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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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A: ANMERKUNGEN 41<br />

die Möglichkeit zur (kostengünstigen) Produktionsverlagerung erhält (vgl. den Beitrag von Hoffmann: NAFTA – E<strong>in</strong><br />

Freihandelsabkommen ohne soziale Dimension).<br />

58. Das Abkommen von Lomé wurde 1975 zunächst zwischen <strong>der</strong> EG und 49 Staaten aus Afrika, <strong>der</strong> Karibik und<br />

<strong>der</strong> Pazifik-Region geschlossen und hatte ursprünglich nur e<strong>in</strong>e 5jährige Laufzeit. Inzwischen wurde es jedoch dreimal<br />

verlängert und auf <strong>in</strong>sgesamt 69 Staaten ausgedehnt.<br />

59. Beson<strong>der</strong>s zwiespältig ist dabei die For<strong>der</strong>ung nach <strong>in</strong>ternational geltenden Grundrechten für Arbeitnehmer. So<br />

weisen Rob Lampert und Donella Caspersz darauf h<strong>in</strong>, daß solche For<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Form des Protektionismus<br />

darstellen (vgl. International Labour Standards; S. 573ff.), an<strong>der</strong>erseits nur so die Position <strong>der</strong> Arbeitnehmer auf globaler<br />

Ebene und speziell <strong>in</strong> den NICs gestärkt werden kann (vgl. ebd.; S. 583ff.).<br />

60. Ganz ähnlich argumentiert übrigens auch Andrew Wyatt-Walter (vgl. Regionalism, Globalization, and World Economic<br />

Or<strong>der</strong>). Hier spricht er zusammenfassend davon, daß (ökonomische) Regionalisierung und Globalisierung eher symbiotische<br />

als gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gerichtete Prozesse darstellen (vgl. ebd.; S. 115).<br />

61. Die realistische Schule <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen <strong>Politik</strong> geht im wesentlichen auf Hans J. Morgenthau zurück. In<br />

se<strong>in</strong>em Buch +Politics Among Nations* (1978) nennt Morgenthau sechs Pr<strong>in</strong>zipien des +Realismus*: 1. geht <strong>der</strong> Realismus<br />

von <strong>der</strong> Annahme aus, daß die <strong>Politik</strong> von +objektiven Gesetzen* bestimmt wird, die ihre Grundlage <strong>in</strong> <strong>der</strong> menschlichen<br />

Natur haben; 2. vertritt <strong>der</strong> politische Realismus die Annahme, daß <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> Interessen mittels Macht durchgesetzt<br />

werden und deshalb die <strong>in</strong>ternationale <strong>Politik</strong> als Machtkampf (unter den Nationen) aufgefaßt werden kann; 3. ist<br />

<strong>der</strong> Realismus sich <strong>der</strong> Tatsache bewußt, daß die aktuellen Verhältnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen <strong>Politik</strong> zwar Ausdruck<br />

objektiver Gesetze s<strong>in</strong>d, daß trotzdem aber e<strong>in</strong> historischer Wandel dieser Verhältnisse grundsätzlich möglich ersche<strong>in</strong>t;<br />

4. wird die Ansicht vertreten, daß Staaten, an<strong>der</strong>s als Individuen, ihre <strong>Politik</strong> nicht alle<strong>in</strong>e an moralischen Pr<strong>in</strong>zipien<br />

ausrichten können, son<strong>der</strong>n immer auch die nationale Selbsterhaltung im Auge haben müssen; 5. lehnt <strong>der</strong> politische<br />

Realismus moralische Urteile im Kontext <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Beziehungen ab, da Gut und Böse <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> nicht<br />

e<strong>in</strong>deutig zu bestimmen s<strong>in</strong>d; 6. geht <strong>der</strong> politische Realismus von e<strong>in</strong>er getrennten Sphäre des Politischen aus. (Vgl.<br />

S. 4–15)<br />

62. Rosenau hat se<strong>in</strong>en Text noch vor den dramatischen Ereignissen des Jahres 1989 verfaßt, so daß er auf diesen<br />

Aspekt nur nachträglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kurzen Fußnote e<strong>in</strong>geht (vgl. Turbulence <strong>in</strong> World Politics; S. XVIII). Der Zusammenbruch<br />

des +sozialistischen* Systems wird von ihm deshalb nicht als e<strong>in</strong> Beispiel für die Turbulenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weltpolitik genannt,<br />

son<strong>der</strong>n wurde von mir als e<strong>in</strong> wichtiger Punkt ergänzt.<br />

63. Diese Dom<strong>in</strong>anz des Realismus gilt vor allem für die 50er und 80er Jahre. Wie auch aus den Ersche<strong>in</strong>ungsdaten<br />

<strong>der</strong> hier zitierten Werke deutlich wird, überwog <strong>in</strong> den 70er Jahren dagegen die +Interdependenz*-Perspektive. Derzeit,<br />

wie <strong>in</strong> den 60er Jahren, ist die (neo)realistische Sichtweise zwar noch immer weit verbreitet, doch auch an<strong>der</strong>e,<br />

+optimistischere* Interpretationen <strong>der</strong> Weltpolitik s<strong>in</strong>d stark vertreten.<br />

64. Der Neorealismus <strong>in</strong> den USA geht <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf Kenneth Waltz zurück. Mit <strong>der</strong> realistischen Schule teilt<br />

<strong>der</strong> Neorealismus die Fixierung auf den Nationalstaaten als primärere Akteure <strong>der</strong> Internationalen <strong>Politik</strong> und die<br />

Betonung <strong>der</strong> Kategorie <strong>der</strong> Macht (vgl. Morgenthau: Politics Among Nations; S. 29ff. und siehe auch Anmerkung<br />

61). An<strong>der</strong>s als im Realismus wird jedoch die stabilisierende Wirkung <strong>der</strong> Bipolarität betont (vgl. Waltz: Theory of<br />

International Politics; S. 199ff.).<br />

65. McGrews Artikel enthält nicht nur Zahlenmaterial, son<strong>der</strong>n bemüht sich im Gegenteil – wie schon <strong>der</strong> Titel andeutet<br />

– gerade um e<strong>in</strong>e Darstellung <strong>der</strong> verschiedenen Möglichkeiten zur theoretischen Konzeptionalisierung <strong>der</strong> Weltpolitik.<br />

Zur Ergänzung möchte ich den Aufsatz von John Vogler empfehlen, <strong>der</strong> ebenfalls e<strong>in</strong>en knappen, aber brauchbaren<br />

Überblick verschafft (vgl. The Structures of Global Politics).<br />

66. Beide Autoren beziehen sich ihrerseits auf die Daten des +Yearbook of International Organizations*.<br />

67. Clive Archer weist darauf h<strong>in</strong>, daß die Rolle <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Organisationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weltpolitik <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

auf drei unterschiedliche Weisen <strong>in</strong>terpretiert werden kann: Sie können als bloße Instrumente <strong>der</strong><br />

nationalstaatlichen <strong>Politik</strong> aufgefaßt werden (Realismus), sie können als Rahmen-bestimmende Arenen <strong>der</strong> nationalstaatlichen<br />

<strong>Politik</strong> betrachtet werden, o<strong>der</strong> man kann ihnen sogar e<strong>in</strong>e eigene Akteursqualität zuschreiben (vgl.

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