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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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EXCURSION TERMINALE: POLITISCHE APORIEN UND UTOPIEN LXXXIX<br />

e<strong>in</strong>e solche Selbstverwandlung <strong>der</strong> Gesellschaft sei unmöglich […] Die Selbstverwandlung<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft hängt von dem gesellschaftlichen und also im ursprünglichen Worts<strong>in</strong>ne<br />

politischen Tun <strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft ab – und von nichts sonst. E<strong>in</strong> wesentlicher<br />

Bestandteil davon ist das denkende Tun und das politische Denken: das Denken <strong>der</strong> sich<br />

selbst schöpfenden Gesellschaft.* (Ebd.)<br />

Mit diesen Ansätzen von Adorno (Mimesis und Negation), Bloch (Traum und Hoffen) und<br />

Castoriadis (politischer Wille, Imag<strong>in</strong>ation und soziale Selbstschöpfung) wurden drei exempla-<br />

rische Antwortversuche auf die Frage nach <strong>der</strong> möglichen Grundlage <strong>der</strong> utopischen Bewegung<br />

dargestellt. Doch es sche<strong>in</strong>t, als sei die Ausgangsfrage von allen dreien nicht wirklich beantwortet,<br />

son<strong>der</strong>n nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Feld verschoben worden. Denn mimetische Verne<strong>in</strong>ung, träumendes<br />

Hoffen und imag<strong>in</strong>ativer Wille benötigen ihrerseits e<strong>in</strong>e Basis. Sie f<strong>in</strong>den diese, so me<strong>in</strong>e<br />

Antwort, im Subjekt: Um sich – <strong>in</strong> utopischer Imag<strong>in</strong>ation und politischer Aktion – selbst<br />

zu schöpfen und hervorzubr<strong>in</strong>gen, muß Gesellschaft auf die nicht transzendierbare +Wirklichkeit*<br />

des <strong>in</strong>dividuellen Bewußtse<strong>in</strong>s und dessen (<strong>in</strong>nere wie äußere) +Bestimmungen* zurückgreifen.<br />

Die utopische Selbstschöpfung erfolgt also aus dem Selbst heraus: Die (ambivalente) Objektivität<br />

des subjektiven Empf<strong>in</strong>dens bewirkt e<strong>in</strong>e Reibung an <strong>der</strong> Objektivität <strong>der</strong> sozialen und d<strong>in</strong>glichen<br />

Umwelt und bildet so den möglichen Ausgangspunkt für e<strong>in</strong>e Negation dieses Se<strong>in</strong>s wie für<br />

5<br />

die Suche und das Streben nach e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e solche theoretische und praktische<br />

Reflexion <strong>der</strong> Aktualität vermag allerd<strong>in</strong>gs nur e<strong>in</strong> authentisches Selbst leisten, das die Wi<strong>der</strong>-<br />

sprüchlichkeit des Se<strong>in</strong>s und die Reflexivität <strong>der</strong> Prozesse auf <strong>der</strong> Basis se<strong>in</strong>er zugelassenen<br />

eigenen Ambivalenz spiegelt. 6<br />

Das Konzept e<strong>in</strong>es +authentischen*, auf sich (<strong>in</strong> Differenz) verworfenen Selbst als Basis <strong>der</strong><br />

Negation und <strong>der</strong> Überschreitung schließt an Gedanken aus dem +Entrée* an und führt diese<br />

fort – ohne jedoch dabei, wie ich hoffe, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en +Jargon <strong>der</strong> Eigentlichkeit* (Adorno) zu verfallen.<br />

Dort wurde von mir nämlich im Kontext e<strong>in</strong>er kritischen Diskussion des Begriffs <strong>der</strong> <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne<br />

unter Bezugnahme auf Peter Koepp<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> reflexiver Authentizitätsbegriff dargelegt: Authentizität<br />

als rückbezügliche Kategorie, als reziproker Selbsterkenntnisprozeß <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit +dem An<strong>der</strong>en*. Demgemäß me<strong>in</strong>te die dort abschließend entwickelte +Utopie* e<strong>in</strong>er<br />

authentischen <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne e<strong>in</strong>e fragende und offene Suchbewegung, die über die Beschäftigung<br />

mit ihrem (eigenen) An<strong>der</strong>en – <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne – zu sich und ihren (Selbst-)Wi<strong>der</strong>sprüchen<br />

f<strong>in</strong>det und sich so +autopoietisch* hervorbr<strong>in</strong>gt (siehe S. LXXIIIff.).

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