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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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362 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

5.2 DIE BE- UND ENTGRENZUNG DER POLITIK DURCH DIE METAPOLITISCHE SUB-<br />

POLITIK UND DIE KORRELIERENDE GEFAHR EINER DIFFUSION UND ZERSPLITTERUNG<br />

DES POLITISCHEN<br />

Die Reflexivität <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegenwart radikalisierten und damit immer deutlicher <strong>in</strong> ihrer<br />

Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit offenbar gewordenen Bewegung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, ihre +objektive* Problematik,<br />

die sie auf sich selbst verweist und verwirft, br<strong>in</strong>gt subjektive Reflexionen ihrer +materiellen*<br />

Grundlagen wie ihrer <strong>in</strong>stitutionellen Strukturen hervor. Die Ant<strong>in</strong>omien <strong>der</strong> (post)mo<strong>der</strong>nen<br />

Ordnung (die <strong>in</strong> Kapitel 3 auf allgeme<strong>in</strong>er Ebene herausgearbeitet und mit dem Fallbeispiel<br />

<strong>in</strong> Kapitel 4 auch konkret veranschaulicht wurden) treiben somit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e reflexive Politisierung.<br />

Diese, allerd<strong>in</strong>gs eher untergründige Politisierung ist +ortlos* und zugleich ubiquitär, denn<br />

sie betrifft die gesamte gesellschaftliche Sphäre. Sie ist deshalb we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em spezifischen<br />

sozialen +Teilsystem* zuzuordnen noch <strong>in</strong>stitutionell festzumachen. In ihrer +Haltlosigkeit*<br />

erfaßt und bedrängt die untergründige Politisierung <strong>der</strong> reflexiven Mo<strong>der</strong>ne jedoch auch das<br />

<strong>in</strong>stitutionelle System <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> – gerade <strong>in</strong>dem sie es umgeht (und ihm damit den legi-<br />

timatorischen Boden entzieht) und <strong>in</strong>dem sie se<strong>in</strong>e festgefahrenen Strukturen wie se<strong>in</strong>e<br />

funktionale +Beschränktheit* h<strong>in</strong>terfragt.<br />

Diese H<strong>in</strong>terfragung und Untergrabung <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionalisierten <strong>Politik</strong> durch e<strong>in</strong>e diffuse Subpolitik<br />

stellt e<strong>in</strong>e +<strong>Politik</strong> <strong>der</strong> <strong>Politik</strong>* (Beck), e<strong>in</strong>e Meta- und Superpolitik dar – denn sie (re)politisiert<br />

die strukturell verfestigten Selbstverständlichkeiten des politischen Systems, se<strong>in</strong>e Grenzziehungen<br />

und Semantik (siehe Abschnitt 5.2.1). Sie br<strong>in</strong>gt die Bedürfnisse <strong>der</strong> Individuen und ihre (reflexiv<br />

hervorgekehrten) Selbstverwirklichungsansprüche, die an den Limitierungen <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionell-<br />

bürokratischen Vorgaben abprallen, gegen die verselbständigte – und doch +kurzgeschlossene*<br />

– Logik <strong>der</strong> zunehmend sozial entbetteten (Teil-)Systeme <strong>in</strong>s Spiel. Das Beson<strong>der</strong>e des eigenen<br />

Lebens steht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Subpolitik dem (abstrakten) Allgeme<strong>in</strong>en (<strong>der</strong> Systeme) gegenüber – schafft<br />

aber auch e<strong>in</strong>en neuen Bezug auf das (konkrete) Allgeme<strong>in</strong>e (als geteilte Sozial- und Lebens-<br />

sphäre), <strong>in</strong>dem das reflexive Subjekt erkennt, daß se<strong>in</strong>e Selbst-Verwirklichung immer nur<br />

<strong>in</strong> Bezug auf +die an<strong>der</strong>en* und die Welt, se<strong>in</strong>e soziale wie materielle Umwelt +S<strong>in</strong>n* macht.<br />

Damit gerät potentiell alles <strong>in</strong> den Sog <strong>der</strong> subpolitischen Selbst-<strong>Politik</strong>, und es kommt zu<br />

e<strong>in</strong>er +totalen* Politisierung des sozialen Lebens.<br />

Doch die, an sich bereits ambivalente, +totale* Politisierung ist nur die e<strong>in</strong>e Seite, stellt nur<br />

e<strong>in</strong>e Möglichkeit dar, wie durch die Reflexivität <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne angestoßene (Sub-)Politisierungs-

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