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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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EXCURSION TERMINALE: POLITISCHE APORIEN UND UTOPIEN XCVII<br />

(1998), und Richard Rorty versucht, aus dem angenommenen (post)mo<strong>der</strong>nen Bewußtse<strong>in</strong><br />

für die Kont<strong>in</strong>genz selbst <strong>der</strong> eigenen Anschauungen e<strong>in</strong>e den an<strong>der</strong>en gegenüber ironisch-<br />

gelassene Haltung zu begründen, die <strong>in</strong> Solidarität mündet (vgl. Kont<strong>in</strong>genz, Ironie und Solidarität<br />

und siehe hier S. 64). Agnes Heller wie<strong>der</strong>um bemüht sich – von Skepsis geplagt, was die<br />

Chancen für e<strong>in</strong> +Überleben* <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne betrifft – aufzuzeigen, daß diese nur bestehen<br />

kann, wenn sie nicht mehr <strong>in</strong> ihrem Kontrollstreben den Versuch macht, sich gegen die unver-<br />

meidliche Kont<strong>in</strong>genz des Se<strong>in</strong>s zu wehr zu setzen, son<strong>der</strong>n anstelle dessen Kont<strong>in</strong>genz als<br />

ihre Bestimmung auffaßt (vgl. Hermeneutics of Social Science; S. 40f.). Das ist e<strong>in</strong>e Ansicht,<br />

<strong>der</strong> sich auch Zygmunt Bauman, wie bereits oben dargestellt wurde (siehe S. 350f.), anschließt<br />

(vgl. Mo<strong>der</strong>ne und Ambivalenz; S. 286ff.). Und Kari Palonen, um e<strong>in</strong> letztes Beispiel zu nennen,<br />

begreift, ausgehend vom Weberschen Begriff <strong>der</strong> Chance, die aktuelle <strong>Politik</strong> als +Doppelspiel<br />

<strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>genzen*, bei dem – auf <strong>der</strong> Grundlage von Entörtlichung und Verzeitlichung –<br />

Sachfragen zu Spielfragen werden, was <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> ungeahnte Möglichkeiten eröffnet (vgl.<br />

Das ›Webersche‹ Moment; S. 332ff. und siehe auch nochmals hier S. 65).<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist das (politische) Spiel <strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>genz zuweilen e<strong>in</strong> +gefährliches* Spiel. Denn<br />

mit Makropoulos läßt sich feststellen:<br />

+Kont<strong>in</strong>genz ist, was auch an<strong>der</strong>s möglich ist. Aber was auch an<strong>der</strong>s möglich ist, weil es ke<strong>in</strong>en notwendigen<br />

Existenzgrund hat, eröffnet nicht nur Handlungs- und Gestaltungsräume, son<strong>der</strong>n es verunsichert auch<br />

[…]* (Mo<strong>der</strong>nität und Kont<strong>in</strong>genz; S. 147)<br />

Die potentielle Verunsicherung, die (das Bewußtse<strong>in</strong> für) Kont<strong>in</strong>genz gebiert, ist aber nur<br />

e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Problematik <strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>genz. Der Begriff <strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>genz verweist auf e<strong>in</strong>en Raum<br />

des Möglichen, zugleich jedoch auch auf die Grenzen dieses Raumes: das Unmögliche. Das<br />

Unmögliche begrenzt das Mögliche. An<strong>der</strong>erseits: Was möglich ist, tritt erst durch diese Grenze<br />

aus <strong>der</strong> Unmöglichkeit heraus, wird erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begrenzung zur +tatsächlichen* Möglichkeit.<br />

Das heißt nicht unbed<strong>in</strong>gt, daß die Zahl <strong>der</strong> Möglichkeiten limitiert wäre. Der Raum allerd<strong>in</strong>gs,<br />

den das Mögliche e<strong>in</strong>nehmen kann, ist notwendig e<strong>in</strong>geschränkt. Es verhält sich also ähnlich<br />

wie mit e<strong>in</strong>em Abschnitt des Zahlenstrahls. Zwischen zwei Punkten, egal wie groß (o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>)<br />

<strong>der</strong> Abstand ist, liegen immer unendlich viele Punkte. Trotzdem entsprechen alle Punkte<br />

Zahlenwerten, die zwischen den beiden Grenzwerten liegen. Man kann sich diesen Sachverhalt<br />

auch plastisch anhand des Beispiels e<strong>in</strong>es Luftballons vorstellen: Beim Aufblasen nimmt <strong>der</strong>

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