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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 5: REFLEXIV-DEFLEXIVE MODERNISIERUNG UND DIE DIFFUSION DES POLITISCHEN 381<br />

Tabelle 12: Formen <strong>der</strong> Deflexion<br />

aktive Deflexion passive Deflexion<br />

reaktiv-situative Deflexion strukturelle/<strong>in</strong>stitutionalisierte Deflexion<br />

Form <strong>der</strong> Deflexion zw<strong>in</strong>gend +pathologischen* Charakter hätte. Deflexion ist im Gegenteil<br />

e<strong>in</strong>e unvermeidliche Reaktion auf reflexive Herausfor<strong>der</strong>ungen und ist unter Umständen durchaus<br />

notwendig und s<strong>in</strong>nvoll, <strong>in</strong>dem sie z.B. e<strong>in</strong>e kurzfristige Entlastung von Reflexionsaufwand<br />

bewirkt, wenn dieser aus Mangel an kognitiven o<strong>der</strong> Zeitressourcen aktuell nicht aufgebracht<br />

101<br />

werden kann (weshalb Giddens u.a. von <strong>der</strong> +Dualität von Struktur* spricht). Wenn jedoch<br />

durch die (passive) Praxis <strong>der</strong> praxologischen Deflexion die (strukturellen) Wi<strong>der</strong>sprüche immer<br />

weiter zunehmen, so steigt auch <strong>der</strong> Aufwand für die (kognitiv-ideologische) Deflexion dieser<br />

Wi<strong>der</strong>sprüche immer weiter an. Irgendwann ist schließlich e<strong>in</strong> Punkt erreicht, wo die +Kosten*<br />

<strong>der</strong> Deflexion ihren +Nutzen* übersteigen.<br />

Die somit <strong>in</strong> vielen Fällen überaus kostenreiche (praxologische) Deflexion beruht wesentlich<br />

auf ver<strong>in</strong>nerlichten sozialen Handlungsmustern (Habitus, Rolle etc.) und <strong>in</strong>stitutionell verfestigten<br />

Rout<strong>in</strong>en, die die Brücke zwischen <strong>in</strong>dividuellen und sozialen Deflexionsmechanismen darstellen<br />

(siehe auch Abschnitt 5.3.2). Genauso wie im Fall von Konventionen o<strong>der</strong> Ideologien (siehe<br />

Abschnitt 5.3.1) kann man hier deshalb <strong>in</strong> Parallele zu Giddens’ Begriff <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen<br />

bzw. <strong>in</strong>stitutionalisierten Reflexivität durch die mo<strong>der</strong>nen Expertensysteme (vgl. z.B. Mo<strong>der</strong>nity<br />

and Self-Identity; S. 149ff.) von e<strong>in</strong>er strukturellen bzw. <strong>in</strong>stitutionalisierten Deflexion sprechen.<br />

Mit dem +Sedimentationsprozeß* <strong>der</strong> Institutionalisierung (vgl. hierzu auch Berger/Luckmann:<br />

Die gesellschaftliche Konstruktion <strong>der</strong> Wirklichkeit; S. 72ff.) verschleiert sich die deflexive<br />

Gegenbewegung und gew<strong>in</strong>nt gleichzeitig an +Masse*. Aufgrund des durch die +soziale Anrei-<br />

cherung* (und Ver<strong>in</strong>nerlichung) gewonnenen +Momentums* wirkt sie aus e<strong>in</strong>er eigenen Dynamik<br />

heraus. Allerd<strong>in</strong>gs ist <strong>in</strong>stitutionalisierte Deflexion aufgrund ihrer massehaften Trägheit wenig<br />

+steuerbar* und wirkt latent.<br />

E<strong>in</strong>e ebenfalls zu beobachtende, eher aktive und bewußte Deflexion durch die Akteure des<br />

reflexiv herausgefor<strong>der</strong>ten +Systems* setzt deshalb zwar auf den <strong>in</strong>stitutionellen Grundlagen<br />

auf, paßt sich aber situativ an, weshalb ich <strong>in</strong> diesem Fall von reaktiv-situativer Deflexion<br />

sprechen möchte (siehe zur Übersicht Tab. 12). Diese Form ist aktuell sogar verstärkt zu

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