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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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406 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

127<br />

setzung für die deflexive Macht <strong>der</strong> Ideologien bilden. Wenn es um reflexive Prozesse<br />

geht, wird also von <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> – nicht-dialektischen – Theorie reflexiver Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

zu Recht primär auf die Bewußtse<strong>in</strong>sseite abgestellt (vgl. z.B. Beck: Wissen o<strong>der</strong> Nicht-Wissen?).<br />

Da jedoch die deflexiven Gegentendenzen zu reflexiven Momenten <strong>in</strong> dieser +e<strong>in</strong>fachen*<br />

Fassung ohneh<strong>in</strong> weitgehend aus dem Bezugsrahmen fallen (siehe S. 317ff.), wird folglich<br />

die konformierende Macht vor allem <strong>der</strong> Praxologien systematisch unterschätzt bzw. als<br />

unproblematisch o<strong>der</strong> gar als +produktiv* erachtet. Auch das <strong>in</strong> Rout<strong>in</strong>en verankerte Handeln<br />

im praktischen Bewußtse<strong>in</strong>, das Giddens vom (diskursiv) bewußten Handeln abgrenzt und<br />

das nach ihm vertrauensvolle Interaktion <strong>in</strong> Systemzusammenhängen überhaupt erst ermöglicht<br />

(siehe zurück zu S. 379f.), hätte also, um es nochmals zu betonen, gemäß <strong>der</strong> hier vertreten<br />

kritisch-dialektischen Sicht e<strong>in</strong>e klar deflexiv-praxologische Komponente: Denn <strong>in</strong>dem die<br />

Rout<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Rout<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>en vorbewußten Zustand stabilisiert, wird nicht nur das Individuum<br />

– handelnd – <strong>in</strong>s System <strong>in</strong>tegriert, son<strong>der</strong>n die Erlangung e<strong>in</strong>es reflexiven (diskursiven) Be-<br />

wußtse<strong>in</strong>s wird hierdurch +aktiv* beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />

Schon die +banalen* alltäglichen +Interaktionsrituale* (Goffman 1967) wirken auf diese Weise<br />

+<strong>in</strong>tegrativ*. Sie unterdrücken e<strong>in</strong>e kritische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den ihnen zugrunde<br />

liegenden Normstrukturen wirkungsvoll eben durch ihre +Praxis*. Soziale Interaktion ist nämlich<br />

hochgradig an latente, unbewußte Regeln gebunden, die das <strong>in</strong>dividuelle Handeln nicht nur<br />

an den sozialen Erwartungshorizont anpassen, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>en verpflichtenden Charakter<br />

haben. Dieser Verpflichtungscharakter des sozialen Handelns sche<strong>in</strong>t jedoch nur selten auf:<br />

+Weil Verpflichtungen den Zwang zu e<strong>in</strong>er bestimmten Handlung zur Folge haben*, so Goffman,<br />

+stellen wir sie uns manchmal als lästige und verdrießliche D<strong>in</strong>ge vor, die – wenn überhaupt<br />

– zähneknirschend mit bewußter Entschlossenheit erfüllt werden. Tatsächlich aber werden<br />

die meisten Handlungen, die durch Verhaltensregeln geregelt werden, gedankenlos ausgeführt.<br />

Der darauf angesprochene Handelnde sagt, er handle so ›ohne beson<strong>der</strong>en Grund‹ o<strong>der</strong><br />

weil ihm ›gerade danach war‹. Nur wenn se<strong>in</strong> rout<strong>in</strong>isiertes Handeln gegen e<strong>in</strong>en Wi<strong>der</strong>stand<br />

stößt, kann er entdecken, daß se<strong>in</strong>e neutralen kle<strong>in</strong>en Handlungen bisher alle mit den Normen<br />

se<strong>in</strong>er Gruppe übere<strong>in</strong>stimmten […]* (S. 56f.)<br />

Die Internalisierung <strong>der</strong> gesellschaftlichen (Norm-)Strukturen erfolgt also auf e<strong>in</strong>e untergründige<br />

Weise. Sie fußt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf den oben angesprochenen Rout<strong>in</strong>en und <strong>in</strong>stitutionalisierten<br />

Handlungszusammenhängen, die mit ihrem kritische Reflexionen absorbierenden +Momentum*

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