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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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XLVIII POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

Überschreitung liegt für Foucault <strong>in</strong> <strong>der</strong> F<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>er Sprache, +die uns das Denken als solches<br />

entzieht und bis zur Unmöglichkeit <strong>der</strong> Sprache selbst vorstößt, bis zu jener Grenze, wo das<br />

Se<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sprache <strong>in</strong> Frage gestellt wird* (ebd.; S. 36). Auf diese Weise kann schließlich +Das<br />

Denken des Außen* (1966) gel<strong>in</strong>gen, das notwendig ist, um das verlorene Selbst über den<br />

Umweg <strong>der</strong> Entäußerung möglicherweise (wie<strong>der</strong>) zu f<strong>in</strong>den (vgl. S. 48ff.). 88<br />

In dieser Argumentationsfigur deutet sich auch bei Foucault jener +l<strong>in</strong>guistic turn* (Rorty) an,<br />

<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong> für die (post)mo<strong>der</strong>ne Philosophie typisch ist und mit Denkern wie Wittgenste<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>geläutet wurde. War die Philosophie des Altertums im Wesentlichen Ontologie und beschäf-<br />

tigte sich mit Se<strong>in</strong>sfragen, so verschob sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neuzeit <strong>der</strong> Schwerpunkt auf das Erkenntnis-<br />

problem. Spätestens seit Habermas’ +Theorie des kommunikativen Handelns* (1981) ist die<br />

Frage von Sprache und Verständigung aber nicht nur zum immer zentraleren philosophischen<br />

Problem geworden, son<strong>der</strong>n avancierte auch zur sozialwissenschaftlichen Schlüsselkategorie.<br />

Die Sozial- und Humanwissenschaften waren für Foucault jedoch selbst Gegenstand e<strong>in</strong>er<br />

+Diskursanalyse*, denn sie bestimmen (heute) wesentlich +Die Ordnung <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge* (1966),<br />

<strong>in</strong>dem sie mit ihren Kategorien die Inhalte des gesellschaftlichen Wissens formen. Foucault<br />

sah deshalb die Gefahr e<strong>in</strong>es +Psychologismus* und +Soziologismus* sowie <strong>der</strong> +Anthropo-<br />

logisierung* (vgl. dort S. 417f.). Um diese Gefahr bewußt zu machen, sei e<strong>in</strong>e +Archäologie<br />

des Wissens* (1969) erfor<strong>der</strong>lich, die versucht, +die diskursiven Praktiken, <strong>in</strong>soweit sie e<strong>in</strong>em<br />

Wissen Raum geben und dieses Wissen das Statut und die Rolle von Wissenschaft annimmt*<br />

(S. 271), freizulegen.<br />

Jacques Derrida, e<strong>in</strong> weiterer französischer +<strong>Post</strong>strukturalist*, <strong>der</strong> ebenso wie Foucault häufig<br />

89<br />

dem <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>nismus zugerechnet wird, schließt <strong>in</strong> vielen Punkten an diesen an. Zum<br />

e<strong>in</strong>en greift er Foucaults Thesen aus +Wahns<strong>in</strong>n und Gesellschaft* auf und radikalisiert sie<br />

90<br />

dah<strong>in</strong>gehend, daß es ihm nicht mehr nur um e<strong>in</strong>e Dekonstruktion <strong>der</strong> Vernunft, son<strong>der</strong>n<br />

auch um e<strong>in</strong>e Dekonstruktion des Wahns geht, den er aber als Inspirationsquelle gleichzeitig<br />

idealisiert: In <strong>der</strong> Krise nämlich ist +<strong>der</strong> Wahns<strong>in</strong>n vernünftiger […] als die Vernunft, denn<br />

er ist <strong>der</strong> lebendigen (wenn auch schweigsamen und murmelnden) Quelle des S<strong>in</strong>ns näher*<br />

91<br />

(Cogito und Geschichte des Wahns<strong>in</strong>ns; S. 100). In se<strong>in</strong>er +Grammatologie* (1967) unternimmt<br />

92<br />

er schließlich den +irren* Versuch e<strong>in</strong>er Aufhebung des Logozentrismus. Hier widmet er<br />

sich dem Problem von Zeichen und Sprache (vgl. S. 23ff.). Er relativiert den Absolutheits-<br />

anspruch, <strong>der</strong> den neuzeitlichen Konstruktionen e<strong>in</strong>er Universalsprache immanent war (vgl.

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