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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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ENTRÉE DISCURSIVE: POSTMODERNE – ENDE ODER VOLLENDUNG DER MODERNE? LXXV<br />

e<strong>in</strong>e +authentische* <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne müßte diese deshalb spiegeln, wäre erlebte und gelebte<br />

Dialektik, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> kritischen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit des Se<strong>in</strong>s<br />

besteht.<br />

Den Verzicht auf E<strong>in</strong>heit und Synthese (und dementsprechend e<strong>in</strong>e produktive Betonung<br />

des Dissenses und <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>streite) hat auch Lyotard gefor<strong>der</strong>t. Doch e<strong>in</strong>e +authentische*<br />

<strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne müßte (auch nach ihm) mehr se<strong>in</strong> als das: Sie wäre nicht die bloße Spiegelung,<br />

son<strong>der</strong>n vielmehr selbst beteiligt an <strong>der</strong> Generierung von Wirklichkeit, würde also die Wi<strong>der</strong>-<br />

sprüche und Wi<strong>der</strong>streite auch aktiv produzieren (siehe auch S. L). In diesem Zusammenhang<br />

möchte ich auf das Konzept <strong>der</strong> +aktiven Gesellschaft* von Amitai Etzioni e<strong>in</strong>gehen. Etzioni<br />

war <strong>der</strong> erste, <strong>der</strong> explizit e<strong>in</strong>e Soziologie +postmo<strong>der</strong>ner* Gesellschaften entwarf, und die<br />

postmo<strong>der</strong>ne (Massen)Gesellschaft ist für ihn zwangsläufig e<strong>in</strong>e aktive Gesellschaft. Dabei<br />

bedeutet +aktiv se<strong>in</strong>, […] bewußt se<strong>in</strong>, engagiert se<strong>in</strong>, Macht haben* (Die aktive Gesellschaft;<br />

136<br />

S. 29) und damit auch verantwortlich se<strong>in</strong>, woh<strong>in</strong>gegen passiv se<strong>in</strong> me<strong>in</strong>t, kontrolliert zu<br />

werden (vgl. ebd; S. 28). Passivität ist für Etzioni somit ke<strong>in</strong>e Alternative. Vielmehr gilt es,<br />

die durch das exponentielle Wachstum des Wissens geschaffenen gestalterischen Potentiale<br />

zu nutzen:<br />

+In se<strong>in</strong>em Bemühen, se<strong>in</strong> Schicksal zu meistern, erreicht <strong>der</strong> Mensch e<strong>in</strong>e neue Phase, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sowohl<br />

se<strong>in</strong>e Fähigkeit zur Freiheit als auch zur Unterdrückung stark zugenommen hat. Mehr und mehr ist<br />

<strong>der</strong> Mensch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, soziale Beziehungen zu transformieren, anstatt sich ihnen anzupassen, o<strong>der</strong><br />

lediglich gegen sie zu protestieren.* (Ebd.; S. 29)<br />

Etzioni spricht <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch von +neuen sozialen Optionen* und +selbst-<br />

orientierter Aktivität*. Weitere Merkmale <strong>der</strong> aktiven Gesellschaft s<strong>in</strong>d Öffentlichkeitsbezug<br />

und Offenheit (vgl. ebd.; S. 31ff.). Obwohl <strong>in</strong> Etzionis Gesamtkonzept letztendlich e<strong>in</strong> mo<strong>der</strong>-<br />

nistisches Fortschrittsdenken deutlich wird, ist se<strong>in</strong>e Betonung des aktiven Moments unter<br />

den gegebenen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> wissenden und bewußten (<strong>Post</strong>-)Mo<strong>der</strong>nität vielversprechend.<br />

Gerade die rückbezüglichen Mo<strong>der</strong>nisierungsfolgen zw<strong>in</strong>gen, um es noch e<strong>in</strong>mal zu betonen,<br />

zur Überschreitung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Mo<strong>der</strong>ne.<br />

Ich möchte deshalb, <strong>in</strong> Anlehnung an Beck und Luhmann, die Begriffe +Reflexivität* und<br />

+Autopoiesis* (nochmals) <strong>in</strong>s Spiel br<strong>in</strong>gen. Luhmann spricht von <strong>der</strong> Reflexivität sozialer Prozesse,<br />

+wenn die Unterscheidung von Vorher und Nachher elementarer Ereignisse zu Grunde liegt*

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