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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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414 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

+Phänomenologie des Geistes* (1807) begreift er die Dialektik als e<strong>in</strong>e unmittelbare Weise<br />

<strong>der</strong> Erfahrung, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewegung des Bewußtse<strong>in</strong>s entsteht: In <strong>der</strong> Reflexion werden die<br />

Gegenstände des Denkens +begriffen*, <strong>in</strong>dem sie – durch ihre (bestimmte) Negation (siehe<br />

auch unten) – zu e<strong>in</strong>em begrifflichen, sich selbst aufhebenden Gegenstand des Denkens gemacht<br />

werden (vgl. hierzu auch Röd: Die Rolle <strong>der</strong> Dialektik <strong>in</strong> Hegels Theorie <strong>der</strong> Erfahrung). +Dieser<br />

neue [›synthetische‹] Gegenstand enthält die Nichtigkeit des ersten, er ist die über ihn gemachte<br />

Erfahrung.* (Phänomenologie des Geistes; S. 67 [E<strong>in</strong>leitung])<br />

Jenes <strong>in</strong> gewisser H<strong>in</strong>sicht noch beschränkte, +phänomenologische* Verständnis <strong>der</strong> Dialektik<br />

als e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>nerlichen (sich gerade dar<strong>in</strong> aber dem Absoluten annähernden) Bewegung des<br />

Geistes, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Begriffen erfaßt, wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> +Wissenschaft <strong>der</strong> Logik* (1812/1816)<br />

erweitert. Die Dialektik ersche<strong>in</strong>t Hegel nun gar als +e<strong>in</strong>zig wahrhafte* und +absolute* Methode<br />

e<strong>in</strong>er objektiven Wissenschaft, <strong>in</strong>dem alle<strong>in</strong>e sie die Gesamtheit des Denkens zu umfassen<br />

und zu den re<strong>in</strong>en Wesenheiten vorzudr<strong>in</strong>gen vermag (vgl. auch Heiß: Die großen Dialektiker<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts; S. 106ff.). Um sich an die Wahrheit des Se<strong>in</strong>s anzunähern, muß Dialektik<br />

138<br />

– an<strong>der</strong>s als z.B. noch bei Kant (siehe Anmerkung 137) – jedoch positiv gefaßt werden:<br />

+Gewöhnlich sieht man die Dialektik für e<strong>in</strong> äußerliches und negatives Tun an, das nicht<br />

<strong>der</strong> Sache selbst angehöre* (Wissenschaft <strong>der</strong> Logik; Band 1, S. 37f. [E<strong>in</strong>leitung]). Doch richtig<br />

verstanden, offenbart das dialektische Denken nach Hegel gerade durch se<strong>in</strong>e Negativität<br />

das Positive (Negation <strong>der</strong> Negation). Dieses +positive* und trotzdem auf Negation beruhende<br />

Dialektikverständnis hat Hegel me<strong>in</strong>es Erachtens am klarsten <strong>in</strong> den +Grundl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Philosophie<br />

des Rechts* (1821) dargelegt. Hier def<strong>in</strong>iert er:<br />

+Das bewegende Pr<strong>in</strong>zip des Begriffs, als die Beson<strong>der</strong>ungen des Allgeme<strong>in</strong>en nicht nur auflösend, son<strong>der</strong>n<br />

auch hervorbr<strong>in</strong>gend, heiße ich Dialektik, – Dialektik also nicht <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, daß sie […] es nur mit<br />

Herleiten se<strong>in</strong>es Gegenteils zu tun hat, – e<strong>in</strong>e negative Weise, wie sie häufig auch bei Plato[n] [siehe<br />

oben] ersche<strong>in</strong>t […] Die höhere Dialektik des Begriffes ist, die Bestimmung nicht bloß als Schranke und<br />

Gegenteil, son<strong>der</strong>n aus ihr den positiven Inhalt und Resultat hervorzubr<strong>in</strong>gen und aufzufassen, als wodurch<br />

sie alle<strong>in</strong> Entwicklung und immanentes Fortschreiten ist. Diese Dialektik ist dann nicht äußeres Tun e<strong>in</strong>es<br />

subjektiven Denkens, son<strong>der</strong>n die eigene Seele des Inhalts […]* (§ 31)<br />

Das dialektische Denken Hegels – obwohl es vor allem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em geschichtsphilosophischen<br />

139<br />

Anspruch durchaus +revolutionär* war – g<strong>in</strong>g für den Materialisten Karl Marx (1818–83)<br />

vom falschen Ausgangspunkt aus: +Hegels Dialektik ist die Grundform aller Dialektik, aber

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