09.12.2012 Aufrufe

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

6 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

18. Vgl. z.B. Phänomenologie des Geistes; S. 394f. [548ff.].<br />

19. Habermas geht davon aus, daß es zuvor ke<strong>in</strong>e von <strong>der</strong> Privatsphäre getrennte Öffentlichkeit gegeben hat:<br />

+Öffentlichkeit als eigener, von e<strong>in</strong>er privaten Sphäre geschiedener Bereich läßt sich für die feudale Gesellschaft des<br />

hohen Mittelalters soziologisch, nämlich anhand <strong>in</strong>stitutioneller Kriterien, nicht nachweisen.* (Strukturwandel <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit; S. 60). Diese Aussage ersche<strong>in</strong>t mir fragwürdig, da es z.B. durchaus explizit öffentliche Institutionen<br />

wie Badehäuser o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit zur Verfügung stehende Backöfen gegeben hat (vgl. Mumford: Die Stadt;<br />

S. 334). Und auch den Individuen wird bewußt gewesen se<strong>in</strong>, wann sie sich im öffentlichen und wann sie sich im<br />

privaten Raum aufgehalten haben. Richtig ist jedoch, daß e<strong>in</strong>e stärkere Durchdr<strong>in</strong>gung bei<strong>der</strong> Bereiche gegeben war,<br />

<strong>in</strong>dem z.B. die Familie nicht jenen Intimbereich repräsentierte wie er es heute ist, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Haushalt die<br />

verschiedensten Personen (die Hausherrn, ihre Angehörigen, Ges<strong>in</strong>de, Gäste etc.) zusammenwohnten und häufig<br />

auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zimmer schliefen (vgl. ebd.; S. 328)<br />

20. Vgl. z.B. Palmade (Hg.): Das bürgerliche Zeitalter; S. 233–306.<br />

21. In Großbritannien wuchs die Bevölkerung alle<strong>in</strong>e zwischen 1820 und 1860 von 14,3 auf 23,2 Mio. Im deutschen<br />

Reichsgebiet gibt es verläßliche Zahlen für die Jahre 1816 und 1855. Hier steigerte sich die Bevölkerung von 23,5<br />

auf 34,6 Mio. Das bedeutet also Steigerungsraten <strong>in</strong>nerhalb von jeweils ca. 40 Jahren von 62,2 % (GB) bzw. 46,9%<br />

(deutsches Reichsgebiet). (Vgl. Köllmann: Bevölkerung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Revolution; S. 27)<br />

22. Comte war es, <strong>der</strong> den Begriff +Soziologie* prägte.<br />

23. Natürlich gab es auch fortschrittskritische Stimmen und zwar nicht zu knapp. Doch selbst wer, wie die +Cölnische<br />

Zeitung* vom 28. März 1819, gegen die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Gasbeleuchtung wettert, erkennt die revolutionierende Kraft<br />

<strong>der</strong> technischen Neuerungen an und sieht sich zudem gezwungen, +rationalisierende* Argumente dagegen vorzubr<strong>in</strong>gen:<br />

+Jede Straßenbeleuchtung durch Gas ist verwerflich: 1. aus theologischen Gründen, weil sie als E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die Ordnung<br />

Gottes ersche<strong>in</strong>t […] 2. aus juristischen Gründen, weil die Kosten <strong>der</strong> Beleuchtung durch <strong>in</strong>direkte Steuern aufgebracht<br />

werden sollen […] 3. aus mediz<strong>in</strong>ischen Gründen: die Öl- und Gasausdunstung wirkt nachteilig auf die Gesundheit<br />

schwachleibiger und zartnerviger Personen […] 4. aus philosophischen Gründen: […] Die künstliche Helle verscheucht<br />

<strong>in</strong> den Gemütern das Grauen vor <strong>der</strong> F<strong>in</strong>sternis, die die Schwachen vor mancher Sünde abhält […] 5. aus polizeilichen<br />

Gründen: sie macht die Pferde scheu und die Diebe kühn […] 6. aus staatswirtschaftlichen Gründen: für den Leuchtstoff<br />

Öl o<strong>der</strong> Ste<strong>in</strong>kohle geht jährlich e<strong>in</strong>e bedeutende Summe <strong>in</strong>s Ausland, wodurch <strong>der</strong> Nationalreichtum geschwächt<br />

wird […]* (Zitiert nach Pönicke: Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Europas im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t; S. 13f.)<br />

24. Vor allem aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kunst- und Architekturtheorie ist dies e<strong>in</strong>e gängige Datierung – freilich auf an<strong>der</strong>er, nämlich<br />

stildifferenzieren<strong>der</strong> Grundlage: So beg<strong>in</strong>nt die Geschichte <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kunst beispielsweise für Edward Lucie-Smith<br />

mit dem ersten öffentlichen Auftreten <strong>der</strong> Fauves 1905. Und unter mo<strong>der</strong>ner Architektur stellen wir uns noch immer<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Wohnqua<strong>der</strong> im sachlich-funktionellen +International-Style* vor. Zwar wird z.B. <strong>in</strong> Kenneth Framptons<br />

+kritischer Baugeschichte* <strong>der</strong> Ursprung <strong>der</strong> +Architektur <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne* bis zur Mitte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts zurückprojiziert<br />

(vgl. S. 8), doch liegt die erste Epoche <strong>der</strong> wirklich mo<strong>der</strong>n zu nennenden Architektur für die meisten Architekturtheoretiker<br />

nach dem 1. Weltkrieg (vgl. z.B. Joedicke: Architekturgeschichte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts; S. 12ff.).<br />

25. Zur Übersicht eignet sich am besten die Skizze am Ende des ersten Kapitels (S. 29) <strong>der</strong> +Work<strong>in</strong>g Papers*, das<br />

sich allerd<strong>in</strong>gs primär mit den psychologischen Aspekten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Handlungssituation befaßt. Weniger deutlich als <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> erwähnten Graphik tritt Parsons’ vierdimensionales Modell des Handlungsraumes <strong>in</strong> +Toward a General Theory<br />

of Action* zutage: Dort entwirft er se<strong>in</strong>e Theorie <strong>der</strong> +pattern variables* als dichotomes Schematisierungsraster <strong>der</strong><br />

möglichen Situationsorientierungen (affectivity vs. affective neutrality, self-orientation vs. collectivity-orientation,<br />

universalism vs. particularism, ascription vs. achievement, specificy vs. diffuseness), unterscheidet aber auch soziale<br />

Objekte (Individuen und Kollektive) von nicht-sozialen (physischen und kulturellen) Objekten, womit die vier zentralen<br />

Objekttypen bzw. Komponenten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Handlungssituation <strong>in</strong>direkt genannt s<strong>in</strong>d (vgl. Teil II, Kap. 1: Parsons/Shills:<br />

Categories of the Orientation and Organization of Action; <strong>in</strong>sb. S. 57f. u. S. 77).<br />

26. E<strong>in</strong>e prägnante eigene Zusammenfassung des Zusammenhangs zwischen +Aktionssystem* und +Sozialsystem*<br />

durch Parsons f<strong>in</strong>det sich z.B. <strong>in</strong> +The System of Mo<strong>der</strong>n Societies* aus dem Jahr 1971 (vgl. S. 4ff.). Ansätze zu e<strong>in</strong>er<br />

allgeme<strong>in</strong>en Systemtheorie s<strong>in</strong>d auch bereits <strong>in</strong> Parsons’ noch primär handlungstheoretischer Schrift +The Social System*<br />

(1951) vorgezeichnet.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!