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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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EXCURSION TERMINALE: POLITISCHE APORIEN UND UTOPIEN XCV<br />

und des Selbst als Spiegelung des Diskurses, <strong>in</strong> Frage stellt, e<strong>in</strong>e Dekonstruktion <strong>der</strong> Dekon-<br />

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struktion betreibt (vgl. auch Zizek: Das Unbehagen im Subjekt). Denn wäre das Selbst e<strong>in</strong>e<br />

bloße Metapher, so müßte man se<strong>in</strong>e Geschichte nur neu +schreiben*, um se<strong>in</strong>e Zerrissenheit<br />

zu beenden. Und wäre das Selbst nur e<strong>in</strong>e +Falte im Außen*, wie Gilles Deleuze Foucaults<br />

Subjekt-Theorie paraphrasiert hat (vgl. Foucault; S. 131–172), wäre es alle<strong>in</strong>e e<strong>in</strong> +Effekt und<br />

Objekt von Macht* (Foucault: Überwachen und Strafen; S. 247), so fragte es sich, was die<br />

Grundlage se<strong>in</strong>er verne<strong>in</strong>enden Gegenmacht – die auch Foucault im Gedanken <strong>der</strong> Selbst-Sorge<br />

anerkennt (vgl. Technologien des Selbst und siehe auch Anmerkung 88, Entrée) – darstellen<br />

könnte. Zudem gilt schließlich: Jede Faltung h<strong>in</strong>terläßt (untilgbare) Spuren, und jedes Außen<br />

korrespondiert notwendig mit e<strong>in</strong>em Innen. Dieses Innen ist zwar durch das Außen bestimmt<br />

und geformt, doch es ist nicht frei (ver)formbar. Das Subjekt ist ke<strong>in</strong> beliebiges Subjekt, son<strong>der</strong>n<br />

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trotz <strong>der</strong> prägenden sozialen E<strong>in</strong>flüsse auch von <strong>in</strong>nen determ<strong>in</strong>iert – wobei allerd<strong>in</strong>gs beide<br />

+Bestimmungen* nicht e<strong>in</strong>deutig s<strong>in</strong>d: So wi<strong>der</strong>sprüchlich wie die äußeren Impulse, so ambivalent<br />

äußert sich auch das subjektive Material des Bewußtse<strong>in</strong>s und <strong>der</strong> Emotionen.<br />

Das Selbst als zugleich objektives und subjektives (Bewußt-)Se<strong>in</strong>, als vorgestelltes Konstrukt<br />

und reale (Handlungs-)Instanz, bef<strong>in</strong>det sich also im dialektischen Wi<strong>der</strong>streit zwischen Innen<br />

und Außen, aber auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>neren Wi<strong>der</strong>streit. Es muß vor allem zwischen se<strong>in</strong>em<br />

basalen Selbstbehauptungs- und Autonomiebestreben und dem – von Roma<strong>in</strong> Roland gegen<br />

Freud <strong>in</strong>s Feld geführten – +ozeanischen* Verlangen nach Entgrenzung, das von <strong>der</strong> Anstrengung<br />

16<br />

<strong>der</strong> Selbstbehauptung entlastet, vermitteln. In dieser doppelten Ambivalenz stellt sich das<br />

Selbst im Bezug auf se<strong>in</strong>e Umwelt her, entwirft sich, wie Sartre <strong>in</strong> Anlehnung an Heidegger<br />

feststellt, das An-sich nichtend, und br<strong>in</strong>gt sich so als Für-sich hervor (vgl. Das Se<strong>in</strong> und das<br />

Nichts; S. 163ff.). Zu e<strong>in</strong>em reflexiven, +authentischen* Selbst, das, <strong>in</strong> dekonstruktiver Negation,<br />

zu e<strong>in</strong>er reflexiven Überschreitung +se<strong>in</strong>er* Wirklichkeit fähig ist, kann es jedoch nur werden,<br />

wenn es die Wi<strong>der</strong>sprüche und Begehrlichkeiten, die es prägen, zuläßt und spiegelt, statt<br />

sie und sich zu +zerstreuen* o<strong>der</strong> nach fundamentalen Sicherheiten zu suchen (vgl. auch<br />

Keupp: Identitätsentwürfe zwischen postmo<strong>der</strong>ner Diffusität und <strong>der</strong> Suche nach Fundamenten).<br />

Und nur dann kann sich das Selbst den an<strong>der</strong>en und se<strong>in</strong>er Umwelt öffnen. Erst im reflexiven<br />

Bewußtse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Selbstdifferenz – denn das Selbst als +ursprüngliche* Vielheit, als +Dividum*<br />

(Nietzsche) ist immer auch von sich verschieden – kann die Differenz, die An<strong>der</strong>sheit des<br />

An<strong>der</strong>en respektiert werden (vgl. auch Ricœur: Das Selbst als e<strong>in</strong> An<strong>der</strong>er). 17

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