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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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LXVIII POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

<strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne, son<strong>der</strong>n für <strong>der</strong>en Vertreter gilt es vielmehr, Wi<strong>der</strong>sprüche auszuleben und<br />

auszuhalten. Die <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne-Vokabel ist hier deshalb <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Projektion <strong>der</strong><br />

Hoffnung auf die Restauration e<strong>in</strong>er religiös-ideell fundierten und <strong>in</strong>spirierten Gesellschaft<br />

<strong>der</strong> Synthese und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit. Dieser <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>nismus prämo<strong>der</strong>ner Prägung ist ke<strong>in</strong> aus-<br />

schließlich deutsches Phänomen. Er zeigt sich ebenfalls, wenn beispielsweise Fre<strong>der</strong>ick Turner<br />

130<br />

von e<strong>in</strong>er Wie<strong>der</strong>geburt religiöser Werte spricht (vgl. Rebirth of Value; S. 83ff.) o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen Spielarten des Kommunitarismus. 131<br />

WIDER DIE BELIEBIGKEIT – DIE SKEPTISCHE POSTMODERNE<br />

Die euphorische <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne prämo<strong>der</strong>ner Prägung lehnte das plural(istisch)e <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne-<br />

Konzept <strong>der</strong> primären und sekundären <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne ab. In dieser Ablehnung trifft sie sich<br />

mit <strong>der</strong> hier darzustellenden skeptischen <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne, die sich allerd<strong>in</strong>gs selbst nicht als<br />

zur <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne gehörig begreift. Um es jedoch noch e<strong>in</strong>mal klar zu sagen: Auch e<strong>in</strong>e <strong>Post</strong>-<br />

mo<strong>der</strong>nismus-skeptische Denkhaltung ist zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er H<strong>in</strong>sicht Ausdruck und Element<br />

<strong>der</strong> +<strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne*. Denn die ablehnende Haltung gegenüber dem <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>nismus und<br />

die Heftigkeit <strong>der</strong> Reaktionen auf se<strong>in</strong>e Entwürfe erklärt sich gerade aus dem Bewußtse<strong>in</strong>,<br />

daß es mit dem Gewesenen e<strong>in</strong> für alle Mal vorbei se<strong>in</strong> könnte. Dieses Bewußtse<strong>in</strong> spricht<br />

auch Walther Zimmerli aus, wenn er beklagt:<br />

+In <strong>der</strong> Tat spricht vieles dafür, daß wir es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne mit e<strong>in</strong>er Auflösung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit und<br />

e<strong>in</strong>er Ersetzung <strong>der</strong>selben durch Vielheit und Buntheit zu tun haben. Alle alten Werte, alles Heilige<br />

und Überlieferte sche<strong>in</strong>t entwertet zu se<strong>in</strong> […]* (Das antiplatonische Experiment; S. 19)<br />

Wie bei Spaemann, Hübner und Koslowski zeigt sich im Denken Zimmerlis e<strong>in</strong> (christlich<br />

geprägter) Prämo<strong>der</strong>nismus. Die +postmo<strong>der</strong>ne* Pluralität ist Zimmerli aber nicht nur suspekt,<br />

son<strong>der</strong>n ersche<strong>in</strong>t ihm geradezu als Chimäre, und er betont, daß Vielheit +immer und unablösbar<br />

an die E<strong>in</strong>heit geknüpft* ist (ebd.; S. 19). Dies gilt auch für die (postmo<strong>der</strong>ne) Gegenwart:<br />

+Statt im Bereich des theoretisch-praktisch-religiös Ideellen f<strong>in</strong>det sich diese E<strong>in</strong>heit nun auf<br />

<strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Ersche<strong>in</strong>ungen.* (Ebd.; S. 21)<br />

Darum ist <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne für Zimmerli gleichbedeutend mit e<strong>in</strong>em technologischen Zeitalter,<br />

<strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> gigantisches +antiplatonisches Experiment* stattf<strong>in</strong>det, das die +Techno-Logik* zum

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