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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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A: ANMERKUNGEN 69<br />

Arbeitslosigkeit […] Es liegt vor allem daran, daß Arbeit e<strong>in</strong> Herrschafts<strong>in</strong>strument ist. Wenn sie ausgeht, verlieren<br />

die Herren <strong>der</strong> Arbeit das Fundament ihrer Macht.* (Wenn <strong>der</strong> Arbeitsgesellschaft die Arbeit ausgeht; S. 26) Ich möchte<br />

deshalb behaupten, daß es wohl ke<strong>in</strong> treffen<strong>der</strong>es Beispiel für e<strong>in</strong>e Praxologie im wahrsten S<strong>in</strong>n des Wortes gibt als<br />

die Erwerbsarbeit: Indem die Menschen täglich ihrer Arbeit nachgehen und ihren Lohn dafür erhalten, gerät es ihnen<br />

gar nicht mehr <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n, danach zu fragen, ob es wirklich so selbstverständlich ist, daß man sich se<strong>in</strong> Auskommen<br />

auf diese Art und Weise (d.h. über den Verkauf <strong>der</strong> eigenen Arbeitskraft) verdienen muß (was für an<strong>der</strong>e – nämlich<br />

die Kapitalbesitzer – schließlich nicht gilt). Gerade mit +mo<strong>der</strong>nen* Konzepten wie +corporate identity* und e<strong>in</strong>er<br />

stärkeren E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>in</strong> die Unternehmen, wird die kapitalistische Ordnung ver<strong>in</strong>nerlicht. Zudem<br />

erfolgt mit <strong>der</strong> Arbeit e<strong>in</strong>e wirksame Kontrolle über die Zeit und die Energie <strong>der</strong> Individuen. Man kann also durchaus<br />

verstehen, warum die <strong>Politik</strong> angesichts <strong>der</strong> hohen Arbeitslosenzahlen so besorgt ist. Am Ende kämen die Arbeitslosen<br />

noch auf den Gedanken, das bestehende System +abzuwählen*, das sie (aus <strong>der</strong> +Arbeitsgesellschaft*) exkludiert.<br />

41. Re<strong>in</strong>hard Kreckel weist allerd<strong>in</strong>gs unter Bezugnahme auf e<strong>in</strong> (schon relativ betagtes) Modell von Werner Sengenberger<br />

(vgl. Arbeitsmarktstruktur; <strong>in</strong>sb. Kap. IV) und verschiedene empirische Untersuchungen darauf h<strong>in</strong>, daß es auch <strong>in</strong><br />

Deutschland e<strong>in</strong>e Segmentierung des Arbeitsmarktes festzustellen ist – zwar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat nicht so sehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form e<strong>in</strong>er<br />

dualen Spaltung alsvielmehralsDreiteilungmitunterschiedlichen Chancen für Personen mit +Je<strong>der</strong>mann-Qualifikationen*,<br />

Personenmit+berufsfachlichenQualifikationen*undPersonenmit+betriebsspezifischen Qualifikationen*(vgl.Politische<br />

Soziologie <strong>der</strong> sozialen Ungleichheit; S. 194–198).<br />

42. Schweden hatte es hier durch se<strong>in</strong>e vergleichsweise kle<strong>in</strong>e Bevölkerungszahl e<strong>in</strong>facher als z.B. die Bundesrepublik.<br />

43. In diesem Sammelband wird die historische Entwicklung <strong>der</strong> Wohlfahrtsstaaten Schweden und Kanada, die nach<br />

Ansicht <strong>der</strong> beiden Herausgeber viele Geme<strong>in</strong>samkeiten aufweisen, dargestellt. Die aktuellen Wandlungen des<br />

Wohlfahrtssystem werden vor allem <strong>in</strong> den Beiträgen von Anna Hollan<strong>der</strong> (Social Policy – Aspects of the Relationship<br />

Between General Welfare and Welfare for People with Special Needs <strong>in</strong> Sweden) und von Byrden und Oliver (Canada/Sweden<br />

– Welfare States <strong>in</strong> Trouble) thematisiert.<br />

44. Reich verwendet natürlich den Begriff +Re-Kommodifizierung* nicht explizit. Wenn er allerd<strong>in</strong>gs im untenstehenden<br />

Zitat von den Kenntnissen und Fähigkeiten <strong>der</strong> Bürger e<strong>in</strong>es Landes als dessen Grundkapital spricht, so bedeutet dies<br />

allerd<strong>in</strong>gs nichts an<strong>der</strong>es, als daß er erkannt hat, daß menschliche Kopfarbeit zu e<strong>in</strong>er gefragten Ware <strong>in</strong> <strong>der</strong> (zukünftigen)<br />

post<strong>in</strong>dustriellen globalen Ökonomie werden wird – während an<strong>der</strong>e (die über ke<strong>in</strong> relevantes +know how* verfügen)<br />

ihre Arbeitskraft zu e<strong>in</strong>em weit ger<strong>in</strong>geren Entgelt verkaufen werden müssen.<br />

45. E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit wäre nach Reich die Transformation <strong>der</strong> USA zu e<strong>in</strong>er Nation <strong>der</strong> Symbol-Analytiker<br />

(vgl. Die neue Weltwirtschaft; S. 278). Allerd<strong>in</strong>gs taucht hier me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach das offensichtliche Problem auf,<br />

daß selbst <strong>der</strong> globale Bedarf an Symbol-Analytikern wohl dafür nicht ausreichend hoch wäre und auch an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong><br />

solche Symbol-Analyse-Initiativen starten könnten. Zudem bräuchten die Symbol-Analytiker zur Befriedigung ihrer<br />

Bedürfnisse unbed<strong>in</strong>gt lokale +Dienstleistungssklaven*. Doch woher dann nehmen?<br />

46. Reich, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Ausführungen primär auf die USA bezieht, me<strong>in</strong>t, daß ke<strong>in</strong> Land mehr Symbol-Analytiker<br />

+besitzt* als die Vere<strong>in</strong>igten Staaten – und diese seien +auf bestimmte geographische ›Nester‹ konzentriert, wo sie<br />

mit an<strong>der</strong>en Symbol-Analytikern […] zusammen leben, arbeiten und lernen. Die Städte und Regionen, <strong>in</strong> denen<br />

sie sich gehäuft angesiedelt haben […] stehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen Welt <strong>in</strong> hoher Wertschätzung: Los Angeles <strong>in</strong> Musik und<br />

Film; die Umgebung von San Francisco sowie Boston <strong>in</strong> Naturwissenschaften und Technik, New York und Chicago<br />

<strong>in</strong> Weltf<strong>in</strong>anzen […]* (Die neue Weltwirtschaft; S. 263). Diese Konzentration ist nach Reich nicht zufällig, denn Symbol-<br />

Analytiker brauchen die Kommunikation untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, um vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu lernen und um sich gegenseitig zu befruchten.<br />

Deshalb me<strong>in</strong>t er wohl, daß sie, auch wenn man sie mit hohen Steuern belegen würde, nicht aus diesen Zentren<br />

verschw<strong>in</strong>den würden. Doch hier schil<strong>der</strong>t Reich e<strong>in</strong>e Welt <strong>der</strong> Vergangenheit. Es wird künftig wohl <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Bereich<br />

nur mehr e<strong>in</strong> Zentrum geben, und über die neuen Kommunikationsnetze wird globaler Gedankenaustausch sehr<br />

e<strong>in</strong>fach dezentral zu realisieren se<strong>in</strong>.<br />

47. Z<strong>in</strong>n zitiert Zahlen <strong>der</strong> OECD, die zwischen 1960 und 1987 e<strong>in</strong>en Anstieg des Beschäftigungsanteils des Dienstleistungssektors<br />

von 45,1% auf 59,1% nennen (vgl. Auf dem Weg <strong>in</strong> die tertiäre Krise?; Tab. 2, S. 63). Auch <strong>der</strong> Anteil<br />

des Dienstleistungssektor am Sozialprodukt stieg (siehe S. 81).<br />

48. Rifk<strong>in</strong> hält Anomie für e<strong>in</strong>e direkte Folge von Arbeitslosigkeit.

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