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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 5: REFLEXIV-DEFLEXIVE MODERNISIERUNG UND DIE DIFFUSION DES POLITISCHEN 371<br />

und vollbr<strong>in</strong>gt nicht mehr die von <strong>der</strong> +alten* <strong>Politik</strong> – im Interesse des Systemerhalts – noch<br />

geleistete Koord<strong>in</strong>ationsarbeit. Und so stellt Jameson fest:<br />

+An ol<strong>der</strong> politics sought to coord<strong>in</strong>ate local and global struggles […] Politics works only when these two<br />

levels can be coord<strong>in</strong>ated; they otherwise drift apart <strong>in</strong>to a disembodied and easily bureaucratized abstract<br />

struggle for and around the state, on the one hand, and a properly <strong>in</strong>term<strong>in</strong>able series of neighbourhood<br />

issues on the other, whose ›bad <strong>in</strong>f<strong>in</strong>ity‹ comes, <strong>in</strong> postmo<strong>der</strong>nism, where it is the only form of politics<br />

left […]* (Ebd.; S. 330)<br />

In dieser aktuellen Dom<strong>in</strong>anz e<strong>in</strong>er fragmentisierten +M<strong>in</strong>imalpolitik* drückt sich für Jameson<br />

vor allem e<strong>in</strong>e unterschwellige Angst vor dem utopischen Denken und se<strong>in</strong>en +Totalisierungen*<br />

86<br />

aus. Es ist die (ke<strong>in</strong>eswegs unbegründete) Angst vor <strong>der</strong> Umfassung und Unterdrückung<br />

des Beson<strong>der</strong>en durch das Allgeme<strong>in</strong>e, vor dem <strong>der</strong> Bewegung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne immanenten<br />

Terror ihrer Metaerzählungen, welche – im Gedanken <strong>der</strong> Emanzipation, <strong>der</strong> Freiheit, <strong>der</strong><br />

Gleichheit etc. – allerd<strong>in</strong>gs immer auch e<strong>in</strong>en utopischen Gehalt hatten. Und <strong>in</strong> <strong>der</strong> zusammen<br />

mit <strong>der</strong> Dekonstruktion <strong>der</strong> unterdrückenden Macht <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Metaerzählungen erfolgenden<br />

(ihrerseits +totalen*) Ablehnung des utopischen Denkens, das se<strong>in</strong>em Wesen nach +total* se<strong>in</strong><br />

muß, um radikal das +an<strong>der</strong>e* denken zu können, wird zugleich die Möglichkeit <strong>der</strong> Über-<br />

schreitung <strong>der</strong> Aktualität verabschiedet. Deshalb spiegelt sich für Jameson im postmo<strong>der</strong>nen<br />

Pluralismus, dem Yuppy-Phänomen e<strong>in</strong>er Neo-Ethnizität auf <strong>der</strong> Grundlage ausdifferenzierter<br />

Lebensstilgeme<strong>in</strong>schaften, auch e<strong>in</strong>e fragwürdige Ideologie <strong>der</strong> Differenz, die weniger tatsächlich<br />

dem an<strong>der</strong>en Raum gibt, als die Zusammenhänge des totalisierten Marktsystems durch +Ver-<br />

flachungen* ausblendet. (Vgl. ebd. S. 331–356)<br />

Von <strong>der</strong> entgegengesetzten Richtung des kommunitaristischen Diskurses kommend, hat Warnfried<br />

Dettl<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e im Pr<strong>in</strong>zip ähnliche Kritik formuliert: Die <strong>Politik</strong> <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne suchte noch nach<br />

umfassenden Antworten auf die soziale(n) Frage(n), verfolgte Reformprojekte und baute dabei<br />

auf die Mobilisierungskraft <strong>der</strong> Massen. In <strong>der</strong> (postmo<strong>der</strong>nen) <strong>in</strong>dividualisierten Gesellschaft<br />

ist dagegen die Massenbasis für utopische Projekte solcher Art nicht mehr vorhanden, und<br />

<strong>der</strong> politische Raum ist durch Subpolitisierungsprozesse (vor allem die untergründige Entmachtung<br />

<strong>der</strong> <strong>Politik</strong> durch die globalisierte Ökonomie) entleert. Wir haben es also nicht nur mit e<strong>in</strong>em<br />

Verlust des politischen Subjekts, son<strong>der</strong>n auch mit <strong>der</strong> schleichenden Schrumpfung <strong>der</strong><br />

politischen Sphäre zu tun: Die Atopie <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> hat die politische Utopie abgelöst (vgl. Utopie<br />

und Katastrophe; S. 109–112). Allerd<strong>in</strong>gs sieht Dettl<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen Krise <strong>der</strong> <strong>Politik</strong>, ähnlich

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