09.12.2012 Aufrufe

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

A: ANMERKUNGEN 13<br />

89. Ähnliches gilt auch für Gilles Deleuze, doch ist zweifellos Derrida <strong>der</strong> bedeuten<strong>der</strong>e Denker – und hier lei<strong>der</strong><br />

auch nicht <strong>der</strong> Raum für e<strong>in</strong>e wirklich umfassende Darstellung <strong>der</strong> philosophischen <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne.<br />

90. Die Philosophie Derridas läßt sich <strong>in</strong>sgesamt gesehen als e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges, großes dekonstruktivistisches +Projekt* lesen.<br />

Und das Lesen <strong>der</strong> Philosophie als Text (<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verallgeme<strong>in</strong>erten S<strong>in</strong>n) ist dabei selbst Kernverfahren <strong>der</strong> Dekonstruktion.<br />

Dekonstruktion setzt nämlich gemäß Derrida bei Sprache an: +Ich habe irgendwo im Scherz gesagt, daß die beste<br />

Def<strong>in</strong>ition, die ich <strong>der</strong> Dekonstruktion geben könnte, die wäre, daß sie m<strong>in</strong>destens voraussetzt […], daß es Sprachen<br />

gibt.* (Gespräch Peter Engelmann‹s mit Derrida, zitiert nach Engelmann: <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne und Dekonstruktion; S. 25)<br />

91. Derrida verdeutlicht dies am Beispiel <strong>der</strong> detaillierten Analyse e<strong>in</strong>er Passage aus den +Meditationes*, wo sich Descartes<br />

über Traum und Irrtum äußert. In e<strong>in</strong>e ähnliche Richtung, d.h. auf e<strong>in</strong>e Erkenntnis <strong>der</strong> Potentiale des das Ich (und<br />

se<strong>in</strong>e Zwänge) verne<strong>in</strong>enden (Schizo-)Wahns<strong>in</strong>ns, zielt auch <strong>der</strong> +Anti-Ödipus* (1972) von Gilles Deleuze und Félix<br />

Guattari.<br />

92. In se<strong>in</strong>er +Devise* heißt es. +Im geduldigen Nachdenken und <strong>in</strong> <strong>der</strong> strengen Erforschung des Bereichs, <strong>der</strong> sich<br />

vorläufig noch Schrift nennt […] äußert sich vielleicht die Irre (errance) e<strong>in</strong>es Denkens, das treu und aufmerksam<br />

auf e<strong>in</strong>e unaufhaltsam kommende Welt gerichtet ist […]* (Grammatologie; S. 15).<br />

93. Zum Begriff <strong>der</strong> Differenz bei Derrida vgl. auch se<strong>in</strong> Essay +Die différance*. Diese ist im Unterschied zur différence<br />

nicht e<strong>in</strong>fach <strong>der</strong> Unterschied und die Abweichung, son<strong>der</strong>n die +différance ist […], was die Gegenwärtigung des<br />

gegenwärtig Seienden ermöglicht* auch wenn +sie sich nie als solche* gegenwärtigt (S. 80). Sie hat auch +we<strong>der</strong> Existenz<br />

noch Wesen* (ebd.) und ist +we<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Wort noch e<strong>in</strong> Begriff* (ebd.; S. 82). Was allerd<strong>in</strong>gs dieser mysteriöse Begriff<br />

konkret ausdrücken soll, bleibt (bewußt) schleierhaft.<br />

94. Mit dem Begriff des +Sprachspiels* bezieht er sich auf Wittgenste<strong>in</strong> (vgl. Philosophische Untersuchungen; S. 16f.).<br />

95. Der französische Orig<strong>in</strong>altitel von +Das postmo<strong>der</strong>ne Wissen* lautet +La condition postmo<strong>der</strong>ne*. Geme<strong>in</strong>t ist also<br />

nicht alle<strong>in</strong>e das Wissen (wenn es auch e<strong>in</strong>e zentrale Rolle <strong>in</strong> Lyotards Buch spielt), son<strong>der</strong>n die Bed<strong>in</strong>gungen, Verhältnisse,<br />

sprich: Die Verfassung <strong>der</strong> +postmo<strong>der</strong>nen* Gesellschaft <strong>in</strong>sgesamt.<br />

96. Das Buch wird im Vorwort als +Gelegenheitsarbeit* Lyotards charakterisiert, <strong>der</strong> sich hier auf die amerikanische<br />

<strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne-Debatte bezieht. Im Auftrag <strong>der</strong> Regierung von Quebec sollte Lyotard e<strong>in</strong>en Bericht über das +Wissen<br />

<strong>in</strong> den höchstentwickelten Gesellschaften* erarbeiten.<br />

97. Die Ergänzungen <strong>in</strong> Klammer wurden <strong>in</strong> Anlehnung an Welsch h<strong>in</strong>zugefügt (vgl. Unsere postmo<strong>der</strong>ne Mo<strong>der</strong>ne;<br />

S. 32).<br />

98. Dieser Text Lyotards ist se<strong>in</strong>e Reaktion auf die Adorno-Preis-Rede von Habermas, <strong>in</strong> <strong>der</strong> dieser die postmo<strong>der</strong>ne<br />

Philosophie als neokonservativ e<strong>in</strong>stuft (siehe S. XL).<br />

99. Wer an dieser Stelle e<strong>in</strong>e Beschäftigung mit dem philosophischen Hauptwerk Lyotards +Der Wi<strong>der</strong>streit* erwartete,<br />

den möchte ich auf den Abschnitt 1.5 vertrösten, wo es um den Horizont e<strong>in</strong>es postmo<strong>der</strong>nen Verständnisses von<br />

<strong>Politik</strong> gehen wird.<br />

100. Zum E<strong>in</strong>fluß Nietzsches auf das postmo<strong>der</strong>ne Denken vgl. z.B. Manschot: Nietzsche und die <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne Philosophie.<br />

Beson<strong>der</strong>s Heideggers Rolle wird dagegen bei Küchler (<strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>n Gam<strong>in</strong>g – Heidegger, Duchamp, Derrida) herausgearbeitet.<br />

101. Vattimo rezipiert – was ihm bewußt ist – Nietzsche und Heidegger allerd<strong>in</strong>gs durchaus selektiv.<br />

102. Er entlehnt diesen Begriff von Heidegger, weist aber darauf h<strong>in</strong>, daß er gedanklich an Nietzsche anschließt.<br />

103. Der Begriff an sich geht, wie Kamper aufweist, auf den französischen Soziologen Bouglé zurück, <strong>der</strong> schon 1901<br />

von +<strong>Post</strong>histoire* sprach (vgl. Nach <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne; S. 166). Gehlen, auf den im folgenden hauptsächlich e<strong>in</strong>gegangen<br />

werden wird, übernimmt den <strong>Post</strong>histoire-Begriff jedoch aus e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> den 50er Jahren veröffentlichten Werk des<br />

belgischen <strong>Politik</strong>ers und Philosophen Hendrik de Man, <strong>der</strong> sich wie<strong>der</strong>um auf den 1877 verstorbenen französischen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!