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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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EXCURSION TERMINALE: POLITISCHE APORIEN UND UTOPIEN CIII<br />

schließlich (unvermeidliche) Differenzen bestehen, gibt dem Dissens und dem Wi<strong>der</strong>spruch<br />

ihren Raum (vgl. auch <strong>der</strong>s.: Der Wi<strong>der</strong>streit und siehe hier S. 52f.). Konvergenz beruht, ohne<br />

die Orientierung am Geme<strong>in</strong>samen aufzugeben, vielmehr sogar notwendig auf Differenz,<br />

die selbst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Annäherung nie überwunden wird und werden soll. Im Begriff <strong>der</strong> Konvergenz<br />

wird zudem <strong>der</strong> prozeßhafte Charakter des Sozialen betont, was im +punktuellen* Begriff<br />

des Konsenses, <strong>der</strong> erreicht ist o<strong>der</strong> nicht (wenn er überhaupt erreicht werden kann), kaum<br />

aufsche<strong>in</strong>t. Allerd<strong>in</strong>gs: Wenn man das mathematische Konvergenz-Modell zum Bezugspunkt<br />

nimmt, so ist die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konvergenz erfolgende asymptotische Annäherung stetig. Dies ist<br />

beim Prozeß +sozialer* Konvergenz natürlich nicht <strong>der</strong> Fall. Diese verläuft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er brüchigen,<br />

diskont<strong>in</strong>uierlichen L<strong>in</strong>ie, ist unvorhersehbar und folglich: kont<strong>in</strong>gent.<br />

Damit ist <strong>der</strong> Zirkel von <strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>genz zur Konvergenz zur Kont<strong>in</strong>genz, wie auch <strong>der</strong> Zirkel<br />

dieses Textes, geschlossen. Doch warum war die (tautologische) Anstrengung dieser +Textarbeit*<br />

überhaupt notwendig, wenn die Basis <strong>der</strong> utopischen Überschreitung, wie hier aufzuzeigen<br />

versucht wurde, ohneh<strong>in</strong> im authentischen, auf die soziale Umwelt reflexiv bezogenen Selbst<br />

zu suchen ist und nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theorie. Das authentische Selbst braucht jedoch, wie ich me<strong>in</strong>e,<br />

zuweilen e<strong>in</strong>en äußeren Anstoß um se<strong>in</strong>e +ursprüngliche*, nichtidentische Vielheit und se<strong>in</strong>e<br />

Ambivalenz zu entfalten und zuzulassen. E<strong>in</strong> solcher Anstoß sollte mit diesem Text gegeben<br />

werden. Und es macht durchaus +S<strong>in</strong>n*, die Theorie und ihre Begriffe für die utopische Praxis<br />

e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en Se<strong>in</strong>s zu bemühen. Denn die konkrete, s<strong>in</strong>nliche, bestimmte Negation, als<br />

Voraussetzung <strong>der</strong> utopischen Bewegung, braucht – vor allem, um kommunizierbar zu werden<br />

– e<strong>in</strong>e begriffliche Bestimmung. Man muß deshalb zum e<strong>in</strong>en die Sedimente <strong>der</strong> Sprache<br />

dekonstruierend durchsieben und aufwühlen, um den <strong>in</strong> ihr (möglicherweise) verborgenen<br />

(Gegen-)S<strong>in</strong>n hervorzukehren. Man muß jedoch zuweilen auch neue, kritische Begriffe schaffen,<br />

um utopische Gegenerzählungen zu ermöglichen. Beides wurde hier (z.B. mit den Begriffen<br />

<strong>der</strong> Deflexion und <strong>der</strong> Praxologie) versucht. Der sich über so viele Seiten h<strong>in</strong>weg erstreckende<br />

theoretische Monolog war deshalb immer auch e<strong>in</strong> gedachter Dialog mit dem Leser, dem<br />

das kritische Potential <strong>der</strong> entwickelten Begriffe (anschaulich) vermittelt werden sollte. An<strong>der</strong>er-<br />

seits war dieser Text ebenso stets e<strong>in</strong> Dialog mit an<strong>der</strong>en Texten; er stellt e<strong>in</strong> Textgewebe<br />

dar, <strong>in</strong> das viele Stimmen verwoben wurden. So bleibt mir am Ende nur zu sagen: Und wenn<br />

auch alles bereits gesagt wäre, so wäre es doch nicht von mir gesagt.

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