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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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384 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

+Zweckfixierung* ger<strong>in</strong>g. Im Bereich <strong>der</strong> Lebenswelt s<strong>in</strong>d sie me<strong>in</strong>es Erachtens wie<strong>der</strong>um<br />

ausgeprägter. Hier fehlen allerd<strong>in</strong>gs oft die notwendigen kognitiven Ressourcen bzw. e<strong>in</strong> +ver-<br />

netztes* Wissen. Und auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebenswelt wirken +Trägheitsmomente*. Vor allem ist die<br />

Reflexionsfähigkeit durch +Kolonisierungen* (Habermas) stark e<strong>in</strong>geschränkt. Deflexive Momente<br />

s<strong>in</strong>d, und hier<strong>in</strong> wird im folgenden me<strong>in</strong> Hauptaugenmerk liegen, ideologisch und praxologisch<br />

<strong>in</strong> die lebensweltlichen Zusammenhänge e<strong>in</strong>geschrieben: Die funktionalistische Ideologie<br />

von <strong>der</strong> Trennung <strong>der</strong> Subsysteme bewirkt e<strong>in</strong>e +Spaltung* des (politischen) Bewußtse<strong>in</strong>s (Ab-<br />

schnitt 5.3.1). Deflektorische Übersetzungsmechanismen sowie praxologische Rituale absorbieren<br />

Reflexionen auf <strong>der</strong> Handlungsebene (Abschnitt 5.3.2).<br />

5.3.1 DIE SPALTUNG DES (POLITISCHEN) BEWUßTSEINS DURCH DIE FUNKTIONALISTISCHE IDEOLOGIE<br />

Ideologien lenken Reflexionen auf <strong>der</strong> Bewußtse<strong>in</strong>sebene ab. Die funktionalistische Ideologie<br />

von <strong>der</strong> Trennung <strong>der</strong> Teilsysteme ist me<strong>in</strong>es Erachtens zentral, wenn es um die Deflexion<br />

(sub)politischer Reflexionen des (politischen) Systems geht. Sie soll deshalb <strong>in</strong> diesem Abschnitt<br />

als stellvertretendes Beispiel für die ideologische E<strong>in</strong>engung des Denkens betrachtet werden.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs sollte vor e<strong>in</strong>er näheren Beschäftigung mit dem funktionalistischen Gedankengebäude<br />

und se<strong>in</strong>es Deflexionspotentials geklärt werden, was im Kontext e<strong>in</strong>er kritischen Theorie reflexiver<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung exakt unter dem Begriff +Ideologie* zu verstehen ist.<br />

Innerhalb des soziologischen Diskurses ist Ideologie nämlich e<strong>in</strong> +unterschiedl. <strong>in</strong>terpretierter<br />

Begriff zur Charakterisierung <strong>der</strong> Zusammenhänge von menschl. Geist u. Ges., Bewußtse<strong>in</strong><br />

u. polit.-sozialer Macht*, <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en abwertenden Akzent trägt, +weil er als Kontrast<br />

zu ›Realität, ›Objektivität‹ u. ›Wahrheit‹ dient* (Hartfiel/Hillmann: Wörterbuch <strong>der</strong> Soziologie;<br />

S. 321). Ursprünglich, d.h. <strong>in</strong> <strong>der</strong> aufklärerischen +Ideenlehre* von Destutt de Tracy (1754–1836),<br />

me<strong>in</strong>te +Ideologie* dagegen schlicht die systematische Analyse von Ursprung, Inhalt und Struktur<br />

des menschlichen Bewußtse<strong>in</strong>s. Vor allem bei Helvetius (1715–71) und Holbach (1723–89)<br />

mischte sich <strong>in</strong> die wissenschaftliche Ideenanalyse zudem e<strong>in</strong> ausgeprägtes sozial- und macht-<br />

103<br />

kritisches Element, das auf die soziale Gebundenheit des Denkens abhob. Genau dieses<br />

kritische Element war dafür verantwortlich, daß Napoleon I. (1769–1821) dem Begriff schließlich<br />

se<strong>in</strong>e heute dom<strong>in</strong>ierende negative Wendung gab, da er se<strong>in</strong>e autokratische Herrschaft durch<br />

die Gedanken <strong>der</strong> aufklärerischen +Ideologen* <strong>in</strong> Frage gestellt sah und behauptete, jene

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