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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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412 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

gungsverlust. E<strong>in</strong>zig <strong>der</strong> festzustellende Utopieverslust be<strong>in</strong>haltet durch se<strong>in</strong>e +ernüchternde*<br />

Wirkung die auch Möglichkeit e<strong>in</strong>er Befreiung des Politischen aus den Zwängen <strong>der</strong> Dogmatik<br />

und erlaubt e<strong>in</strong> positives Verständnis politischer Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung (denn politische Utopien<br />

zielen laut Meyer ihrem Wesen nach auf die Elim<strong>in</strong>ierung von Differenzen). 134<br />

Noch weit dramatischere Töne werden von Jean-Marie Guéhenno angeschlagen. Durch Globali-<br />

sierungsprozesse droht für ihn nämlich nicht nur e<strong>in</strong> Souveränitätsverlust des (nationalstaatlichen)<br />

politischen Systems, son<strong>der</strong>n das Ende <strong>der</strong> Nation als historisch begründete Schicksalsgeme<strong>in</strong>-<br />

schaft (vgl. Das Ende <strong>der</strong> Demokratie; S. 17–38). Und das Ende <strong>der</strong> Nation br<strong>in</strong>gt für Guéhenno<br />

notwendig auch den Tod <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> als solche mit sich: +Die politische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung,<br />

gleich welcher Tradition man sich zurechnet, setzt nämlich die Existenz e<strong>in</strong>es politischen<br />

Geme<strong>in</strong>wesens voraus […] im Zeitalter <strong>der</strong> Vernetzung steht die Beziehung <strong>der</strong> Bürger zum<br />

politischen Geme<strong>in</strong>wesen <strong>in</strong> Konkurrenz zu unendlich vielen Verb<strong>in</strong>dungen, die sie außerhalb<br />

desselben knüpfen. Die <strong>Politik</strong> ist daher ke<strong>in</strong>eswegs das Ordnungspr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

lebenden Menschen, son<strong>der</strong>n ersche<strong>in</strong>t vielmehr als e<strong>in</strong>e sekundäre Tätigkeit, wenn nicht<br />

als e<strong>in</strong>e künstliche Konstruktion, die zur Lösung <strong>der</strong> praktischen Probleme unserer Gegenwart<br />

ungeeignet ist.* (Ebd.; S. 39f.)<br />

Aufgrund dieser Perspektive e<strong>in</strong>es Verlusts <strong>der</strong> gestaltenden und ordnenden Macht <strong>der</strong> (<strong>in</strong>sti-<br />

tutionellen) <strong>Politik</strong> wird <strong>der</strong> Ruf nach e<strong>in</strong>em +Zurück zur <strong>Politik</strong>* (Scheer 1995) laut. +Dazu<br />

gehört, das Primat <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> wie<strong>der</strong>zugew<strong>in</strong>nen, ohne das es ke<strong>in</strong>e Chance für den demokra-<br />

tischen Verfassungsstaat gibt. Nur so können wir aus <strong>der</strong> Situation herauskommen, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

politische Akteure zunehmend auf Nebenplätzen spielen o<strong>der</strong> gar nur Zuschauer s<strong>in</strong>d, während<br />

gleichzeitig das Hauptfeld denjenigen überlassen bleibt, die asoziale Interessen verfolgen.*<br />

(S. 191) Wie hier und auch bei Guéhenno allerd<strong>in</strong>gs nur allzu deutlich wird, ist das Bild vom<br />

Tod <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> und die daran anschließende For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>em +Zurück zur <strong>Politik</strong>* zumeist<br />

eng an die Vorstellung e<strong>in</strong>er nationalstaatlichen, parlamentarisch-repräsentativen <strong>Politik</strong> geknüpft.<br />

E<strong>in</strong>e (kritische) Theorie reflexiver Mo<strong>der</strong>nisierung erkennt dagegen genau im Prozeß <strong>der</strong> durch<br />

die Reflexivität des Mo<strong>der</strong>nisierungsprozesses ausgelösten Untergrabung <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen<br />

<strong>Politik</strong> des +klassischen* Nationalstaats e<strong>in</strong>e Chance für e<strong>in</strong>e im Untergrund <strong>der</strong> Lebenswelt<br />

verwurzelte reflexive (globale) Subpolitisierung (siehe Abschnitt 5.2.1).<br />

Trotzdem ist sie sich – als ebenso selbst-kritische wie +realistische* Theorie – <strong>der</strong> bestehenden<br />

Deflexionspotentiale des etablierten Systems und <strong>der</strong> auf Trägheiten und Fragmentisierungen

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