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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 5: REFLEXIV-DEFLEXIVE MODERNISIERUNG UND DIE DIFFUSION DES POLITISCHEN 415<br />

nur nach Abstreifung ihrer mystischen Form [...]* (Brief an Kugelmann vom 6.3.1858, zitiert<br />

140<br />

nach Becker: Idealistische und materialistische Dialektik; S. 102). Ke<strong>in</strong> Wun<strong>der</strong> also, daß<br />

Marx se<strong>in</strong>e Dialektik als +Kritik <strong>der</strong> Hegelschen Dialektik und Philosophie überhaupt* (1844)<br />

entfaltete. 141<br />

Es blieb allerd<strong>in</strong>gs Friedrich Engels (1820–95) +vorbehalten* sich ausführlicher zum Hegel<br />

+vom Kopf auf die Füße* stellenden, marxistisch-materialistischen Dialektikkonzept zu äußern. 142<br />

Dieser begriff <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schrift +Die Entwicklung des Sozialismus von <strong>der</strong> Utopie zur Wissenschaft*<br />

(1880) Dialektik als wissenschaftliches Konzept, <strong>in</strong> dem die historische Dynamik e<strong>in</strong>gefangen<br />

wird. Er bemerkt: +E<strong>in</strong>e exakte Darstellung des Weltganzen, se<strong>in</strong>er Entwicklung und <strong>der</strong> Mensch-<br />

heit sowie des [historisch geprägten] Spiegelbildes dieser Entwicklung <strong>in</strong> den Köpfen <strong>der</strong> Men-<br />

schen, kann […] nur auf dialektischem Weg geschehen.* (S. 397) Den Weg <strong>der</strong> Dialektik<br />

hat für Engels zwar auch die Philosophie des deutschen Idealismus (namentlich Hegel) beschritten<br />

und damit die Frage nach den Gesetzmäßigkeiten <strong>der</strong> Geschichte gestellt. Beantwortet hat<br />

<strong>der</strong> Idealismus diese Frage allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>eswegs (und konnte es auch nicht). Erst die materia-<br />

listische Sichtweise des wissenschaftlichen Sozialismus ermöglicht dies nämlich: Die Dynamik<br />

des historischen Prozesses beruht auf ökonomischen Triebkräften, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen<br />

Epoche <strong>der</strong> kapitalistischen Gesellschaft <strong>in</strong> Klassenkämpfen manifestieren, wobei sich jedoch<br />

die Klassengegensätze – aufgrund <strong>der</strong> unhaltbaren Wi<strong>der</strong>sprüche auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> öko-<br />

nomischen Basis – notwendig irgendwann positiv <strong>in</strong> <strong>der</strong> kommunistischen Gesellschaft aufheben<br />

(vgl. ebd.; S. 398ff. u. S. 401–417).<br />

Lange Zeit dom<strong>in</strong>ierte das materialistische Dialektikverständnis <strong>der</strong> marxistischen +Tradition*<br />

den theoretischen Diskurs über die Dialektik. Es zeigten sich jedoch <strong>in</strong> Anbetracht <strong>der</strong> Gefahr<br />

e<strong>in</strong>er Erstarrung des dialektischen Denkens <strong>in</strong> Dogmen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e nach dem Zweiten Welt-<br />

krieg verstärkt Ansätze zu e<strong>in</strong>er – allerd<strong>in</strong>gs ihrerseits dialektischen – +Kritik <strong>der</strong> dialektischen<br />

143<br />

Vernunft* (Sartre 1960). Am konsequentesten ist <strong>der</strong> Versuch Adornos (1903–69) e<strong>in</strong>e radikal<br />

+Negative Dialektik* (1966) zu entwerfen, denn +Denken ist an sich schon, vor allem beson<strong>der</strong>en<br />

Inhalt[,] Negieren, Resistenz gegen das ihm Aufgedrängte* (S. 28). Um das dialektische Denken<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Negation zu befreien, mußte Adorno jedoch mit <strong>der</strong> ihn prägenden hegelianisch-<br />

marxistischen Tradition brechen, um über den Umweg von Kants Vernunftkritik schließlich<br />

– <strong>in</strong> <strong>der</strong> negativ-dialektischen Aufhebung ihrer Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit – zu Hegel und Marx<br />

zurückzuf<strong>in</strong>den.

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