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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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ENTRÉE DISCURSIVE: POSTMODERNE – ENDE ODER VOLLENDUNG DER MODERNE? LVII<br />

Kont<strong>in</strong>uität des Wi<strong>der</strong>spruchs von Arbeit und Kapital. Dieser Kont<strong>in</strong>uität stehen auch die umfang-<br />

reichen strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen nicht entgegen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat stattgefunden haben, son<strong>der</strong>n<br />

diese s<strong>in</strong>d vielmehr <strong>der</strong> Ausdruck <strong>der</strong> fortbestehenden Dom<strong>in</strong>anz <strong>der</strong> kapitalistischen Entwick-<br />

lungslogik: Vor allem sei e<strong>in</strong> Bestreben auszumachen, durch Marktorganisation und staatliche<br />

Globalregelungen (im Rahmen von Konzepten wie +planification* o<strong>der</strong> +mixed economy*)<br />

jene durch die <strong>in</strong>härenten Wi<strong>der</strong>sprüche des Kapitalismus erzeugten Krisentendenzen politisch<br />

aufzufangen (vgl. ebd.; S. 18–25).<br />

Ganz ähnlich argumentiert Jürgen Habermas: Die Wi<strong>der</strong>sprüche des Marktes zwangen zur<br />

Intervention des Staates, um das System stabil zu halten (vgl. Legitimationsprobleme im<br />

Spätkapitalismus; S. 50f.). Der Grundwi<strong>der</strong>spruch des kapitalistischen Systems konnte so zwar<br />

zeitweilig überdeckt, jedoch nicht gelöst werden. Dieser Grundwi<strong>der</strong>spruch führt dazu, +daß<br />

[…] entwe<strong>der</strong><br />

• das ökonomische System das erfor<strong>der</strong>liche Maß an konsumierbaren Waren nicht erzeugt<br />

[ökonomische Krise], o<strong>der</strong><br />

• das adm<strong>in</strong>istrative System das erfor<strong>der</strong>liche Maß an rationalen Entscheidungen nicht her-<br />

vorbr<strong>in</strong>gt [Rationalitätskrise], o<strong>der</strong><br />

• das legitimatorische System das erfor<strong>der</strong>liche Maß an generalisierten Motivationen nicht<br />

beschafft [Legitimationskrise], o<strong>der</strong><br />

• das soziokulturelle System das erfor<strong>der</strong>liche Maß an handlungsmotivierendem S<strong>in</strong>n nicht<br />

generiert [Motivationskrise].* (Ebd.; S. 72)<br />

Während im spätkapitalistischen Staat gemäß Habermas ökonomische und Rationalitätskrisen<br />

(die zu e<strong>in</strong>er Systemkrise führen) weniger relevant s<strong>in</strong>d, treten umso mehr Legitimations- und<br />

Motivationskrisen <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund (vgl. ebd.; 128ff.). Diese Identitätskrisen eröffnen die<br />

vage Möglichkeit für e<strong>in</strong> historisch neues Organisationspr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er +<strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne*, die<br />

von Habermas damals (1972) noch eher positiv als Ablösung <strong>der</strong> hochkulturellen Entwick-<br />

lungsstufe <strong>der</strong> Menschheit verstanden wird (vgl. ebd.; S. 30f.). 114<br />

Wenn allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegenwart von den Zusammenhängen zwischen <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne und<br />

Spätkapitalismus die Rede ist, so s<strong>in</strong>d weniger Offe o<strong>der</strong> Habermas die Bezugspunkte des<br />

Diskurses, als vielmehr die Ausführungen des Literaturwissenschaftlers und Leiters des +Center

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