Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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70 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE 49. Kapstein versucht in seinem in der Zeitschrift +Foreign Affairs* erschienenen Artikel (ganz der Wachstumsideologie verfallen) darzulegen, daß nur stärkeres Wachstum Beschäftigung sichern kann und Fortbildungsmaßnahmen, obwohl prinzipiell sinnvoll, nur dann anschlagen können, wenn der Motor der Wirtschaft läuft. Die Politik muß also auch in der momentan angespannten Haushaltslage in Ankurbelungsmaßnahmen investieren, wenn sie Beschäftigung sichern will. In diesem Zusammenhang weist er insbesondere darauf hin, daß keine direkte Korrelation zwischen Defizit-Politik und Inflation gegeben sei (vgl. Workers and the World Economy; S. 32ff.). Eine deutsche Übersetzung des Aufsatzes von Kapstein findet sich übrigens im unten erwähnten Sammelband +Die Zukunft von Arbeit und Demokratie*. 50. Mit +Bürgerarbeit* meint Beck freiwillige und projektorientierte gemeinnützige Arbeit unter der Regie von sog. +Gemeinwohlunternehmern*. Die Bürgerarbeit sollte gemäß Beck zwar belohnt, aber nicht (regulär) entlohnt werden. Zur materiellen Grundsicherung müßten die +Bürgerarbeiter* jedoch ein Bürgergeld in geringer Höhe (etwa auf dem Niveau der Sozialhilfe) erhalten. (Vgl. Modell Bürgerarbeit; insb. S. 128–133) 51. Es wird in diesem Zusammenhang von Befürwortern des Bürgergeld-Konzepts (wie z.B. auch Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman) häufig betont, daß ein Bürgergeld deshalb die Staatskasse nicht zusätzlich belasten würde, weil Ausgabenposten im Sozialetat wie Arbeitslosenunterstützung, Sozialhilfe, Ausbildungsförderung etc. dann entfallen könnten und der staatliche Verwaltungsaufwand auch weit geringer wäre als heute. So hat in einem Interview mit der +Zeit* auch erst jüngst wieder Joachim Mitschke argumentiert (vgl. Hoffmann: ›Wahl zwischen zwei Übeln‹), der dieses Modell für die Bundesrepublik schon seit langem propagiert. Bis aber die Verwaltungen tatsächlich so weit geschrumpft wären, daß sich relevante Einsparungen ergäben und das System sich eingespielt hätte, kämen auf die Staatskasse jedoch sicher immense Mehrausgaben zu – selbst wenn man die häufig geäußerte Kritik nicht teilt, daß ein pauschales Bürgergeld keinen Anreiz zur Beschäftigungssuche biete. 52. Die öffentlichen Einnahmen (Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung) betrugen 1995 insgesamt 1.735,5 Mrd. DM. 53. Ganz ähnlich argumentiert übrigens auch Ralf Dahrendorf in seinem Beitrag in dem von Ulrich Beck herausgegeben Sammelband +Perspektiven der Weltgesellschaft* (1998). Dort heißt es: +Ein Wirtschaftsstandort ist nicht nur ein Ort der niedrigen Löhne und Steuern; in der Tat können entwickelte Länder am Ende möglicherweise nur durch Qualitäten konkurrenzfähig bleiben, die im weiten Sinne sozial sind.* (Anmerkungen zur Globalisierung; S. 48) 54. Man kann in diesem Zusammenhang auch auf die Argumentation von Luhmann zurückgreifen: Nach ihm führt die den klassischen industriegesellschaftlichen Institutionen zugrunde liegende Unterscheidung zwischen Arbeit und Kapital zu +sozialer Blockierung*, da die Problemlösung für die eine Seite das Problem für die andere ist und umgekehrt (vgl. Arbeit und Kapital; S. 57). Es handelt sich also um einen +unfruchtbaren Gegensatz*, der nicht aufgehoben werden kann. +Andererseits sind riesige Organisationen darauf eingespielt, sich diesem Gegensatz zuzuordnen* (ebd.; S. 58), die soziale Blockade ist also +institutionalisiert*. Luhmann tröstet sich allerdings mit der Feststellung, +daß die Gesellschaft mehr und mehr in der Lage ist, andere Unterscheidungen von dieser Unterscheidung zu unterscheiden und es damit ermöglicht, bei aller Einschätzung der Wichtigkeit von Kapital und von Arbeit als solchen die Unterscheidung von Arbeit und Kapital nur gelegentlich zu benutzen.* (Ebd.; S. 78) 55. Andere Elemente, bei denen sich eine gewisse Parallele zu Habermas zeigt (siehe unten), sind, daß Achinger im Zusammenhang mit dem sozialstaatlichen Interventionismus von einer +Umwandlung der Lebensformen* spricht (so die Überschrift zum zweiten Teil seiner Abhandlung) und auch er die Gefahr einer +Gesellschaftskrise* durch Verrechtlichungsprozesse gegeben sieht. Denn er interpretiert die Sozialpolitik (aus seiner eher konservativen Sicht) weniger als (geglückte) Konfliktbeilegung, sondern vielmehr als eine +Versteinerung* der sozialen Kämpfe und versteht diese folglich als +Symptom tiefer gesellschaftlicher Unruhe* (vgl. Sozialpolitik als Gesellschaftspolitik; S. 132). 56. Entpolitisierung ist im Kontext des deflexiven Gebrauchs des Rechts durch die Politik natürlich genau erwünscht, kann aber (siehe unten) auch dazu führen, daß diese sich selbst entmachtet. 57. Ralf Dahrendorf, auf den ich mich hier beziehe, subsumiert – seine Argumentation aus dem Band +Lebenschancen* (1972) aufgreifend – Anrechte zusammen mit Angeboten (d.h. Wahlmöglichkeiten) unter den Begriff der Optionen und stellt diesem den Begriff der Ligaturen (Anbindungen) gegenüber, welche den Optionen erst Sinn geben und die er im kulturellen Bereich verortet (vgl. Der moderne soziale Konflikt; 39ff.). Ich möchte allerdings (wie im Text dargelegt) im Gegensatz dazu betonen, daß auch Anrechte selbst eine zentrale Ligatur darstellen.

A: ANMERKUNGEN 71 58. Eigentlich handelt es sich hier um die (erweiterte) Textfassung von zwei Vorträgen (aus einer Reihe von vieren), die Heidegger 1949/50 unter dem unbescheidenen Titel +Einblicke in das was ist* in Bremen gehalten hat. 59. In seiner historischen Untersuchung über die moderne +Megamaschine* und +Megatechnologie* entfaltet Mumford eine ambivalente Sicht der technischen Fortschritts, welcher der Menschheit einerseits mächtige Instrumente in die Hand gegeben hat, andererseits aber auch eine Schattenseite der Gewalt und Zerstörung in sich birgt. 60. Anders bemerkt hierzu: +Unser Leib von heute ist der von gestern […] Er ist morphologisch konstant; moralisch gesprochen unfrei, widerspenstig und stur; aus der Perspektive der Geräte gesehen: konservativ, unprogressiv, antiquiert […] Kurz: die Subjekte von Freiheit und Unfreiheit sind ausgetauscht. Frei sind die Dinge: unfrei ist der Mensch.* (Die Antiquiertheit des Menschen; Band 1, S. 33). +Dem entspricht nun […], daß die Elastizitäts- bzw. Starre-Grade der Vermögen differieren; daß also nicht nur das Volumen dessen, was wir herstellen, tun oder denken können, größer ist als das Volumen dessen, was unsere Vorstellung oder gar unser Fühlen leisten kann; sondern, daß das Volumen des Machens und des Denkens ad libitum ausdehnbar ist, während die Ausdehnbarkeit des Vorstellens ungleich geringer bleibt; und die des Fühlens im Vergleich damit geradezu starr zu bleiben scheint.* (Ebd.; S. 270f.) 61. Die Titelseite von +Die neuen Grenzen des Wachstums* (1992) nennt nunmher als Autor(in) an erster Stelle nicht Dennis sondern Donella Meadows. 62. +Politik als Ritual* (1990) wurde aus zwei Originalschriften Edelmans +kompiliert*: +The Symbolic Uses of Politics* (1964) sowie +Politics as Symbolic Action, Mass Arousal and Quiescence* (1971). 63. Edelman knüpft in diesem Zusammenhang auch an Abraham Moles’ Differenzierung zwischen semantischer und ästhetischer Information an (vgl. Informationstheorie und ästhetische Wahrnehmung; Abschnitt V), und stellt heraus, daß gerade die ästhetische Information wesentlich zu den politischen Situationsdeutungen beiträgt (Vgl. Politik als Ritual; S. 96). 64. Der Begriff Handlungsschein wurde mit dem Begriff der Praxologie parallelisiert, weil sich dies in Analogie zu den von mir hier ergänzend vorgeschlagenen Neologismen +Optologie* und +Logologie* anbot – obwohl der Begriff der Praxologie natürlich, so wie ich ihn sonst verwende, optologische und logologische Deflexion (in Meyers Terminologie: Augen- und Sprachschein) mit einschließt. 65. Peters ist im Rahmen seiner Argumentation sozusagen zwischen Luhmann und Habermas angesiedelt. 66. Wenn Meyer sich in seiner Kritik der funktionalistischen Argumentationsweise allerdings primär auf Sarcinelli bezieht (siehe zu dessen Position auch hier S. 173f.), so tut er diesem damit meiner Meinung nach allerdings Unrecht (für Luhmann selbst würde diese Einschränkung weniger gelten). Zwar ist es richtig, daß Sarcinelli die Unerläßlichkeit der Symbolisierung in der politischen Kommunikation herausstellt. So bemerkt er seinem abschließenden Resümee des Bandes +Symbolische Politik* (1987): +Die Untersuchung der Kommunikationsbeziehungen zwischen den politischen Akteuren und den Bürgern […] zeigt unverkennbar, daß Symbolisierung ein unerläßliches Instrument des kommunikativen Loyalitätsmanagements ist. Durch den Einsatz politischer Symbole und durch symbolische Handlungen werden komplexe politische Interaktionslagen vereinfacht ausgedrückt und als Einheit erlebbar. Das Bewußtsein wird dadurch entlastet, daß symbolische ›Verdichtungen‹ gleichsam als Wahrnehmungsfilter die Fähigkeit steigern, sich bei hoher Informationsund Kommunikationsdichte zu orientieren.* (S. 240f.) Gleich im Anschluß an jene Sätze folgt jedoch auch eine kritische Einschätzung dieser Entwicklung: +Dabei drängt sich der Eindruck auf, daß sich die Rolle des Bürgers weitgehend darinerschöpft,Objektanthropologischerundsozialpsychologischer,kommunikations- undsprachstrategischerKalküle zu sein.* (Ebd.; S. 241) 67. Meyer weist auf den Widerspruch hin, daß Baudrillards These vom Simulakrum (bzw. ihre Formulierung) unmöglich wäre, wenn sie wahr wäre. Denn wenn die reale Welt schon in der Medien-Simulation aufgegangen wäre, wie Baudrillard behauptet, so könnte auch Baudrillards Denken sich dieser Vereinnahmung nicht entziehen (vgl. Inszenierung des Scheins; S. 194f.). Er übersieht in dieser Kritik jedoch, daß Baudrillard von einer ironischen Distanz der Theorie ausgeht, die es ihr erlaubt, als +fatale Strategie* zu wirken, die die Hyperrealität des Simulakrum durchdringt (siehe S. 63f.). 68. Hartley stellt heraus, daß Bilder erstens an sich politisch sind und sie zweitens insbesondere dazu dienen, politische Inhalte in die private Sphäre zu transportieren. Insoweit ist die Verbindung zwischen Bildsymbolen und Politik enger als gemeinhin angenommen (vgl. The Politics of Pictures; insb. Kap. 2).

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49. Kapste<strong>in</strong> versucht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitschrift +Foreign Affairs* erschienenen Artikel (ganz <strong>der</strong> Wachstumsideologie<br />

verfallen) darzulegen, daß nur stärkeres Wachstum Beschäftigung sichern kann und Fortbildungsmaßnahmen, obwohl<br />

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<strong>in</strong> <strong>der</strong> momentan angespannten Haushaltslage <strong>in</strong> Ankurbelungsmaßnahmen <strong>in</strong>vestieren, wenn sie Beschäftigung sichern<br />

will. In diesem Zusammenhang weist er <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e darauf h<strong>in</strong>, daß ke<strong>in</strong>e direkte Korrelation zwischen Defizit-<strong>Politik</strong><br />

und Inflation gegeben sei (vgl. Workers and the World Economy; S. 32ff.). E<strong>in</strong>e deutsche Übersetzung des Aufsatzes<br />

von Kapste<strong>in</strong> f<strong>in</strong>det sich übrigens im unten erwähnten Sammelband +Die Zukunft von Arbeit und Demokratie*.<br />

50. Mit +Bürgerarbeit* me<strong>in</strong>t Beck freiwillige und projektorientierte geme<strong>in</strong>nützige Arbeit unter <strong>der</strong> Regie von sog.<br />

+Geme<strong>in</strong>wohlunternehmern*. Die Bürgerarbeit sollte gemäß Beck zwar belohnt, aber nicht (regulär) entlohnt werden.<br />

Zur materiellen Grundsicherung müßten die +Bürgerarbeiter* jedoch e<strong>in</strong> Bürgergeld <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Höhe (etwa auf dem<br />

Niveau <strong>der</strong> Sozialhilfe) erhalten. (Vgl. Modell Bürgerarbeit; <strong>in</strong>sb. S. 128–133)<br />

51. Es wird <strong>in</strong> diesem Zusammenhang von Befürwortern des Bürgergeld-Konzepts (wie z.B. auch Wirtschaftsnobelpreisträger<br />

Milton Friedman) häufig betont, daß e<strong>in</strong> Bürgergeld deshalb die Staatskasse nicht zusätzlich belasten würde, weil<br />

Ausgabenposten im Sozialetat wie Arbeitslosenunterstützung, Sozialhilfe, Ausbildungsför<strong>der</strong>ung etc. dann entfallen<br />

könnten und <strong>der</strong> staatliche Verwaltungsaufwand auch weit ger<strong>in</strong>ger wäre als heute. So hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview mit<br />

<strong>der</strong> +Zeit* auch erst jüngst wie<strong>der</strong> Joachim Mitschke argumentiert (vgl. Hoffmann: ›Wahl zwischen zwei Übeln‹), <strong>der</strong><br />

dieses Modell für die Bundesrepublik schon seit langem propagiert. Bis aber die Verwaltungen tatsächlich so weit<br />

geschrumpft wären, daß sich relevante E<strong>in</strong>sparungen ergäben und das System sich e<strong>in</strong>gespielt hätte, kämen auf die<br />

Staatskasse jedoch sicher immense Mehrausgaben zu – selbst wenn man die häufig geäußerte Kritik nicht teilt, daß<br />

e<strong>in</strong> pauschales Bürgergeld ke<strong>in</strong>en Anreiz zur Beschäftigungssuche biete.<br />

52. Die öffentlichen E<strong>in</strong>nahmen (Bund, Län<strong>der</strong>, Geme<strong>in</strong>den und Sozialversicherung) betrugen 1995 <strong>in</strong>sgesamt 1.735,5<br />

Mrd. DM.<br />

53. Ganz ähnlich argumentiert übrigens auch Ralf Dahrendorf <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Beitrag <strong>in</strong> dem von Ulrich Beck herausgegeben<br />

Sammelband +Perspektiven <strong>der</strong> Weltgesellschaft* (1998). Dort heißt es: +E<strong>in</strong> Wirtschaftsstandort ist nicht nur e<strong>in</strong> Ort<br />

<strong>der</strong> niedrigen Löhne und Steuern; <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat können entwickelte Län<strong>der</strong> am Ende möglicherweise nur durch Qualitäten<br />

konkurrenzfähig bleiben, die im weiten S<strong>in</strong>ne sozial s<strong>in</strong>d.* (Anmerkungen zur Globalisierung; S. 48)<br />

54. Man kann <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch auf die Argumentation von Luhmann zurückgreifen: Nach ihm führt<br />

die den klassischen <strong>in</strong>dustriegesellschaftlichen Institutionen zugrunde liegende Unterscheidung zwischen Arbeit und<br />

Kapital zu +sozialer Blockierung*, da die Problemlösung für die e<strong>in</strong>e Seite das Problem für die an<strong>der</strong>e ist und umgekehrt<br />

(vgl. Arbeit und Kapital; S. 57). Es handelt sich also um e<strong>in</strong>en +unfruchtbaren Gegensatz*, <strong>der</strong> nicht aufgehoben werden<br />

kann. +An<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d riesige Organisationen darauf e<strong>in</strong>gespielt, sich diesem Gegensatz zuzuordnen* (ebd.; S. 58),<br />

die soziale Blockade ist also +<strong>in</strong>stitutionalisiert*. Luhmann tröstet sich allerd<strong>in</strong>gs mit <strong>der</strong> Feststellung, +daß die Gesellschaft<br />

mehr und mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, an<strong>der</strong>e Unterscheidungen von dieser Unterscheidung zu unterscheiden und es damit<br />

ermöglicht, bei aller E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Wichtigkeit von Kapital und von Arbeit als solchen die Unterscheidung von<br />

Arbeit und Kapital nur gelegentlich zu benutzen.* (Ebd.; S. 78)<br />

55. An<strong>der</strong>e Elemente, bei denen sich e<strong>in</strong>e gewisse Parallele zu Habermas zeigt (siehe unten), s<strong>in</strong>d, daß Ach<strong>in</strong>ger im<br />

Zusammenhang mit dem sozialstaatlichen Interventionismus von e<strong>in</strong>er +Umwandlung <strong>der</strong> Lebensformen* spricht<br />

(so die Überschrift zum zweiten Teil se<strong>in</strong>er Abhandlung) und auch er die Gefahr e<strong>in</strong>er +Gesellschaftskrise* durch<br />

Verrechtlichungsprozesse gegeben sieht. Denn er <strong>in</strong>terpretiert die Sozialpolitik (aus se<strong>in</strong>er eher konservativen Sicht)<br />

weniger als (geglückte) Konfliktbeilegung, son<strong>der</strong>n vielmehr als e<strong>in</strong>e +Verste<strong>in</strong>erung* <strong>der</strong> sozialen Kämpfe und versteht<br />

diese folglich als +Symptom tiefer gesellschaftlicher Unruhe* (vgl. Sozialpolitik als Gesellschaftspolitik; S. 132).<br />

56. Entpolitisierung ist im Kontext des deflexiven Gebrauchs des Rechts durch die <strong>Politik</strong> natürlich genau erwünscht,<br />

kann aber (siehe unten) auch dazu führen, daß diese sich selbst entmachtet.<br />

57. Ralf Dahrendorf, auf den ich mich hier beziehe, subsumiert – se<strong>in</strong>e Argumentation aus dem Band +Lebenschancen*<br />

(1972) aufgreifend – Anrechte zusammen mit Angeboten (d.h. Wahlmöglichkeiten) unter den Begriff <strong>der</strong> Optionen<br />

und stellt diesem den Begriff <strong>der</strong> Ligaturen (Anb<strong>in</strong>dungen) gegenüber, welche den Optionen erst S<strong>in</strong>n geben und<br />

die er im kulturellen Bereich verortet (vgl. Der mo<strong>der</strong>ne soziale Konflikt; 39ff.). Ich möchte allerd<strong>in</strong>gs (wie im Text<br />

dargelegt) im Gegensatz dazu betonen, daß auch Anrechte selbst e<strong>in</strong>e zentrale Ligatur darstellen.

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