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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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A: ANMERKUNGEN 53<br />

171. Latour hat für die sozio-technischen Hybride <strong>in</strong> +Wir s<strong>in</strong>d nie mo<strong>der</strong>n gewesen* (<strong>in</strong> Anschluß an Michel Serre)<br />

die Bezeichnung +Quasi-Objekte* (bzw. Quasi-Subjekte) e<strong>in</strong>geführt, +denn sie nehmen we<strong>der</strong> die für sie von <strong>der</strong><br />

Verfassung [<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne] vorgesehene Position von D<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>, noch die von Subjekten* (S. 71).<br />

172. Veblen sah e<strong>in</strong>e reelle Möglichkeit für e<strong>in</strong>en positiven Wandel <strong>der</strong> amerikanischen Gesellschaft, die er als labil<br />

und krisenhaft betrachtete, nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dustriell-technischen Revolution, die von den Technikern angeführt werden<br />

und (im Gegensatz zum Markt- und Geld-gesteuerten +Preis-System*) auf Rationalität gegründet se<strong>in</strong> sollte.<br />

173. Ellul gebraucht den Ausdruck +l’homme-mach<strong>in</strong>e*, was e<strong>in</strong>e Anspielung auf die gleichnamige Schrift des französischen<br />

Arztes de La Mettrie (1709–51) darstellt. Dieser hatte die Auffassung vertreten, <strong>der</strong> Mensch sei nur e<strong>in</strong>e Art lebende<br />

Masch<strong>in</strong>e (vgl dazu auch die entsprechende Fußnote auf S. 395 <strong>in</strong>: The Technological Society). Im Kontrast dazu me<strong>in</strong>t<br />

Ellul aber wirklich so etwas wie e<strong>in</strong> Hybridwesen, wenn er von e<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dung von Mensch und Masch<strong>in</strong>e spricht<br />

(vgl. ebd.).<br />

174. Neil <strong>Post</strong>man geht sogar noch weiter und spricht (<strong>in</strong> kritischer Übertreibung) für die (postmo<strong>der</strong>ne) Gegenwart<br />

<strong>der</strong> amerikanischen Gesellschaft von <strong>der</strong> Herrschaft e<strong>in</strong>es +Technopols*: +Das Technopol beseitigt die Alternativen,<br />

die es zu ihm gibt […] Es drängt sie nicht <strong>in</strong> die Illegalität, auch nicht <strong>in</strong> die Immoralität. Es macht sie nicht e<strong>in</strong>mal<br />

unpopulär. Es macht sie e<strong>in</strong>fach unsichtbar und damit irrelevant. Und dies gel<strong>in</strong>gt ihm, <strong>in</strong>dem es das, was wir unter<br />

Religion, Kunst, Familie, <strong>Politik</strong>, Geschichte […] verstehen, neu def<strong>in</strong>iert, <strong>der</strong>gestalt, daß die Def<strong>in</strong>itionen schließlich<br />

den Anfor<strong>der</strong>ungen des Technopols genügen. Mit an<strong>der</strong>en Worten, das Technopol ist die totalitär gewordene<br />

Technokratie.* (Das Technopol; S. 56f.)<br />

175. Diese Diskussion fand vorwiegend während <strong>der</strong> 60er und 70er Jahre statt. E<strong>in</strong>en Überblick vermitteln die Bände<br />

+Texte zur Technokratiediskussion* (1970), herausgegeben von Claus Koch und Dieter Senghaas, und +Technokratie<br />

als Ideologie* (1973), herausgeben von Hans Lenk.<br />

176. Die Veröffentlichung des Manuskripts erfolgte allerd<strong>in</strong>gs erst 1919.<br />

177. Diese Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung ist <strong>in</strong> dem Band +Der Positivismusstreit <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Soziologie* (geme<strong>in</strong>sam<br />

herausgegeben von Theodor W. Adorno, Hans Albert, Ralf Dahrendorf, Jürgen Habermas, Harald Pilot und Karl Raimund<br />

Popper 1969) dokumentiert.<br />

178. Der Fokus verschiebt sich nach Beck <strong>in</strong> <strong>der</strong> Risikogesellschaft von den Produktionsverhältnissen (Reichtumsverteilung)<br />

zu den Def<strong>in</strong>itionsverhältnissen: das Wissen um Risiken und die Macht, diese zu def<strong>in</strong>ieren (vgl. Gegengifte; S. 211ff.).<br />

Klaus Dörre, <strong>der</strong> mit Beck über Beck h<strong>in</strong>ausgehen will, kritisiert <strong>in</strong> diesem Zusammenhang allerd<strong>in</strong>g me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung<br />

nach zu Recht, daß hierbei <strong>der</strong> kapitalistische Kontext, <strong>in</strong> dem Risiken <strong>in</strong> unserer Gesellschaft erzeugt werden, ausgeblendet<br />

bleibt (vgl. Schafft die autoritäre Technokratie sich selbst ab?).<br />

179. Ich möchte an dieser Stelle noch e<strong>in</strong>mal betonen, daß ich nicht an e<strong>in</strong>e autonome o<strong>der</strong> verselbständigte Technik<br />

glaube. Jede Technik bedarf <strong>der</strong> sozialen Verankerung und ihrer permanenten Stabilisierung. Technologien s<strong>in</strong>d deshalb<br />

immer mit Interessen verknüpft. Oft entsteht jedoch, wie ich mit Habermas feststellen möchte, e<strong>in</strong> Sche<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Verselbständigung. Nehmen wir das Beispiel des Computer-Betriebssystems MS- bzw. PC-DOS. Dieses wurde 1981<br />

vom Computer-Giganten IBM von <strong>der</strong> bis dah<strong>in</strong> eher kle<strong>in</strong>en Firma +Microsoft* lizenziert und deshalb zum De-facto-<br />

Standard <strong>in</strong> <strong>der</strong> Computer-Welt (vgl. Sand: IBM; Kap. 8). Lei<strong>der</strong> hatte dieses Betriebssystem e<strong>in</strong>ige Schwächen: u.a.<br />

e<strong>in</strong>e sehr schnell zum Problem gewordene Begrenzung auf 64 kB große Blöcke bei <strong>der</strong> Adressierung von Speicher<br />

(vgl. z.B. Schnupp: Standard-Betriebssysteme; S. 169). Da aber an<strong>der</strong>erseits e<strong>in</strong>e große Zahl von Benutzern dieses<br />

System anwandte, war es nicht möglich, sich ohne weiteres von ihm zu verabschieden und e<strong>in</strong> neues e<strong>in</strong>zuführen.<br />

Verbesserungen mußten immer auf dem alten System aufbauen bzw. damit kompatibel se<strong>in</strong>, da e<strong>in</strong> Interesse <strong>der</strong><br />

Benutzer bestand, ihre bereits getätigten Investitionen zu schützen. Das Betriebssystem MS-DOS hatte, um mit Hughes<br />

zu sprechen, durch die Vielzahl se<strong>in</strong>er Benutzer und <strong>der</strong> auf ihm aufbauenden Komponenten +Momentum* gewonnen.<br />

Von Autonomie o<strong>der</strong> Selbstläufigkeit kann jedoch nicht die Rede se<strong>in</strong>. Nur das Interesse <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> an Kompatibilität<br />

und die Markt-Macht des Lizenznehmers IBM sicherte se<strong>in</strong>en Fortbestand.<br />

180. Hier heißt es: +In the new age the very notion of ›expert‹ is called <strong>in</strong>to question […] the expert who is responsible<br />

for a discipl<strong>in</strong>ed def<strong>in</strong>ition of subject matter and for an ethically grounded, asymptotic approach to truth with<strong>in</strong> a<br />

subject is an anachronism.* (Arnay: Experts <strong>in</strong> the Age of Systems; S. 30)

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