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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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76 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

14. Das nur mehr +sporadische* Auftreten von BSE, das die Graphik, auf die ich verwiesen habe, für die Geburtsjahrgänge<br />

1990/91 und 1991/92 suggeriert, ist allerd<strong>in</strong>gs tatsächlich wohl eher darauf zurückzuführen, daß die meisten Tiere<br />

erst im Alter von etwa 5 Jahren BSE entwickeln. Trotzdem ist, wenn man diesen Medianwert zur Grundlage nimmt,<br />

das Abs<strong>in</strong>ken beim Jahrgang 1989/90 e<strong>in</strong>igermaßen aussagekräftig, und auch e<strong>in</strong>e Aufschlüsselung nach Altersklassen<br />

– die diese Verzerrung umgeht – zeigt, daß die Erkrankungszahlen deutlich zurückg<strong>in</strong>gen (vgl. Wilesmith: Recent<br />

Observations on the Epidemiology of Bov<strong>in</strong>e Spongiforme Encephalopathy; Tab. 4.2; S. 47). Daß überhaupt auch nach<br />

dem Tiermehl-Verfütterungsverbot von 1988 geborene Tiere noch an BSE erkrank(t)en, wird neben <strong>der</strong> illegalen<br />

Verfütterung von Tiermehl-Restbeständen auf e<strong>in</strong>e vertikale (vom Muttertier auf das Kalb erfolgende) Übertragung<br />

zurückgeführt – obwohl es für diesen Infektionsweg bisher zum<strong>in</strong>dest ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen wissenschaftlichen Belege<br />

gibt (vgl. Bradley: Bov<strong>in</strong>e Spongiform Encephalopathy Distribution and Update on Some Transmission and Decontam<strong>in</strong>ation<br />

Studies; S. 18f.).<br />

15. Die Tabelle ist, da sie, wie angegeben, weitgehend aus e<strong>in</strong>er Prus<strong>in</strong>er-Veröffentlichung von mir übernommen<br />

wurde, +prionentheoretisch e<strong>in</strong>gefärbt* (siehe zur Prionentheorie auch me<strong>in</strong>e untenstehenden Ausführungen). Für<br />

e<strong>in</strong>e neutralere und detaillierte Beschreibung vgl. Brown/Gajdusek: The Human Spongiform Encephalopathies.<br />

16. In Großbritannien starben zwischen 1990 und 1994 durchschnittlich etwa 0,7 Personen pro e<strong>in</strong>e Million E<strong>in</strong>wohner<br />

und Jahr an CJK – das ist zwar nicht über dem weltweiten Durchschnitt, stellt aber e<strong>in</strong>e recht deutliche Steigerung<br />

im Vergleich zur Vergangenheit (1985–89: 0,46) dar (vgl. Will: Incidence of Creutzfeldt-Jakob Disease <strong>in</strong> the European<br />

Community; Tab 27.5, S. 368). E<strong>in</strong>e Aufschlüsselung <strong>der</strong> Fälle (1990–95) nach Berufsgruppen zeigt, daß tatsächlich<br />

britische Farmer mit e<strong>in</strong>er hochgerechneten Rate von 4,1 Fällen pro e<strong>in</strong>e Million E<strong>in</strong>wohner bei den diagnostizierten<br />

CJK-Fällen stark überrepräsentiert waren. Viel dramatischer war das CJK-Risiko allerd<strong>in</strong>gs ansche<strong>in</strong>end für Vikare (Rate:<br />

11,8), Berufsfahrern (Rate: 8,2) o<strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>ern und Sanitätern (Rate: 5,7). (Vgl. ebd.; Tab 27.8, S. 372)<br />

An<strong>der</strong>erseits muß bei diesem Rechenspiel angemerkt werden, daß so kle<strong>in</strong>e Fallzahlen natürlich ke<strong>in</strong>e verläßlichen<br />

Hochrechnungen erlauben. Erkrankt z.B. auch nur e<strong>in</strong> Angehöriger e<strong>in</strong>es extrem seltenen Berufs, so ergibt die<br />

Hochrechnung zwangsläufig e<strong>in</strong>e dramatische Erkrankungsrate <strong>in</strong> dieser Berufsgruppe (wie z.B. im Fall <strong>der</strong> Vikare,<br />

wo nur zwei Erkrankte für die hohe Rate verantwortlich s<strong>in</strong>d). Die allgeme<strong>in</strong> erhöhten Fallzahlen <strong>in</strong> Großbritannien<br />

schließlich lassen sich auch auf die größere Aufmerksamkeit für und die größere Bekanntheit von CJK gerade durch<br />

die Medienberichterstattung zurückführen. Aufgrund e<strong>in</strong>er ähnlichen Symptomatik kann CJK nämlich z.B. auch leicht<br />

mit <strong>der</strong> Alzheimer-Erkrankung verwechselt werden (die von manchen Wissenschaftlern sogar ursächlich <strong>in</strong> die Nähe<br />

von SE-Erkrankungen gebracht wird). Es mag also <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit (und sogar heute) e<strong>in</strong>e ganze Reihe von nicht<br />

erkannten Fällen geben haben bzw. geben.<br />

17. Bei BSE zeigen sich nach dem Anfärben deutlich sichtbare Eiweißablagerungen vor allem im neuronalen Gewebe.<br />

Diese sog. +Plaques* bzw. Amyloide (so genannt nach <strong>der</strong> eigentlich zum Stärke-Nachweis gebrauchten Anfärbemethode)<br />

werden bei CJK normalerweise nicht im selben Ausmaß angetroffen bzw. konnten <strong>in</strong> manchen Fällen sogar erst mit<br />

verfe<strong>in</strong>erten Nachweismethoden gefunden werden. Zudem handelte es sich bei den an dieser neuen Variante erkrankten<br />

Personen auch überwiegend um sehr junge Personen – was für CJK eher untypisch ist.<br />

18. Man unterscheidet zwischen e<strong>in</strong>er +horizontalen* Übertragung von e<strong>in</strong>em Herdentier auf das an<strong>der</strong>e und <strong>der</strong><br />

+vertikalen* Übertragung vom Muttertier auf das Kalb.<br />

19. +Begrenzt* und +unter Schwierigkeiten* deshalb, weil im Labor meist <strong>der</strong> Weg e<strong>in</strong>er direkten Injektion <strong>in</strong>s Hirn<br />

(also direkt und mit vergleichsweise hohen Dosen von <strong>in</strong>fektiösem Material) beschritten wird und nicht e<strong>in</strong>mal das<br />

<strong>in</strong> allen Fällen zu e<strong>in</strong>er Erkrankung führt (vgl. z.B. Tell<strong>in</strong>g et al.: Decipher<strong>in</strong>g Prion Diseases with Transgenic Mice; S.<br />

205ff.). Prus<strong>in</strong>er, <strong>der</strong> maßgebliche Vertreter <strong>der</strong> +Prionentheorie* (siehe unten), führt dies darauf zurück, daß nur<br />

relativ homolog gebaute Prion-Prote<strong>in</strong>e (die er für Enzephalopathien wie Scrapie, CJK o<strong>der</strong> BSE verantwortlich macht)<br />

das zelluläre Eiweiß <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e pathogene Form umwandeln können (vgl. Prionen-Erkrankungen; S. 50f.).<br />

20. Die Studie von Fraser et al. wurde bereits 1988 durchgeführt. In <strong>der</strong> Zwischenzeit wurde e<strong>in</strong>e Übertragbarkeit<br />

auch auf Schafe, Ziegen, Schwe<strong>in</strong>e, Krallenaffen und Nerze gezeigt (vgl. Bradley: Bov<strong>in</strong>e Spongiform Encephalopathy<br />

Distribution and Update on Some Transmission and Decontam<strong>in</strong>ation Studies; Tab. 2.1, S. 15).<br />

21. Mittlerweile gibt es zwei +Nature*-Veröffentlichungen, die fast schon als +Beweis* für die Übertragbarkeit von<br />

BSE auf den Menschen gewertet werden können (vgl. Bruce et al.: Transmissions to Mice Indicate that ›New Variant‹<br />

CJD is Caused by the BSE Agent sowie Hill et al.: The Same Prion Stra<strong>in</strong> Causes vCJD and BSE).

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