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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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A: ANMERKUNGEN 65<br />

KAPITEL 3: DIE ANTINOMIEN +KLASSISCHER* POLITIK IN DER GLOBALEN RISIKOGESELLSCHAFT<br />

1. Luttwak spricht im Zusammenhang von Globalisierung und dem Aufstieg <strong>der</strong> asiatischen NICs von e<strong>in</strong>em neuen<br />

Kampf um die <strong>in</strong>dustrielle Vormachtstellung (vgl. Weltwirtschaftskrieg; Kap. 1). Bei se<strong>in</strong>er eher oberflächlich-plakativen<br />

Analyse geht es ihm primär darum, herauszuf<strong>in</strong>den, was dagegen getan werden kann, daß die USA (wie von ihm<br />

befürchtet) zu e<strong>in</strong>em Dritte-Welt-Land degenerieren.<br />

2. Arbeitsplätze s<strong>in</strong>d deshalb so zentral, weil gerade <strong>der</strong> Kampf um das <strong>in</strong>ternationale Investitionskapital zu Steuerzugeständnissen<br />

zw<strong>in</strong>gt, so daß Steuere<strong>in</strong>nahmen fast nur noch aus <strong>der</strong> Besteuerung <strong>der</strong> Arbeitnehmere<strong>in</strong>kommen<br />

fließen (siehe dazu auch S. 219).<br />

3. Es war Marcos’ Hilferuf und Informationspolitik über das Internet, die die Weltöffentlichkeit erstmals auf den Konflikt<br />

<strong>in</strong> Chiapas, <strong>der</strong> 1994/95 zu e<strong>in</strong>em Aufstand <strong>der</strong> dortigen Bevölkerung gegen die mexikanische Zentralregierung führte,<br />

aufmerksam machte.<br />

4. Bienefeld argumentiert <strong>in</strong> diesem im +Socialist Register 1994* veröffentlichten Artikel (ganz orthodox-sozialistisch)<br />

mit <strong>der</strong> Ineffizienz und Instabilität e<strong>in</strong>es ungeregelten Kapitalismus, und wie McEwan (ebenda und ebenso orthodoxsozialistisch)<br />

aufweist, ist beson<strong>der</strong>s die Produktion von Ungleichheit, die mit dem aktuellen Globalisierungsprozeß<br />

verbunden ist (siehe auch S. 82–89), kontraproduktiv für weiteres Wachstum, da sie die Absatzmöglichkeiten schwächt<br />

(vgl. Globalisation and Stagnation; S. 134ff.).<br />

5. Dallemagne legt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schrift, die aus den 70er Jahren stammt, dar, daß <strong>in</strong>terventionistische <strong>Politik</strong> durch die<br />

Internationalisierungsprozesse vor e<strong>in</strong>em großen Problem steht. Denn diese beseitigen die Asymmetrien des <strong>in</strong>ternationalen<br />

Handels, die die Wi<strong>der</strong>sprüche <strong>der</strong> kapitalistischen Produktion auf nationaler Ebene lange Zeit überdecken konnten.<br />

6. Das Argument von den sozialen Kosten, die die <strong>in</strong>dividuelle Nutzenmaximierung aufbürdet, ist unmittelbar e<strong>in</strong>leuchtend:<br />

Die Automobil<strong>in</strong>dustrie will Autos verkaufen und die durch Werbung kaufwillig gemachten +freien* Bürger for<strong>der</strong>n<br />

+freie Fahrt!*. Die Infrastruktur dazu muß aber vom Staat bereitgestellt werden – zu Lasten an<strong>der</strong>er Aufgaben und<br />

von den ökologischen Folgekosten (die natürlich alle geme<strong>in</strong>schaftlich zu tragen haben) ganz abgesehen (vgl. auch<br />

Soziale Grenzen des Wachstums; S. 156). Der Kapitalismus ist also nur bei <strong>der</strong> Produktion materieller Güter effizient,<br />

nicht aber, wenn es um soziale Güter (wie Gesundheit o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommensgerechtigkeit etc.) geht (vgl. ebd.; S. 223f.).<br />

Die an<strong>der</strong>e Seite <strong>der</strong> sozialen Grenzen des Wachstums liegt, was weniger offen zutage tritt, im Wachstum <strong>der</strong> Ungleichheit.<br />

Denn <strong>in</strong> den westlichen Industriestaaten hat sich, worauf im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Individualisierungsthese <strong>in</strong> Abschnitt<br />

2.5 e<strong>in</strong>gegangen wurde, das Wohlstandsniveau drastisch erhöht. Diese Erhöhung h<strong>in</strong>g mit dem stattgefundenen<br />

Wirtschaftswachstum zusammen. Hirsch spricht jedoch von e<strong>in</strong>em +Loch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Überflußgesellschaft*: Denn obwohl<br />

(o<strong>der</strong> gerade weil) die absoluten E<strong>in</strong>kommen (als Konsumäquivalente für <strong>in</strong>dustrielle Massengüter) allgeme<strong>in</strong> steigen<br />

bzw. damals noch stiegen, gibt es e<strong>in</strong>e relative Entwertung dieser E<strong>in</strong>kommen. Knappe Güter (Hirsch zählt vor allem<br />

zeit<strong>in</strong>tensive Dienstleistungen dazu) verteuern sich nämlich gleichzeitig und können von immer weniger Menschen<br />

<strong>in</strong> Anspruch genommen werden. Das läßt die sozialen Ungleichheiten wie<strong>der</strong> hervortreten und e<strong>in</strong> +unproduktiver*<br />

Verteilungskampf setzt e<strong>in</strong> (vgl. ebd.; S. 150ff.). Es ist bezüglich <strong>der</strong> Verknappungshypothese von Hirsch allerd<strong>in</strong>gs<br />

kritisch anzumerken, daß die Rationalisierung <strong>der</strong> Produktion e<strong>in</strong> immenses Arbeitskräftepotential freisetzt, was, durch<br />

die zunehmende Konkurrenz am Arbeitsmarkt, gerade Dienstleistungen verbilligt. Zudem können viele Dienstleistungen<br />

durch mo<strong>der</strong>ne technische Geräte und Infrastruktur substituiert werden.<br />

7. Der (exzessive, nicht regulierte) Wettbewerb <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er globalisierten Ökonomie stößt gemäß den Thesen <strong>der</strong> +Gruppe<br />

von Lissabon* vor allem an vier strukturelle Grenzen: 1. die wirtschaftlichen Turbulenzen, die er zwangsläufig bewirkt,<br />

2. Die sozio-ökonomischen Ungleichheiten, die er <strong>in</strong>nerhalb (aber auch zwischen) Staaten produziert, 3. die Umweltzerstörungen,<br />

die er als +Nebenprodukt* hervorruft und 4. die sozial nicht legitimierte Macht, die e<strong>in</strong>em politisch<br />

nicht gesteuerten ökonomischen System zukommt (vgl. Grenzen des Wettbewerbs; S. 140). Das hat e<strong>in</strong>e ganze Reihe<br />

von negativen Auswirkungen: die Priorität technischer Systeme, den Vorrang kurzfristiger F<strong>in</strong>anzüberlegungen, die<br />

För<strong>der</strong>ung globaler Oligopole etc. (vgl. ebd; S. 144).<br />

8. Weitere Beispiele für aktuelle Veröffentlichungen dieses Tenors s<strong>in</strong>d Vivian Forresters kritische Anmerkungen zum<br />

+Terror <strong>der</strong> Ökonomie* und John Sauls Buch +Der Markt frißt se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>* (beide 1997). Der von Alan Scott heraus-

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