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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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A: ANMERKUNGEN 5<br />

8. Descartes war allerd<strong>in</strong>gs nur im Rahmen <strong>der</strong> europäischen Philosophietradition <strong>der</strong> erste, <strong>der</strong> die Selbsterkenntnis<br />

zum Ausgangspunkt se<strong>in</strong>er Philosophie nahm. In <strong>der</strong> buddhistischen Schule des Vijña) na-Va) da (Bewußtse<strong>in</strong>slehre),<br />

die von Asa 0nga und Vasubandhu begründet wurde, wußte man schon im 5. Jahrhun<strong>der</strong>t, daß +<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige sichere<br />

Ausgangspunkt für e<strong>in</strong>e Ergründung des Wesens von Ich und Welt […] nur das Selbstbewußtse<strong>in</strong> se<strong>in</strong> [kann], weil<br />

ohne dieses we<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Ich noch irgendwelche Dase<strong>in</strong>selemente wahrgenommen werden können* (Glasenapp: Die<br />

Philosophie <strong>der</strong> In<strong>der</strong>; S. 348f.).<br />

9. E<strong>in</strong>e Stelle aus dem +Discours de la méthode* macht die rationalistisch-szientistische Ausrichtung Descartes’ me<strong>in</strong>er<br />

Me<strong>in</strong>ung nach exemplarisch deutlich. Er bemerkt dort: +Jene langen Ketten ganz e<strong>in</strong>facher und leichter Begründungen,<br />

die die Geometer zu gebrauchen pflegen, um ihre schwierigsten Beweise durchzuführen, erweckten <strong>in</strong> mir die Vorstellung,<br />

daß alle D<strong>in</strong>ge, die menschlicher Erkenntnis zugänglich s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auf dieselbe Weise folgen und daß, vorausgesetzt,<br />

man verzichtet nur darauf, irgend etwas für wahr zu halten, was es nicht ist, und man beobachtet immer die Ordnung,<br />

die zur Ableitung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en aus den an<strong>der</strong>en notwendig ist, nichts so fern liegen, daß man es nicht erreichte, und<br />

nichts so verborgen se<strong>in</strong> kann, daß man es nicht entdeckte.* (S. 33 [II,11])<br />

Bacon, als eigentlicher Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> (natur)wissenschaftlichen Methodik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neuzeit, äußert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em +Novum<br />

Organum* (1620) die vielzitierte Auffassung, daß Wissen Macht bedeutet, weil es – über die E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> ihre<br />

Gesetzlichkeiten – die Beherrschung von Natur erlaubt. Solche Macht verleiht jedoch nur e<strong>in</strong>e +objektive* Wissenschaft,<br />

<strong>der</strong>en Vorstellungen +unverfälscht* s<strong>in</strong>d durch die Trugbil<strong>der</strong>, die durch die Beschaffenheit <strong>der</strong> +menschlichen Natur*,<br />

<strong>in</strong>dividuelleFaktoren wie Gewohnheiten und Neigungen, sprachliche Konventionen und philosophische Irrme<strong>in</strong>ungen<br />

hervorgerufen werden. Abhilfe kann hier nach Bacon nur e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>duktive, empirische Wissenschaft bieten, die gezielte<br />

Experimente anstellt und diese (tabellarisch) auswertet.<br />

10. Rousseau verfaßte (1750) se<strong>in</strong>e erste große kulturkritische Abhandlung als Beantwortung e<strong>in</strong>er Preisfrage <strong>der</strong> Akademie<br />

von Dijon 1750, <strong>in</strong> <strong>der</strong> er die These aufstellt, daß sowohl Wissenschaft wie Künste nichts zur Läuterung <strong>der</strong> Sitten<br />

beigetragen hätten (vgl. Über Kunst und Wissenschaft; S. 11ff.). Baumgartens +Aesthetica*, <strong>in</strong> <strong>der</strong> dieser laut Welsch<br />

das ästhetische Pr<strong>in</strong>zip als Ergänzung zur rationalistischen Logik propagiert, erschien schon 1735 (und nicht wie Welsch<br />

me<strong>in</strong>t im selben Jahr wie Rousseaus erster +Discours*). Noch e<strong>in</strong> Jahrzehnt früher, nämlich 1725, formulierte Vico<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en +Pr<strong>in</strong>cipi di una scienza nuova* se<strong>in</strong>e Geschichtsphilosophie, die von e<strong>in</strong>er Verfallsperspektive getragen ist:<br />

Nach dem Aufstieg (corso), <strong>der</strong> <strong>in</strong> drei Stadien verläuft, folgt unweigerlich <strong>der</strong> Abstieg (ricorso).<br />

11. In se<strong>in</strong>er Rede anläßlich <strong>der</strong> Verleihung des Adorno-Preises <strong>der</strong> Stadt Frankfurt an ihn im Jahr 1980, die unter<br />

dem Titel +Die Mo<strong>der</strong>ne – e<strong>in</strong> unvollendetes Projekt* bereits verschiedentlich veröffentlicht wurde und aus <strong>der</strong> ich<br />

im folgenden zitiere, bezieht Habermas sich natürlich auch auf das avantgardistische Mo<strong>der</strong>ne-Verständnis von Adorno,<br />

so wie er es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er +Ästhetische[n] Theorie* (1973) darlegte. Ich möchte auf diesen Aspekt jedoch nicht e<strong>in</strong>gehen.<br />

12. E<strong>in</strong> Blick auf Anmerkung 5 vermag diese These Habermas’ zusätzlich zu belegen. Ziemlich genau an <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />

zum 18. Jahrhun<strong>der</strong>t wird die uns geläufige Epochene<strong>in</strong>teilung zum ersten Mal dargelegt.<br />

13. Jahreszahlenangaben <strong>in</strong> Klammern nach <strong>der</strong> Nennung von Werktiteln beziehen sich immer auf das Ersche<strong>in</strong>ungsjahr<br />

des Orig<strong>in</strong>als und nicht auf das Ersche<strong>in</strong>ungsjahr <strong>der</strong> hier verwendeten Ausgabe.<br />

14. Der wesentliche Unterschied zu Aristoteles besteht dar<strong>in</strong>, daß dieser stets den Vorrang <strong>der</strong> Theorie gegenüber<br />

<strong>der</strong> Praxis betonte und somit auch <strong>der</strong> theoretischen Vernunft e<strong>in</strong>en grundsätzlich höheren Stellenwert als <strong>der</strong> praktischen<br />

Vernunft e<strong>in</strong>räumt (vgl. z.B. Nikomachische Ethik; S. 176 [1145]). Die Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Ethik können also noch an e<strong>in</strong>er<br />

übergeordneten Se<strong>in</strong>sordnung, an +Wahrheit* gemessen werden (vgl. ebd.; S. 285–288 [1176–1177]). Eben die Ergründung<br />

dieser Wahrheit ist die Aufgabe <strong>der</strong> Philosophie (vgl. Metaphysik; S. 52f. [993a–994a]).Diese Möglichkeit entfällt bei<br />

Kant. Die moralische Pflicht ist das Ergebnis <strong>der</strong> Selbst-Gesetzgebung <strong>der</strong> autonomen Vernunft und hat als Grundlage<br />

den freien Willen.<br />

15. Dieses Zitat wird auch von Habermas wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

16. Vgl. z.B. Phänomenologie des Geistes; S. 320ff. (S. 429ff.). Die Seitenangabe <strong>in</strong> Klammern bezieht sich auf die<br />

Seitenzählung <strong>der</strong> Orig<strong>in</strong>alausgabe aus dem Jahr 1807.<br />

17. Vgl. <strong>in</strong>sb. Grundl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Philosophie des Rechts; §§ 105ff. sowie §§ 257ff.

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