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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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XC POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

Bezogen auf das Selbst würde e<strong>in</strong> <strong>der</strong>artiger reflexiver Authentizitätsbegriff bedeuten, daß<br />

dieses sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reflexion <strong>der</strong> wi<strong>der</strong>sprüchlichen äußeren Umstände (des postmo<strong>der</strong>nen<br />

Dase<strong>in</strong>s) selbst reflektiert. Dabei entdeckt es se<strong>in</strong>e +authentische*, immanente, nicht trans-<br />

zendierbare <strong>in</strong>nere Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit und Ambivalenz – die gleichzeitig Reflexion erst<br />

ermöglicht –, um se<strong>in</strong>en Wi<strong>der</strong>spruch für jene (<strong>in</strong> <strong>der</strong> auf E<strong>in</strong>deutigkeit beharrenden +Realität*<br />

<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne unterdrückte) Möglichkeit des Wi<strong>der</strong>sprüchlichen und des Differenten zu entfachen<br />

(vgl. auch Ferrara: Reflective Authenticity; S. 148ff.). Die reflexive Authentizität des Selbst<br />

bestünde also gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spiegelung und im Zulassen von <strong>in</strong>nerer wie äußerer Ambivalenz.<br />

Um diese dekonstruktive +Identitätsarbeit* (Keupp) leisten zu können, muß sich das <strong>in</strong> den<br />

sozialen Identitätszwängen unterdrückte Subjekt deshalb aus sich heraus befreien. Nur im<br />

über die Reflexion vermittelten Zugang zu sich kann das Subjekt zur Wi<strong>der</strong>ständigkeit des<br />

+aufrechten Gangs* f<strong>in</strong>den. Es muß se<strong>in</strong>e +ursprüngliche* Selbstdifferenz, se<strong>in</strong>e (vor)gegebene<br />

Vielheit – angestoßen durch das Außen und bestimmt durch se<strong>in</strong> Innen – entfalten, so daß<br />

e<strong>in</strong>e reflexiv-dynamische Dialektik <strong>in</strong> <strong>der</strong> +materiellen Reibung* von Se<strong>in</strong> und Bewußtse<strong>in</strong><br />

entfaltet wird (siehe auch Abschnitt 5.4).<br />

Die Bestimmung(en) des Selbst, die das befreiende, +transzendierende* Potential se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren<br />

Wi<strong>der</strong>ständigkeit begründen (o<strong>der</strong> auch verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n), bestehen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en ambivalenten Emotionen,<br />

se<strong>in</strong>en sich wi<strong>der</strong>sprechenden Gedanken und den Manifestationen se<strong>in</strong>er brüchigen Lebens-<br />

geschichte. Diese Ambivalenz, die Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit und Brüchigkeit des Selbst, muß, um<br />

es nochmals zu betonen, im <strong>in</strong>dividuellen Bewußtse<strong>in</strong> gespiegelt und zugelassen werden,<br />

damit e<strong>in</strong>e +aufrichtige*, d.h. sich <strong>der</strong> eigenen Ambivalenz bewußte Reflexion <strong>der</strong> Umwelten<br />

erfolgen kann. Werden dagegen die wi<strong>der</strong>strebenden Momente verdrängt, wird die bestehende<br />

Ambivalenz deflektiert, so kann auch das Außen nicht offen und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er wi<strong>der</strong>sprüchlichen<br />

Reflexivität wahrgenommen werden. Auch die Möglichkeiten, handelnd Gegen-Stellung zu<br />

beziehen, s<strong>in</strong>d dann begrenzt. E<strong>in</strong> wesentliches Element <strong>der</strong> authentischen Selbst-Reflexion<br />

ist es deshalb, die eigene Ambivalenz wahrzunehmen, anstatt sie zu verdrängen. Erst dann<br />

kann auch das Außen authentisch, d.h. offen und aufmerksam, ohne deflexiv-<strong>in</strong>strumentelle<br />

Überformungen und Ablenkungen +reflektiert* werden.<br />

Was mit e<strong>in</strong>em solchen +reflexiv-authentischen* Reflexionsmodus <strong>in</strong> Abgrenzung zu e<strong>in</strong>er<br />

+deflexiv-<strong>in</strong>strumentellen* Wahrnehmungs- und Handlungsweise geme<strong>in</strong>t ist, kann anhand<br />

e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>drücklichen Beispiels aus dem Band +Haben o<strong>der</strong> Se<strong>in</strong>* (1976) von Erich Fromm

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