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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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22 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

46. Der volle Titel lautet +Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio* (Abhandlungen über die ersten zehn Bücher des<br />

Titus Livius).<br />

47. Machiavelli war u.a. auch als Komödienschriftsteller leidlich erfolgreich. Über die im folgenden gemachten Angaben<br />

zu Werk und Biographie h<strong>in</strong>ausreichend, f<strong>in</strong>den sich Informationen z.B. <strong>in</strong> F<strong>in</strong>k: Machiavelli – E<strong>in</strong>e Biographie. E<strong>in</strong>e<br />

sehr umfangreiche Monographie zum politischen Denken Machiavellis, die vor allem den Zeith<strong>in</strong>tergrund mit e<strong>in</strong>bezieht,<br />

hat Herfried Münkler verfaßt (Machiavelli – Die Begründung des politischen Denkens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neuzeit aus <strong>der</strong> Krise <strong>der</strong><br />

Republik Florenz).<br />

48. Der Umsturz <strong>in</strong> Florenz wird von dem Dom<strong>in</strong>ikanermönch Savonarola e<strong>in</strong>geleitet, mit dem sich Machiavelli allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht versteht. Deshalb kommt er erst nach dessen Tod 1498 politisch zum Zug.<br />

49. Dies ist e<strong>in</strong>e sehr berühmte Textstelle, <strong>der</strong>en weiterer Wortlaut Machiavellis negative Anthropologie gut zu illustrieren<br />

vermag. Dort heißt es: +Denn von den Menschen kann man im allgeme<strong>in</strong>en sagen, daß sie undankbar, wankelmütig,<br />

verlogen, heuchlerisch, ängstlich und raffgierig s<strong>in</strong>d. Solange du ihnen Vorteile verschaffst, s<strong>in</strong>d sie dir ergeben und<br />

bieten dir Blut, Habe, Leben und Söhne an, aber nur […], wenn die Not ferne ist. Rückt sie aber näher, so empören<br />

sie sich. E<strong>in</strong> Herrscher <strong>der</strong> nur auf ihre Versprechungen baut und sonst ke<strong>in</strong>e Vorkehrungen trifft, ist verloren […]<br />

Auch haben die Menschen weniger Scheu, gegen e<strong>in</strong>en beliebten Herrscher vorzugehen als gegen e<strong>in</strong>en gefürchteten;<br />

denn Liebe wird nur durch das Band <strong>der</strong> Dankbarkeit erhalten, das die Menschen <strong>in</strong>folge ihrer Schlechtigkeit bei<br />

je<strong>der</strong> Gelegenheit aus Eigennutz zerreißen. Furcht dagegen beruht auf <strong>der</strong> Angst vor Strafe, die den Menschen nie<br />

verläßt.* (Il Pr<strong>in</strong>cipe; S. 68f.)<br />

50. Das zeigt sich an folgen<strong>der</strong> Stelle beson<strong>der</strong>s deutlich: +[…] Da es aber me<strong>in</strong>e Absicht ist, etwas Brauchbares für<br />

den zu schreiben, <strong>der</strong> Interesse dafür hat, schien es mir zweckmäßiger, dem wirklichen Wesen <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge nachzugehen<br />

als <strong>der</strong>en Phantasiebild*, schreibt Machiavelli (Il Pr<strong>in</strong>cipe; S. 63).<br />

51. Zur (Vertrags)theorie von Hobbes ganz allgeme<strong>in</strong> vgl. Kerst<strong>in</strong>g: Thomas Hobbes zur E<strong>in</strong>führung sowie Weiß: Das<br />

philosophische System von Thomas Hobbes. Auch Ir<strong>in</strong>g Fetschers E<strong>in</strong>leitung zur (vielfach neu aufgelegten) Luchterhand-<br />

Ausgabe des +Leviathan* (1966) ist lesenswert. Die me<strong>in</strong>es Wissens nach neueste Darstellung zu Hobbes’ Leben und<br />

Werk stammt allerd<strong>in</strong>gs von Herfried Münkler (Thomas Hobbes). Älteren Datums, aber immer noch lesenswert ist<br />

die Arbeit von Tönnies (Thomas Hobbes’ Leben und Lehre).<br />

52. Ansätze e<strong>in</strong>er kontraktualistischen Argumentationsweise gibt es bei den Sophisten, vor allem aber im Denken<br />

des Sokrates (vgl. den bereits zitierten Dialog +Kriton*). E<strong>in</strong>en guten Überblick über das gesamte Spektrum <strong>der</strong> Vertragstheorie<br />

gibt übrigens Wolfgang Kerst<strong>in</strong>g <strong>in</strong> +Die Politische Philosophie des Gesellschaftsvertrags* (1992). Hier def<strong>in</strong>iert<br />

er: +Als Vertragstheorien bezeichnet man moral-, sozial- und politikphilosophische Konzeptionen, die die moralischen<br />

Pr<strong>in</strong>zipien des Handelns, die rationale Grundlage <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen gesellschaftlichen Ordnung und die Legitimationsbed<strong>in</strong>gungen<br />

politischer Herrschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hypothetischen, zwischen freien und gleichen Individuen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em wohldef<strong>in</strong>ierten Ausgangszustand geschlossenen Vertrag erblicken und damit die allgeme<strong>in</strong>e Zustimmungsfähigkeit<br />

zum fundamentalen normativen Gültigkeitskriterium erklären.* (S. 16f.) Das Vertragsargument glie<strong>der</strong>t sich dabei<br />

<strong>in</strong>dreiTeilargumente:dasVertrags<strong>in</strong>haltsargument,dasVertragssituationsargumentunddasVertragsbegründungsargument,<br />

die den Kriterien <strong>der</strong> Normativität, Moralität und Rationalität Rechnung tragen müssen (vgl. ebd.; S. 19–58).<br />

53. Johannes Althusius war e<strong>in</strong> calv<strong>in</strong>istischer Juraprofessor im naussauischen Herborn und übte großen E<strong>in</strong>fluß<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf die Nie<strong>der</strong>lande aus. Er faßt Volk und Staat als e<strong>in</strong>e organische Korporation auf, die vom Monarchen<br />

(als Repräsentant <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit) und den ständischen Organen (als Repräsentanten <strong>der</strong> Vielheit) zusammengehalten<br />

wird. Handelt <strong>der</strong> Monarch gegen die Regeln se<strong>in</strong>es Amtes, so sah Althusius e<strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>standsrecht gegeben. Hugo<br />

Grotius (Huigh de Groot) for<strong>der</strong>te dagegen (ähnlich wie Hobbes, <strong>der</strong> von ihm bee<strong>in</strong>flußt gewesen se<strong>in</strong> dürfte) im<br />

Interesse des politischen Friedens Gehorsam selbst gegenüber e<strong>in</strong>er Gewaltherrschaft. (Vgl. Schwan: Politische Theorien<br />

des Rationalismus und <strong>der</strong> Aufklärung; S.174–178)<br />

54. Hobbes bemerkt hierzu: +Die Geometer haben […] ihr Gebiet vortrefflich verwaltet; denn alles, was dem menschlichen<br />

Leben an Nutzen zufällt […] ist be<strong>in</strong>ahe nur <strong>der</strong> Geometrie zu verdanken […] Wenn die Moralphilosophen ihre Aufgabe<br />

mit gleichem Geschick gelöst hätten, so wüßte ich nicht, was <strong>der</strong> menschliche Fleiß darüber h<strong>in</strong>aus noch zum Glück<br />

<strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong> diesem Leben beitragen könnte. Denn wenn die Verhältnisse <strong>der</strong> menschlichen Handlungen mit<br />

<strong>der</strong> gleichen Gewißheit erkannt worden wären, wie es mit den Größenverhältnissen <strong>der</strong> Figuren geschehen ist, so<br />

würden Ehrgeiz und Habgier gefahrlos werden […] Wenn dagegen jetzt <strong>der</strong> Krieg […] ke<strong>in</strong> Ende nimmt, so s<strong>in</strong>d dies

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