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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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LXXXVIII POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

schiedener, je mehr <strong>der</strong> reale Funktionszusammenhang Utopie verbaut; daß sie aber, um<br />

nicht Utopie an Sche<strong>in</strong> und Trost zu verraten, nicht Utopie se<strong>in</strong> darf.* (S. 55) Erst <strong>in</strong> radikaler<br />

Negativität vermag die Kunst deshalb die (Un-)Möglichkeit <strong>der</strong> Utopie offen zu halten: +Ästhe-<br />

tische Identität soll dem Nichtidentischen beistehen, das <strong>der</strong> Identitätszwang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität<br />

unterdrückt* (ebd.; S. 14), doch +nur durch […] absolute Negativität spricht Kunst das Unaus-<br />

sprechliche aus, die Utopie […] Durch unversöhnliche Absage an den Sche<strong>in</strong> von Versöhnung<br />

hält sie diese fest <strong>in</strong>mitten des Unversöhnten […]* (Ebd.; S. 55) 4<br />

An die Stelle <strong>der</strong> (ästhetischen) Negativität tritt, im Gegensatz zu Adorno, bei Ernst Blochs<br />

+Begründung* des Utopischen +Noch-Nicht* e<strong>in</strong> Positives. Der +Geist <strong>der</strong> Utopie* (1923) beruht<br />

nach ihm nämlich auf dem +Pr<strong>in</strong>zip Hoffnung* (1959). Denn nur im Hoffen wird die e<strong>in</strong>engende<br />

Furcht, die den +aufrechten Gang* verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, abgeschüttelt. Deshalb kommt es für den Versuch<br />

e<strong>in</strong>er Überschreitung entscheidend darauf an, +das Hoffen zu lernen* (S. 1). Und ähnlich<br />

wie schon Sokrates davon ausg<strong>in</strong>g, daß +je<strong>der</strong> sucht, was gut ist* (Platon: Politeia; S. 491<br />

[505d]), bemerkt Bloch: +Das Zukünftige enthält das Gefürchtete o<strong>der</strong> das Erhoffte; <strong>der</strong> mensch-<br />

lichen Intention nach, also ohne Vereitlung, enthält es nur das Erhoffte.* (Pr<strong>in</strong>zip Hoffnung;<br />

S. 2). Diese +<strong>in</strong>tentionale*, unvereitelte Basis des transzendierenden Hoffens äußert sich <strong>in</strong><br />

den antizipatorischen +Tagträumen* <strong>der</strong> Menschen. Doch: +Ke<strong>in</strong> Träumen darf stehenbleiben*<br />

(ebd.; S. 1616). Deshalb muß das Hoffen aus se<strong>in</strong>er Traumwelt befreit werden, um die reale<br />

und konkrete Möglichkeit <strong>der</strong> Utopie, die sich, wie Bloch for<strong>der</strong>t, an das +objektiv Mögliche*<br />

halten muß, zu verwirklichen (vgl. ebd.; S. 1616–1628).<br />

Wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Akzent setzt Cornelius Castoriadis: Die Quelle e<strong>in</strong>er utopischen<br />

Transformation des Sozialen liegt für ihn sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> kollektiven Imag<strong>in</strong>ationskraft (das<br />

+Gesellschaftlich-Geschichtliche*) wie im subjektiven Willen (+Psyche-Soma*). Letzterer richtet<br />

sich Not-gedrungen gegen die <strong>in</strong> den sozialen Institutionen manifestierte Selbstentfremdung<br />

– und äußert sich somit Not-wendig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em aktiven Bruch mit dem bestehenden System:<br />

+Die Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Selbstentfremdung – die unser Ziel ist, weil wir es wollen […] – […]<br />

setzt e<strong>in</strong>e radikale Zerstörung <strong>der</strong> bekannten Institutionen <strong>der</strong> Gesellschaft voraus.* (Gesellschaft<br />

als imag<strong>in</strong>äre Institution; S. 609) Die Destruktion <strong>der</strong> bestehenden Institutionen ist jedoch<br />

zugleich +konstruktiv*, denn +diese Zerstörung kann […] nichts an<strong>der</strong>es se<strong>in</strong> als die Setzung/-<br />

Schöpfung neuer Institutionen und darüber h<strong>in</strong>aus die Setzung und Schöpfung e<strong>in</strong>er neuen<br />

Art des Sich-Instituierens […] Nichts, soweit man sehen kann, rechtfertigt die Behauptung,

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