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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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EXCURSION TERMINALE: POLITISCHE APORIEN UND UTOPIEN CI<br />

werden dadurch elim<strong>in</strong>iert und ihrer potentiellen Wirklichkeit wi<strong>der</strong>fährt somit +Ungerechtigkeit*.<br />

Da wir <strong>in</strong> den Prozeß <strong>der</strong> Verwirklichung handelnd e<strong>in</strong>bezogen s<strong>in</strong>d, haben wir Teil an <strong>der</strong><br />

Ungerechtigkeit des Wirklichen. Im Handeln erfolgt schließlich immer e<strong>in</strong>e Elim<strong>in</strong>ierung von<br />

Möglichkeiten. Aber jede Wirklichkeit und jedes Handeln br<strong>in</strong>gt umgekehrt auch wie<strong>der</strong> neue<br />

Möglichkeiten hervor, eröffnet neue Kont<strong>in</strong>genzräume, so daß es mit <strong>der</strong> Punktualisierung<br />

<strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>genz im Wirklichkeitsprozeß immer zu e<strong>in</strong>er gleichzeitigen Depunktualisierung<br />

des Kont<strong>in</strong>genzraums kommt. Es besteht folglich e<strong>in</strong>e Dialektik von Punktualisierung und<br />

Depunktualisierung. Deshalb ist es nicht nur gerechtfertigt, son<strong>der</strong>n auch geboten zu handeln.<br />

Das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reflexion <strong>der</strong> Reflexivität <strong>der</strong> Prozesse und <strong>der</strong> Ambivalenzen des Bewußtse<strong>in</strong>s<br />

entstehende (authentische) Bewußtse<strong>in</strong> für Kont<strong>in</strong>genz ruft zum (reflexiven) Handeln auf.<br />

Jedes (deflexive) Nicht-Handeln würde vor dem H<strong>in</strong>tergrund des Kont<strong>in</strong>genz-Bewußtse<strong>in</strong>s<br />

schließlich ebenso e<strong>in</strong>e Ungerechtigkeit gegenüber den durch Passivität ihrer potentiellen<br />

Wirklichkeit beraubten (utopisch-transzendenten) Möglichkeiten bedeuten.<br />

In se<strong>in</strong>en Handlungen ist das Subjekt jedoch ke<strong>in</strong>eswegs frei, son<strong>der</strong>n vielmehr +bestimmt*<br />

durch die Grenzen <strong>der</strong> Möglichkeitsräume und die (subjektiven wie objektiven) Wi<strong>der</strong>sprüche<br />

<strong>der</strong> Wirklichkeit, <strong>in</strong> die es e<strong>in</strong>gebettet ist. Entgegen dem naturwissenschaftlichen Modell,<br />

welches +Freiheitsgrade* <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> (objektiven) Möglichkeiten bemißt, bedeutet Kont<strong>in</strong>genz<br />

gemäß <strong>der</strong> hier vertretenen Auffassung also nicht automatisch Freiheit, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Ausgeliefert-<br />

se<strong>in</strong> an das Mögliche. Vielmehr wäre Freiheit, wie Sartre feststellte, genau entgegengesetzt<br />

e<strong>in</strong> ständiges +Der-Kont<strong>in</strong>genz-Entgehen, sie ist Ver<strong>in</strong>nerung, Nichtung und Subjektivierung<br />

<strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>genz, die, auf diese Weise modifiziert, gänzlich <strong>in</strong> die Grundlosigkeit <strong>der</strong> Wahl<br />

übergeht* (Das Se<strong>in</strong> und das Nichts; S. 830).<br />

Denn erst <strong>in</strong>dem wir uns handelnd für die Verwirklichung des Möglichen entscheiden und<br />

dazu unser Möglichstes beitragen, entsteht das, was +Ich* als Freiheit begreife: e<strong>in</strong>e Freiheit,<br />

die nicht objektiv bestimmbar ist, son<strong>der</strong>n sich als Empf<strong>in</strong>dung dann e<strong>in</strong>stellt, wenn die<br />

(beschränkenden) äußeren Strukturen mit dem (durch die immanenten Strukturen des Selbst<br />

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bestimmten) subjektiven Wollen übere<strong>in</strong>stimmen. Daß hier von kont<strong>in</strong>genten Möglichkeits-<br />

räumen gesprochen wird, bedeutet deshalb ke<strong>in</strong> <strong>Post</strong>ulat e<strong>in</strong>er a priori vorgegebenen, meta-<br />

physisch-transzendentalen Freiheit, wie sie Kant im Rahmen se<strong>in</strong>er +Kritik <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Vernunft*<br />

(1781) und – implizit – auch Sartre annimmt (siehe hier S. 347f.). Freiheit als transzendent-<br />

utopische Kategorie, die als Wollen negativ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reibung des Subjekts am Objekt, <strong>in</strong> <strong>der</strong>

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