<strong>in</strong>er +authentischen* <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne könnte diese Geschichte <strong>der</strong> Herrschaft durch den<br />

Begriff e<strong>in</strong> Ende haben. Denn gerade Denker wie Foucault, Derrida und Lyotard haben begriffen,<br />

daß +Die Ordnung des Diskurses* (Foucault) e<strong>in</strong> Machtphänomen darstellt und Geschichte<br />

immer e<strong>in</strong>e Geschichte ist, die Erzählung über Vergangenheit, welche sich <strong>in</strong> dieser Erzählung<br />

erst konstruiert. Diese Erkenntnis aber macht das Herrschen weitaus schwieriger. Die <strong>Post</strong>-<br />

mo<strong>der</strong>ne-Vokabel ist am Ende wahrsche<strong>in</strong>lich nur e<strong>in</strong> letztes Aufbäumen dieses Herrschafts-<br />

anspruchs mittels des Begriffs, und mit +<strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne* bezeichnen wir all das, was wir (an<br />

<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne) nicht (er)fassen können. Es handelt sich um die verwischten, noch unklaren<br />

Gedankenspuren <strong>der</strong> stattf<strong>in</strong>denden strukturellen Wandlungsprozesse. Auf diese aber kommt<br />

es an, und so betont auch Welsch: +Man muß nicht auf den Ausdruck, son<strong>der</strong>n auf die Sache<br />

achten.* (Unsere postmo<strong>der</strong>ne Mo<strong>der</strong>ne S. 319)<br />

Ob diese Sache und die daraus resultierenden E<strong>in</strong>sichten so grundsätzlich neu s<strong>in</strong>d, wie die<br />

postmo<strong>der</strong>nen Theoretiker glauben machen wollen, kann allerd<strong>in</strong>gs angezweifelt werden.<br />

Dazu bemerkt Karlis Racevskis:<br />

+[…] postmo<strong>der</strong>n thought has not uncovered anyth<strong>in</strong>g that the Age of Enlightenment, <strong>in</strong> its more<br />

lucid moments, did not already know.* (<strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>nism and the Search for Enlightenment; S. 77)<br />

In ihrer geradezu paradigmatisch mo<strong>der</strong>nistischen novistischen Selbsttäuschung liegt also mög-<br />

139<br />

licherweise e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> zentralen +Illusionen <strong>der</strong> <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne* (Eagleton 1996), und wahrsche<strong>in</strong>-<br />

lich war +<strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne* als (positives wie negatives) Potential immer schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> +Mo<strong>der</strong>ne*

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