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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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418 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

<strong>der</strong> defizitären Aktualität beruht und damit auf den Vermittlungszusammenhang zwischen<br />

Subjekt und Objekt abhebt – bleibt die Dialektik von Se<strong>in</strong> und Bewußtse<strong>in</strong> letztlich e<strong>in</strong>em<br />

149<br />

angenommenen +Vorrang des Objekts* (also dem materiellen Se<strong>in</strong>) untergeordnet. Und<br />

auch bei Sartre (1905–80), <strong>der</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er späteren Schaffensperiode e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung von<br />

Existentialismus und Marxismus anstrebte und deshalb auf den dialektischen Zusammenhang<br />

von (nichtendem) Entwurf und (praktischer) Existenz abheben mußte, f<strong>in</strong>den sich nur erste<br />

Ansätze zu e<strong>in</strong>er auf <strong>der</strong> dialektischen Verwobenheit von Se<strong>in</strong> und Bewußtse<strong>in</strong> beruhenden<br />

(reflexiven) Konzeption von Dialektik. In se<strong>in</strong>er oben bereits erwähnten Schrift zur +Kritik<br />

<strong>der</strong> dialektischen Vernunft* (1960) bemerkt er zwar: +Die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit für die Existenz<br />

e<strong>in</strong>er Dialektik ist selbst dialektisch […] Das Se<strong>in</strong> ist die Negation des Erkennens, und das<br />

Erkennen empfängt se<strong>in</strong> Se<strong>in</strong> aus <strong>der</strong> Negation des Se<strong>in</strong>s […]* (S. 36). Trotzdem begreift<br />

Sartre se<strong>in</strong> Konzept, wie auch Adorno, explizit als materialistische (d.h. von <strong>der</strong> Objekt-Seite<br />

angetriebene) Dialektik, weil +das Denken se<strong>in</strong>e eigene Notwendigkeit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em materiellen<br />

150<br />

Gegenstand entdecken muß* (ebd.; S. 37). Genau dies führt +zwangsläufig vom Denken<br />

zum Handeln. Jenes ist tatsächlich nur e<strong>in</strong> Moment von diesem.* (Ebd.)<br />

Mit <strong>der</strong> anschließenden Aussage, +daß sich die dialektische Methode nicht von <strong>der</strong> dialektischen<br />

Bewegung unterscheidet* (ebd.; S. 38) sowie <strong>der</strong> Bemerkung, daß Reflexion nicht von <strong>der</strong><br />

Praxis getrennt werden kann (vgl. ebd; S. 50), weist Sartre implizit allerd<strong>in</strong>gs wie<strong>der</strong>um <strong>in</strong><br />

die (hier e<strong>in</strong>geschlagene) Richtung e<strong>in</strong>er Sicht <strong>der</strong> Dialektik als Dialektik von Se<strong>in</strong> und Bewußt-<br />

se<strong>in</strong>. In beiden, Se<strong>in</strong> und Bewußtse<strong>in</strong>, vollzieht sich zwar e<strong>in</strong>e immanente Dialektik: Das<br />

(soziale und materielle) Se<strong>in</strong> ist durch Reflexivität gekennzeichnet, d.h. es wirkt, durch die<br />

Folgen se<strong>in</strong>er unvermeidbaren Wi<strong>der</strong>sprüche, auf sich selbst zurück. Auf <strong>der</strong> Ebene des Bewußt-<br />

se<strong>in</strong>s bestehen (ebenso unvermeidlich) Ambivalenzen – nicht nur, weil es Bewußtse<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong> sich wi<strong>der</strong>sprüchlichen Welt ist, son<strong>der</strong>n weil das Selbst <strong>in</strong> sich e<strong>in</strong>e wi<strong>der</strong>sprüchliche <strong>in</strong>nere<br />

Vielheit darstellt (siehe auch Exkurs). E<strong>in</strong>e dialektische Bewegung, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen<br />

Sphäre manifestiert (und so historisch konkret wird), entsteht jedoch erst im Spannungsverhältnis<br />

zwischen beiden, da sowohl das subjektive Bewußtse<strong>in</strong> wie das äußere Se<strong>in</strong> für sich genommen<br />

nicht zu e<strong>in</strong>er Transformation <strong>der</strong> sozialen +Realitäten* führen können.<br />

Dieses Spannungsverhältnis zwischen Se<strong>in</strong> und Bewußtse<strong>in</strong> – obwohl es zum<strong>in</strong>dest latent<br />

immer vorhanden ist – äußert sich aber nicht <strong>in</strong> jedem Fall <strong>in</strong> Wandlungsimpulsen und tat-<br />

sächlichen Wandlungsprozessen. Je nach <strong>der</strong> Intensität und Ausprägung <strong>der</strong> <strong>in</strong> den +objektiven*

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