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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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370 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

Selbstverständnis und Selbstverständlichkeiten <strong>in</strong> Frage. Vielleicht ist es – angesichts <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Kapitel 1 dargestellten (historischen) Transformationen des <strong>Politik</strong>begriffs – überhaupt <strong>der</strong><br />

falsche Weg, das Politische <strong>in</strong> starre Def<strong>in</strong>ition zu +fassen*. Als M<strong>in</strong>imaldef<strong>in</strong>ition könnte zwar<br />

vielleicht <strong>der</strong> angesprochene Bezug auf die Allgeme<strong>in</strong>heit dienen. Aber gerade wenn man<br />

diese M<strong>in</strong>imaldef<strong>in</strong>ition teilt, müßte man konsequenterweise auch immer das als politisch<br />

ansehen, was allgeme<strong>in</strong> als <strong>Politik</strong> aufgefaßt wird. Diese +pragmatische* Tautologie – <strong>Politik</strong><br />

ist, was als <strong>Politik</strong> gilt – stellt ke<strong>in</strong>en geschlossenen Zirkel dar, son<strong>der</strong>n ermöglicht durchaus<br />

weitergehende Fragen: zum Beispiel die Frage, warum <strong>in</strong> <strong>der</strong> reflexiven Mo<strong>der</strong>ne und ihrer<br />

<strong>in</strong>dividualisierten Gesellschaft das Private (zunehmend) politischen Charakter erhält. Diese<br />

Frage führt zurück zur Analyse <strong>der</strong> sozialen Wandlungsprozesse, die <strong>in</strong> den Kapiteln 2 und<br />

3 vorgenommen wurde.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite kann aber nur e<strong>in</strong> normativer, <strong>in</strong>haltlich aufgefüllter <strong>Politik</strong>begriff als<br />

kritischer Maßstab und Basis <strong>der</strong> Reflexion dienen. Der bloße Verweis auf e<strong>in</strong>en empirischen<br />

Wandel des <strong>Politik</strong>verständnisses erlaubt – so analytisch aufschlußreich er auch se<strong>in</strong> mag<br />

– ke<strong>in</strong>e (theoretische wie praktische) Überschreitung <strong>der</strong> sozialen und politischen Faktizität.<br />

Wenn hier von Subpolitik als Nicht-<strong>Politik</strong> gesprochen wird, so ist <strong>der</strong> Bezugspunkt deshalb<br />

e<strong>in</strong>e bestimmte <strong>in</strong>haltliche Vorstellung von <strong>Politik</strong>. Diese Vorstellung schließt nicht an e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>geengtes Verständnis des Politischen als staatliche Handlungssphäre an. Vielmehr ergibt<br />

sie sich aus <strong>der</strong> +Maximalisierung* <strong>der</strong> M<strong>in</strong>imaldef<strong>in</strong>ition: <strong>Politik</strong> ist nur politisch, wenn sie<br />

(auch im Kle<strong>in</strong>en) den Bezug auf das soziale Ganze bewahrt bzw. (wie<strong>der</strong>) herstellt – und<br />

<strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat +totalitär* ist. Auch die subpolitische Mikropolitik müßte dieses<br />

Ganze reflektieren, um <strong>Politik</strong> im eigentlichen, radikalisierten S<strong>in</strong>n zu se<strong>in</strong>. Daß sie diffus<br />

<strong>in</strong> den funktional abgegrenzten (und damit se<strong>in</strong>erseits bereits entpolitisierten) Bereich <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>stitutionalisierten <strong>Politik</strong> e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gt, genügt nicht.<br />

Fredric Jameson, <strong>der</strong> sich dem Denken <strong>der</strong> Kritischen Theorie verpflichtet fühlt, verweist im<br />

Rahmen se<strong>in</strong>er Betrachtungen <strong>der</strong> Kultur <strong>der</strong> <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne ebenfalls auf dieses Problem <strong>der</strong><br />

Mikro- bzw. Subpolitik. Jene ist für ihn zwar e<strong>in</strong>e typische Ersche<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> spätkapitalistischen<br />

Gegenwart. Doch zum e<strong>in</strong>en ist die oft behauptete Symmetrie <strong>der</strong> neuen (politischen) Kultur<br />

und die Auflösung <strong>der</strong> Klassenstrukturierung durch Individualisierungsprozesse nach ihm nur<br />

85<br />

e<strong>in</strong>e Illusion (vgl. <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>nism; S. 318ff.). Zum an<strong>der</strong>en droht die +ausgebreitete* Mikropolitik<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> +real* festzustellenden Fixierung auf lokale Fragen und Probleme zu verzetteln

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