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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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ENTRÉE DISCURSIVE: POSTMODERNE – ENDE ODER VOLLENDUNG DER MODERNE? LXIX<br />

bestimmenden Maßstab erhebt. An<strong>der</strong>s als Spaemann begreift er die <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne aber weniger<br />

als das +Ende <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nität*, das die Chance e<strong>in</strong>er +Rückkehr zum Heiligen* (Bell) bietet,<br />

son<strong>der</strong>n er sieht <strong>in</strong> ihr vielmehr die Gefahr für e<strong>in</strong> +despotische[s] Erstarken <strong>der</strong> Technologie*<br />

(ebd.; S. 32). In dieser Argumentationsfigur zeigt sich zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Berührungspunkt mit<br />

Baudrillard. Auch dieser sprach schließlich von e<strong>in</strong>em Zerbersten <strong>der</strong> Transzendenz und <strong>der</strong><br />

+Agonie des Realen* (1978) im Zeitalter des Simulakrums, <strong>in</strong> dem Wirklichkeit immer mehr<br />

zur technologisch generierten Wirklichkeit +mutiert* (siehe S. LVf.). Baudrillard ist zwar <strong>der</strong><br />

primären <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne zuzurechnen, doch tritt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Denken deutlich zutage, was Kamper<br />

als (posthistoristische) +Dehnung <strong>der</strong> Katastrophe* bezeichnet (vgl. Nach <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne; S.<br />

170). Diese entspr<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sicht, +daß menschliche Erkenntnis ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Wahl hat […],<br />

als auch das, was sie vernichtet, noch zu erfassen* (ebd.; S. 168).<br />

<strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne ersche<strong>in</strong>t hier als +Zeitalter des Epilogs* (Sloterdijk), und e<strong>in</strong> solches Denkmotiv<br />

f<strong>in</strong>det sich ohne Zweifel auch bei Vattimo, <strong>der</strong> ja e<strong>in</strong>e +Ontologie des Verfalls* aufstellte und<br />

das +Ende <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne* zur Tatsache erklärte (siehe S. Lf.). Nach Sloterdijk ist aber für das<br />

mo<strong>der</strong>ne Bewußtse<strong>in</strong> schon <strong>der</strong> Begriff +<strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne* Herausfor<strong>der</strong>ung genug:<br />

+Für die Mo<strong>der</strong>ne ist <strong>der</strong> bloße Gedanke an e<strong>in</strong>e <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne illegitim und schockierend, weil ihrem<br />

Selbstverständnis gemäß <strong>der</strong> Nachfolger <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne nie e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er se<strong>in</strong> kann als wie<strong>der</strong>um die<br />

Mo<strong>der</strong>ne […]* (Nach <strong>der</strong> Geschichte; S. 272)<br />

Es muß daher nicht verwun<strong>der</strong>n, wenn gerade die Verfechter <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne und des mit ihr<br />

verbundenen Aufklärungsgedankens dem <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>nismus skeptisch gegenüberstehen. Doch<br />

ist hier auch das Bewußtse<strong>in</strong> für die +Dialektik <strong>der</strong> Aufklärung* (Horkheimer/Adorno 1944)<br />

wach. Dies ist zum großen Teil das Verdienst <strong>der</strong> Kritischen Theorie, die sich zwar immer<br />

als Emanzipationswissenschaft verstand, aber <strong>in</strong> ihrer +Kritik <strong>der</strong> <strong>in</strong>strumentellen Vernunft*<br />

(Horkheimer 1947) <strong>der</strong> Gegenwart (ähnlich wie Zimmerli) zum resignierenden Urteil gelangt,<br />

daß e<strong>in</strong>e Vernunft, die nur dem technischen Sachzwang gehorcht und sich alle<strong>in</strong>e am Nützlichen<br />

orientiert, totalitär geworden ist (siehe auch S. XXXII). Die angebliche Vielfalt <strong>der</strong> Warenwelt<br />

ist nur (ästhetischer) Sche<strong>in</strong> und <strong>in</strong> Wa(h)rheit gilt e<strong>in</strong>e Dom<strong>in</strong>anz des Identischen: +Kultur<br />

heute schlägt alles mit Ähnlichkeit* (Dialektik <strong>der</strong> Aufklärung; S. 128).<br />

Horkheimer und Adorno hatten deshalb die Hoffnung auf die Transzendierung <strong>der</strong> gesell-<br />

schaftlichen Realität durch e<strong>in</strong>e (kritische) Vernunft weitgehend aufgegeben. An<strong>der</strong>s Jürgen

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