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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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376 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

verdichtete semantische Bild soll deshalb nunmehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e klare def<strong>in</strong>itorische Form gegossen<br />

und +metatheoretisch fundiert* werden. Dazu muß allerd<strong>in</strong>gs <strong>der</strong> relativ enge Fokus auf das<br />

Feld von <strong>Politik</strong> und Subpolitik zunächst wie<strong>der</strong> erweitert werden. Erst <strong>in</strong> Abschnitt 5.4 werde<br />

ich näher auf die spezifische Problematik <strong>der</strong> +<strong>Politik</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> (<strong>Post</strong>-)Mo<strong>der</strong>ne* zurückkommen<br />

und versuchen zu zeigen, wie <strong>der</strong> dialektische Zusammenhang von Reflexion und Deflexion<br />

sich potentiell <strong>in</strong> (gleichermaßen dialektischen) Entpolitisierungsprozessen äußert. Um nämlich<br />

diese entpolitisierende Dialektik herausarbeiten zu können, ist zuvor die Klärung und theoretische<br />

E<strong>in</strong>ordnung des me<strong>in</strong>es Erachtens für e<strong>in</strong>e kritisch-dialektische Theorie reflexiver Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

zentralen Deflexionsbegriffs unabd<strong>in</strong>gbar. Was also bedeutet Deflexion, und <strong>in</strong> welchem<br />

Verhältnis steht sie zu Reflexivität und Reflexion?<br />

Reflexivität bezeichnet im Kontext <strong>der</strong> Theorie reflexiver Mo<strong>der</strong>nisierung Beckscher Prägung<br />

(siehe oben) die Selbstwi<strong>der</strong>sprüchlichkeit und Selbstaufhebungstendenz des Mo<strong>der</strong>nisierungs-<br />

prozesses: Die Bewegung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne produziert <strong>in</strong> ihrer Dynamik un<strong>in</strong>tendierte Nebenfolgen,<br />

die sich gegen ihre +ursprünglichen* Triebkräfte und Pr<strong>in</strong>zipien richten, wobei Beck allerd<strong>in</strong>gs<br />

betont, daß die Reflexivität <strong>der</strong> Nebenfolgen immer auch e<strong>in</strong>e Wissens- bzw. Nicht-Wissens-Seite<br />

hat (vgl. Wissen o<strong>der</strong> Nicht-Wissen?; S. 289f.). Doch: Das (kognitive) Bewußtse<strong>in</strong> für die Prob-<br />

lematik <strong>der</strong> Nebenfolgen beruht – <strong>in</strong>sofern es sich um +reale* (d.h. diskursunabhängige) und<br />

nicht re<strong>in</strong> sozial konstruierte Probleme handelt – auf <strong>der</strong> +Objektivität* <strong>der</strong> Reflexivität. Nur<br />

wenn die Wi<strong>der</strong>sprüche <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung auch +erfahrbar* s<strong>in</strong>d, können sie nämlich nachhaltig<br />

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kritische Reflexionen hervorkehren und Wi<strong>der</strong>stände auslösen. Denn Reflexion bedeutet<br />

die tatsächliche Spiegelung von Reflexivität: In <strong>der</strong> Reflexion <strong>der</strong> Reflexivität <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne<br />

wird die Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit des Mo<strong>der</strong>nisierungsprozesses – aus dem mo<strong>der</strong>nen Bewußtse<strong>in</strong><br />

heraus – thematisiert und <strong>in</strong> praktische Wandlungsimpulse umgesetzt.<br />

Dies stellt jedoch offensichtlich e<strong>in</strong>en eher +unkonventionellen* Gebrauch des Reflexionsbegriffs<br />

dar, <strong>der</strong> näher erläuterungsbedürftig ist: Reflexion bedeutet im hier <strong>in</strong>tendierten kritisch-nor-<br />

mativen S<strong>in</strong>n nicht den bloßen Prozeß <strong>der</strong> rationalen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Problemen<br />

bzw. die kognitive Verarbeitung von Informationen, son<strong>der</strong>n me<strong>in</strong>t vielmehr e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

E<strong>in</strong>stellung gegenüber Reflexivität. E<strong>in</strong>e reflexive Haltung bestünde deshalb <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

und Wi<strong>der</strong>spiegelung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit des Se<strong>in</strong>s, die auf e<strong>in</strong>e Synthese <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>sprüche<br />

verzichtet, sich auf diese e<strong>in</strong>läßt und zugleich praktisch, das heißt: auf die Entfaltung se<strong>in</strong>er<br />

Potentiale h<strong>in</strong>wirkend, <strong>in</strong> das Se<strong>in</strong> +<strong>in</strong>volviert* ist. Sie bestünde also nicht nur Zulassen von

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