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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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LXXIV POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

damit plural gewordene Mode an. Auf <strong>der</strong> (Ober)fläche dieser und an<strong>der</strong>er Kultur-Phänomene<br />

hat sich <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne bereits verwirklicht, ist sie zur sozialen +Realität* geworden.<br />

Mit diesem alltagspraktischen <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne-Verständnis bietet Welsch (neben se<strong>in</strong>en eupho-<br />

rischen Untertönen) auch Ansatzpunkte für e<strong>in</strong>e +authentische*, sich selbst hervorbr<strong>in</strong>gende<br />

und sich selbst erkennende (<strong>Post</strong>-)Mo<strong>der</strong>ne. Das gilt auch für se<strong>in</strong> Konzept e<strong>in</strong>er transversalen<br />

Vernunft. Diese ist e<strong>in</strong>e Vernunft des Übergangs, die zwischen den verschiedenen Ratio-<br />

nalitätsformen, die latent <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verflochten s<strong>in</strong>d, vermittelt (vgl. ebd.; S. 295–318). 135<br />

An<strong>der</strong>e Ansatzpunkte zu e<strong>in</strong>er +authentischen* <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne f<strong>in</strong>den sich bei Kamper. Er kon-<br />

statiert, wie so viele, e<strong>in</strong> Ende des aufklärerischen Projekts – was er aber gerade auf das Fest-<br />

halten an e<strong>in</strong>er exklusiven Vernunft zurückführt:<br />

+Daß es […] mit <strong>der</strong> Aufklärung heute nicht zum besten steht, liegt nicht so sehr an ihren Kritikern,<br />

von denen es wenige gibt, als an ihren Verteidigern.* (Aufklärung – was sonst?; S. 40)<br />

Denn diese s<strong>in</strong>d weith<strong>in</strong> Spiegelfechter und im Mythos <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne verstrickt (vgl. ebd.;<br />

S. 40ff.). Soweit besteht auch Übere<strong>in</strong>stimmung zu Schnädelbach und Wellmer. Kamper<br />

geht jedoch weiter und dar<strong>in</strong> kommt sogar e<strong>in</strong> abgeschwächtes euphorisches Moment zum<br />

Tragen:<br />

+Die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit […], Bewegung <strong>in</strong> die festgefahrene Aufklärung zu br<strong>in</strong>gen, besteht dar<strong>in</strong>,<br />

das Spielfeld von Mythos und Mo<strong>der</strong>ne zu verlassen, zugleich nach rückwärts und nach vorwärts<br />

[…] [Denn] Gegen das Imag<strong>in</strong>äre [<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne] hilft nur die E<strong>in</strong>bildungskraft: Überholung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne<br />

[…] als Entklammerung <strong>der</strong> Dialektik.* (Ebd.; S. 43)<br />

Für ihn greift deshalb die e<strong>in</strong>seitig negative Fassung des +<strong>Post</strong>* zu kurz:<br />

+Schlußzumachen mit dem Ende, vielleicht ist das <strong>der</strong> Effekt von <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne und <strong>Post</strong>histoire. Das<br />

wird nicht ganz ohne Trauerarbeit möglich se<strong>in</strong>, aber auch nicht ohne Lust, von se<strong>in</strong>em eigenen Denken<br />

gelegentlich überrascht zu werden.* (Ebd.; S. 45)<br />

Aus diesen Worten spricht e<strong>in</strong>e ambivalente Zuversicht, und gerade im oberen Zitat kommt<br />

zum Ausdruck, was für mich die unabd<strong>in</strong>gbare Grundlage e<strong>in</strong>er zu sich selbst f<strong>in</strong>denden +authen-<br />

tischen* (<strong>Post</strong>-)Mo<strong>der</strong>ne bildet: auf die (universalistische) Synthese <strong>der</strong> dialektischen Wi<strong>der</strong>sprüche<br />

zu verzichten. Denn <strong>der</strong> Drang zur Synthese überdeckt, verschleiert die Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit<br />

je<strong>der</strong> +Wirklichkeit*. Wirklichkeit wirkt schließlich nur, <strong>in</strong>dem sie Wi<strong>der</strong>sprüche erzeugt, und

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