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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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A: ANMERKUNGEN 73<br />

+Teilsystemen* des sozialen Systems zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> (und zum Gesamtsystem) abzielt (vgl. Soziale Integration und<br />

System<strong>in</strong>tegration).<br />

82. Melucci weist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auf das +Dilemma <strong>der</strong> abhängigen Partizipation* h<strong>in</strong>: Die (erwünschte)<br />

Ausweitung <strong>der</strong> Partizipation <strong>in</strong> pluralistischen Gesellschaften macht e<strong>in</strong>e parallele Ausweitung <strong>der</strong> bürokratischen<br />

Koord<strong>in</strong>ation notwendig, die die Partizipationsmöglichkeiten wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>schränkt. Zusätzlich nennt Melucci das<br />

+Dilemma <strong>der</strong> Surplus -Variabilität*, das durch die Notwendigkeit konstanten Wandels und die gleichzeitige Notwendigkeit,<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Stabilität <strong>der</strong> Normen und Prozeduren zu gewährleisten, entsteht, sowie das +Dilemma <strong>der</strong> Unbestimmbarkeit<br />

<strong>der</strong> letzten Ziele*, das dadurch zustande kommt, daß die Zahl <strong>der</strong> zu treffenden Entscheidungen steigt, es allerd<strong>in</strong>gs<br />

immer schwieriger wird zu bestimmen, welche Entscheidungen wirklich essentiell s<strong>in</strong>d. (Vgl. Nomads of the Present;<br />

S. 169f.)<br />

83. Wenn man, an<strong>der</strong>s als Appadurai, mehr den Blick auf die +fortgeschrittenen* Regionen wirft, so kann man me<strong>in</strong>er<br />

Ansicht nach feststellen, daß auch dort Ideen von außen aufgenommen wurden – z.B. aus dem Buddhismus, dem<br />

Taoismus und von sog. +primitiven* Kulturen etc. Aber auch im Westen hat natürlich e<strong>in</strong>e +Indigenisierung* dieser<br />

(vorwiegend religiösen) +Ideoscapes* stattgefunden: Die +fremden* Vorstellungen werden an den eigenen Kontext<br />

angepaßt. Man kann me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach sogar soweit gehen, zu behaupten, daß e<strong>in</strong>e +kulturelle Ausbeutung* vorgenommen<br />

wird, <strong>in</strong>dem die (materiell und strukturell überlegenen) +Ideensucher* des Westens <strong>in</strong> die Welt ausströmen<br />

und alles (ungefragt) für ihr eklektisches +New-Age-Denken* vere<strong>in</strong>nahmen, während die Armen materiell wie ideell<br />

auf das Lokale beschränkt bleiben (vgl. hierzu auch me<strong>in</strong>en Essay: Die globale Klasse).<br />

84. Appadurai legt hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dar, daß das Verhältnis von Staat und Nation <strong>der</strong>zeit immer größere Probleme<br />

aufwirft: Nationen (bzw. ethnische Gruppierungen) versuchen sich als separate Staaten zu etablieren, und souveräne<br />

Staaten versuchen umgekehrt sich als (e<strong>in</strong>heitliche) Nationen darzustellen. In diesem +Kampf* zwischen Staaten und<br />

Nationen spielen +Ideoscapes* (wie die Nationen-Idee selbst) und +Mediascapes* (z.B. zur symbolischen Pazifierung<br />

von separatistischen Bewegungen) e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Aber auch die Ströme von Personen, Kapital und Technologien,<br />

für die die Grenzen <strong>der</strong> Staaten zum<strong>in</strong>dest zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad durchlässig se<strong>in</strong> müssen, dürfen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Analyse<br />

nicht vernachlässigt werden, denn sie öffnen gleichzeitig die Türe für neue Herausfor<strong>der</strong>ungen des Nationalstaats,<br />

wie z.B. <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a, wo mit den westlichen Waren und <strong>der</strong> Freihandelsideologie auch <strong>der</strong> Demokratiegedanke importiert<br />

wurde.<br />

85. Wie bereits dargelegt (siehe S. 187), ist Individualisierung für mich <strong>der</strong> Ausdruck e<strong>in</strong>es bestimmten Niveaus von<br />

Differenzierung (und gleichzeitig dabei auch an e<strong>in</strong>e +materielle Basis* gekoppelt).<br />

86. Wenn ich hier von e<strong>in</strong>er +funktional differenzierter Gesellschaft* spreche, so me<strong>in</strong>e ich damit e<strong>in</strong>e Gesellschaft,<br />

die +so tut*, als ob sie funktional differenziert wäre. Das bedeutet, sie weist auf bestimmten Ebenen tatsächlich Merkmale<br />

funktionaler Differenzierung auf, wie z.B. e<strong>in</strong>e formale Trennung <strong>der</strong> Sphären <strong>Politik</strong>, Recht, Wissenschaft etc., und<br />

diese formale Trennung wird (zum Zweck <strong>der</strong> Deflexion) auch häufig +demonstriert*. An<strong>der</strong>erseits bestehen +untergründige*<br />

(Inter-)Dependenzen, wie beispielsweise die selbst von Luhmann gesehene Schließung im Exklusionsbereich. Funktionale<br />

Differenzierung, so wie sie sich +real* darstellt, hat damit primär ideologischen wie praxologischen Charakter.<br />

87. Mit diesem Begriff rekurriere ich auf Peter Gross (vgl. Die Multioptionsgesellschaft).<br />

88. Me<strong>in</strong>e +Excursion Term<strong>in</strong>ale* wird sich dieser Frage, allerd<strong>in</strong>gs auf eher philosophisch-abstrakter Ebene, ausführlicher<br />

widmen. Im Vorgriff auf me<strong>in</strong>e dortigen Ausführungen möchte ich jedoch schon hier klarstellen, daß <strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>genzbegriff<br />

für mich sowohl Unbestimmbarkeit auf <strong>der</strong> Grundlage des Vorhandense<strong>in</strong>s verschiedener Möglichkeiten, wie die<br />

gleichzeitige Begrenztheit (Kont<strong>in</strong>gentierung) dieser Möglichkeiten ausdrückt (vgl. hierzu auch me<strong>in</strong>en Aufsatz: Die<br />

kont<strong>in</strong>gente Gesellschaft).<br />

89. Was die Problematik <strong>der</strong> postmo<strong>der</strong>nen Identität betrifft, so möchte ich darauf hier nicht näher e<strong>in</strong>gehen, son<strong>der</strong>n<br />

verweise auf die diversen Beiträge <strong>in</strong> dem von He<strong>in</strong>er Keupp und Renate Höfer herausgegebenen Sammelband<br />

+Identitätsarbeit heute* (1997) sowie auf die Ausführungen von Anthony Elliot (vgl. Subject to Ourselves – Social Theory,<br />

Psychoanalysis and <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>nity).<br />

90. Wie dargelegt, geht Individualisierung mit e<strong>in</strong>em Wertewandel und e<strong>in</strong>er Transformation <strong>der</strong> politischen Kultur<br />

e<strong>in</strong>her.

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