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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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50 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

144. John Law spricht deshalb von STS: Science, Technology and Society. (Vgl. Monsters, Mach<strong>in</strong>es and Sociotechnical<br />

Relations; S. 2f.)<br />

145. In e<strong>in</strong>em Interview, das er <strong>der</strong> +Zeit* (Ausgabe vom 23.5.1997) gegeben hat, bemerkt Baudrillard übrigens sehr<br />

an Latours Thesen er<strong>in</strong>nernd: +Das gute alte klassische Subjekt ist zugunsten des Netzes, das über wirkliche Autonomie<br />

verfügt, verschwunden. Man könnte auch sagen, daß das Subjekt zugunsten e<strong>in</strong>es neuen Individuums verschwunden<br />

ist, das extrem technisiert und operationell geworden ist.* (S. 40)<br />

146. Hier heißt es: +We are all chimeras, theorized and fabricated hybrids of mach<strong>in</strong>e and organism; <strong>in</strong> short, we<br />

are cyborgs* (S. 150). Diese Hybridisierung wird von Haraway (im Gegensatz zu Baudrillard) begrüßt: +The cyborg<br />

is resolutely committed to partiality, irony, <strong>in</strong>timacy, and perversity. It is oppositional, utopian, and completely without<br />

<strong>in</strong>nocence* (ebd.; S. 151). +Cyborg imagery can help express two crucial arguments <strong>in</strong> this essay: first, the production<br />

of universal, totaliz<strong>in</strong>g theory is a major mistake that misses most of reality […], and second, tak<strong>in</strong>g responsibility for<br />

the social relations of science and technology means refus<strong>in</strong>g an anti-science metaphysics, a demonology of technology,<br />

and so means embrac<strong>in</strong>g the skilful task of reconstruct<strong>in</strong>g the boundaries of daily life, <strong>in</strong> partial connection with others,<br />

<strong>in</strong> communication with all of our parts.* (Ebd.; S. 181)<br />

147. Vom Sozialkonstruktivismus, wie ihn Harry Coll<strong>in</strong>s und se<strong>in</strong>e Kollegen vertreten, haben sich Callon und Latour<br />

aber explizit und sehr polemisch abgesetzt (vgl. Don’t Throw the Baby out with the Bath School!). Dieser ist für sie<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gegenüberstellung von Naturpol und Sozialpol steckengeblieben. Demgegenüber favorisieren Callon und<br />

Latour ihre Theorie <strong>der</strong> hybriden Akteur-Netzwerke.<br />

148. Callon betont, wie auch Law und Latour, daß er nicht nur Personen als mögliche Akteure verstanden wissen<br />

will, son<strong>der</strong>n daß es auch nicht-humane Akteure gibt. Da er jedoch, wie angemerkt, +Autorenschaft* zum Kriterium<br />

für den Akteursstatus macht, ist es me<strong>in</strong>es Erachtens zum<strong>in</strong>dest zweifelhaft, <strong>in</strong>wieweit man z.B. e<strong>in</strong>e Stanzmasch<strong>in</strong>e<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Aktie tatsächlich als Akteur bzw. Autor ansehen kann.<br />

149. In e<strong>in</strong>er früheren Arbeit def<strong>in</strong>ieren Callon und Law: +We def<strong>in</strong>e translation as a process <strong>in</strong> which sets of relations<br />

between projects, <strong>in</strong>terests, goals, and naturally occurr<strong>in</strong>g entities […] are proposed and brought <strong>in</strong>to be<strong>in</strong>g.* (On<br />

the Construction of Sociotechnical Networks; S. 59)<br />

150. Als Beispiel dient hier die +Electricité de France* und das von ihr propagierte Elektroauto. Ausführlicher wird<br />

dasselbe Beispiel durch Callon übrigens <strong>in</strong> dem Artikel +The Sociology of an Actor-Network: The Case of the Electric<br />

Vehicle* (1986) erläutert.<br />

151. Vgl. hierzu vor allem die Ausführungen von We<strong>in</strong>gart: ›Großtechnische Systeme‹ – E<strong>in</strong> Paradigma <strong>der</strong> Verknüpfung<br />

von Technikentwicklung und sozialem Wandel?<br />

152. Es handelt sich hier um e<strong>in</strong>e vom Pariser +Institut Pasteur* herausgegebene Veröffentlichung anläßlich des 100.<br />

Todestages von Louis Pasteur, die neben dem Text Latours zahlreiche Abbildungen enthält – deshalb me<strong>in</strong>e Charakterisierung<br />

als +Bildband*. Latour stellt hier schon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er dem Text vorangestellten +Warnung* klar, daß es ihm nicht<br />

noch e<strong>in</strong>mal darum geht, die heroischen Momente im Leben Pasteurs nachzuzeichnen. Vielmehr betrachtet er die<br />

Person Pasteurs als (charakteristische) Wi<strong>der</strong>spiegelung e<strong>in</strong>es Jahrhun<strong>der</strong>ts, das sich <strong>der</strong> Wissenschaft verschrieben<br />

hatte. Allerd<strong>in</strong>gs ist schon die Tatsache, daß er ausgerechnet über den +großen Pasteur* schreibt im genannten S<strong>in</strong>n<br />

zu kritisieren. Diese Fixierung auf erfolgreiche +Macher* und Technologien ist vielfach kritisiert worden und beruht<br />

wohl <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf Latours +Liebe* zu allem Technischen. Demgegenüber kann jedoch relativierend e<strong>in</strong>gewendet<br />

werden, daß Latour sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er jüngeren Arbeit – mit gleicher H<strong>in</strong>gabe – auch mit e<strong>in</strong>er gescheiterten Technologie<br />

(dem automatischen Transportsystem +Aramis*) ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gesetzt hat (vgl. Aramis or the Love of Technology).<br />

153. Giddens spricht deshalb auch von <strong>der</strong> Dualität von Strukturen, die e<strong>in</strong>erseits begrenzend wirken, an<strong>der</strong>erseits<br />

aber auch Handlungsmöglichkeiten eröffnen (vgl. Die Konstitution <strong>der</strong> Gesellschaft; S. 77f.).<br />

154. Im +eigentlichen* Konstruktivismus bzw. radikalen Konstruktivismus, <strong>der</strong> sich mit den Namen Varela, Maturana,<br />

Foerster und Glasersfeld usw. verb<strong>in</strong>det, besteht die Radikalität gerade dar<strong>in</strong>, daß er auf <strong>der</strong> Grundlage e<strong>in</strong>es epistemologischen<br />

Solipsismus zwar von <strong>der</strong> Unerkennbarkeit <strong>der</strong> Wirklichkeit ausgeht, aber doch die Existenz e<strong>in</strong>er Wirklichkeit<br />

annimmt (vgl. Schmidt: Der Radikale Konstruktivismus; S. 34ff.). So bemerkt etwa Glasersfeld, +daß alle me<strong>in</strong>e Aussagen<br />

über diese Wirklichkeit zu hun<strong>der</strong>t Prozent me<strong>in</strong> Erleben s<strong>in</strong>d. Daß dieses Erleben dann zusammenstimmt, das kommt

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