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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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C POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

<strong>der</strong> Zeit durch die Relativitätstheorie E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>s) zur tatsächlichen Subjektivierung <strong>der</strong> Zeit,<br />

da Husserl diese – trotz ihrer auch nach ihm gegebenen Inter-Subjektivität (vgl. Konstitution<br />

22<br />

<strong>der</strong> Intermonadischen Zeit) – als re<strong>in</strong> im (<strong>in</strong>dividuellen) Bewußtse<strong>in</strong> +seiendes* Phänomen<br />

darlegt (vgl. Zur Phänomenologie des <strong>in</strong>neren Zeitbewußtse<strong>in</strong>s; § 1).<br />

Von Husserl führt die Zeit-L<strong>in</strong>ie des Zeit-Denkens e<strong>in</strong>erseits weiter zur Existenzphilosophie<br />

Heideggers (1889–1976). Für diesen bedeutet Zeit Endlichkeit, die das +sorgende* (Selbst)-<br />

Bewußtse<strong>in</strong> für die (eigene) Existenz hervorbr<strong>in</strong>gt (vgl. Se<strong>in</strong> und Zeit; <strong>in</strong>sb. Abschnitt II, Kap.<br />

3 u. 6) – e<strong>in</strong>e Auffassung, an die Sartre mit se<strong>in</strong>er Sicht <strong>der</strong> Zeitlichkeit als Innenstruktur des<br />

Für-sich anschließt (vgl. Das Se<strong>in</strong> und das Nichts; S. 265). Zum an<strong>der</strong>en prägte Husserls phäno-<br />

menologischer Zeitbegriff auch wesentlich die handlungstheoretisch orientierte Soziologie<br />

von Alfred Schütz (1899–1959), <strong>der</strong> – <strong>in</strong> Anlehnung an Bergson zwischen (objektiver) Weltzeit<br />

und subjektiver Zeit (durée) unterscheidend – Zeit zu e<strong>in</strong>er sozialen (S<strong>in</strong>n-)Kategorie macht<br />

(vgl. Der s<strong>in</strong>nhafte Aufbau <strong>der</strong> sozialen Welt; S. 62–70 sowie <strong>der</strong>s./Luckmann: Strukturen<br />

<strong>der</strong> Lebenswelt; Band 1, S. 73–87 u. Band 2, S. 27–33). Als standardisiertes Bezugssystem<br />

ist die soziale S<strong>in</strong>nkategorie Zeit, worauf wie<strong>der</strong>um Norbert Elias h<strong>in</strong>weist, allerd<strong>in</strong>gs erst<br />

das Resultat e<strong>in</strong>es langwierigen und +zwanghaften* Zivilisationsprozesses (vgl. Über die Zeit).<br />

Im aktuellen systemtheoretischen Konstruktivismus schließlich wird <strong>der</strong> (soziale) Konstruktcha-<br />

rakter <strong>der</strong> Zeit beson<strong>der</strong>s klar herausgestellt. Hier gilt Zeit schlicht als das Resultat von Ope-<br />

rationen bzw. Kommunikation <strong>in</strong> sozialen Systemzusammenhängen – und wird so nach außen<br />

zurückgespiegelt (vgl. Nassehi: Die Zeit <strong>der</strong> Gesellschaft; S. 379ff.). 23<br />

So vielfältig und kont<strong>in</strong>gent also die Vorstellungen über Zeitlichkeit s<strong>in</strong>d, so +zeitlich* (d.h.<br />

zeitmodellabhängig) ist die Vorstellung <strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>genz. Aus +pragmatischen* Gründen ist<br />

es jedoch durchaus s<strong>in</strong>nvoll anzunehmen, daß wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er durch Zeitlichkeit geprägten Welt<br />

leben, da sich die Konstruktion <strong>der</strong> (l<strong>in</strong>ear-progressiven) Zeit für die Bewältigung unseres<br />

Alltags schließlich als überaus +praktisch* erwiesen hat, d.h. sie erlaubt uns e<strong>in</strong>e Orientierung<br />

und Koord<strong>in</strong>ierung unserer Handlungen <strong>in</strong> bezug auf unsere soziale Umwelt. Aus dem somit<br />

+pragmatisch legitimierten* Konstrukt e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>ear-progressiven Zeit, aus <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um die<br />

(mögliche) Wirklichkeit <strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>genz erwächst, entstehen aber weitere Probleme: das Problem<br />

<strong>der</strong> Freiheit bzw. Determ<strong>in</strong>ation und das Problem <strong>der</strong> Gerechtigkeit.<br />

Zunächst zum Problem <strong>der</strong> Gerechtigkeit: Im (zeitlichen) Wirken <strong>der</strong> Wirklichkeit schrumpft<br />

<strong>der</strong> Raum des Möglichen, wie erläutert, auf e<strong>in</strong>en Punkt zusammen; alle an<strong>der</strong>en Möglichkeiten

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