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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 5: REFLEXIV-DEFLEXIVE MODERNISIERUNG UND DIE DIFFUSION DES POLITISCHEN 377<br />

Ambivalenzen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Toleranz für Differenz, son<strong>der</strong>n darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktiven Schaffung<br />

von Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e auf Vielfalt und Vielheit gegründete (soziale) Existenz (vgl. auch<br />

Bauman: Mo<strong>der</strong>ne und Ambivalenz; S. 285ff.). 91<br />

Dieses reflexive +Engagement*, die praktische Spiegelung von emotional-kognitiven Reflexions-<br />

92<br />

akten, die das eigene Se<strong>in</strong> h<strong>in</strong> zum +an<strong>der</strong>en* öffnet, beruht zum e<strong>in</strong>en auf <strong>der</strong> Fähigkeit<br />

93<br />

zu Empathie bzw. e<strong>in</strong>er ästhetisch-hermeneutischen Reflexivität auf <strong>der</strong> Basis des mimetischen<br />

Impulses (vgl. auch Adorno: Ästhetische Theorie; S. 68ff. u. 86ff. sowie Lash: Ästhetische<br />

Dimension Reflexiver Mo<strong>der</strong>nisierung). Zum an<strong>der</strong>en beruht sie auf <strong>der</strong> Aufrichtigkeit e<strong>in</strong>es<br />

+authentischen* Selbst, das – <strong>in</strong>dem es se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Ambivalenz spiegelt – zu e<strong>in</strong>em reflexiven,<br />

94<br />

d.h. ambivalenzbewußten Außenbezug gelangt (siehe auch Schlußexkurs). Nur auf dieser<br />

+<strong>in</strong>dividuellen*, nicht-identischen Basis können soziale Wandlungsprozesse e<strong>in</strong>geleitet werden<br />

und erfolgt – möglicherweise – e<strong>in</strong>e mimetisch-e<strong>in</strong>fühlende, doch zugleich grundlegend auf<br />

Differenz beruhende Solidarisierung und Mobilisierung.<br />

Derartige reflexive Impulse lösen allerd<strong>in</strong>gs immer – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dialektischen Denk-<br />

modell – auch deflexive Gegenimpulse aus. Die Unsicherheit, die mit <strong>der</strong> reflexiven +Öffnung*<br />

<strong>der</strong> Weggrenzen <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne entsteht, wirkt bedrohlich und wird abzuwehren versucht.<br />

Zudem stehen dem reflexiven Wandel die Interessen <strong>der</strong> verme<strong>in</strong>tlichen o<strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Nutznießer des status quo gegenüber (so versucht etwa die staatliche <strong>Politik</strong> <strong>der</strong> subpolitischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge reflexiver Mo<strong>der</strong>nisierungsprozesse mit allen Mitteln auszuweichen,<br />

weil letztere ihre <strong>in</strong>stitutionelle Grundlage <strong>in</strong> Frage stellt). Deflexion erfolgt aber zugleich<br />

niemals losgelöst von Reflexion, sie setzt vielmehr gerade (dialektisch) auf ihr auf, hat sie<br />

95<br />

zur Voraussetzung. E<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition des Begriffs <strong>der</strong> Deflexion muß deshalb mit Bezug auf<br />

den Reflexionsbegriff erfolgen: Bedeutet Reflexion, wie dargelegt, gemäß e<strong>in</strong>em kritisch-<br />

normativen Verständnis die gedankliche und praktische Spiegelung von Reflexivität, die Entfaltung<br />

und +Stellung* <strong>der</strong> Ambivalenz und Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit des Se<strong>in</strong>s auf <strong>der</strong> Grundlage des<br />

Bemühens um e<strong>in</strong>e nicht-identische +Aufrichtigkeit*, so me<strong>in</strong>t Deflexion als dialektischer<br />

Gegenbegriff hierzu die Verspiegelung des Wi<strong>der</strong>sprüchlichen, die Abwehr und Verdrängung<br />

(<strong>in</strong>nerer wie äußerer) reflexiver Impulse und Ambivalenzen.<br />

Löst man diesen hier zunächst re<strong>in</strong> +subjektiven* gefaßten Deflexionsbegriff von <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

Ebene und bezieht ihn – hermeneutisch-<strong>in</strong>terpretativ – analog auf den sozialen Prozeß <strong>der</strong><br />

Mo<strong>der</strong>nisierung, so ersche<strong>in</strong>t Deflexion als das abwehrende Bemühen, reflexive +Abweichungen*

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