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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 5: REFLEXIV-DEFLEXIVE MODERNISIERUNG UND DIE DIFFUSION DES POLITISCHEN 361<br />

an, <strong>der</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Spätwerk immer mehr vom begrifflichen Denken abrückte und dagegen<br />

das mimetische, +e<strong>in</strong>fühlende* Element <strong>der</strong> (konkreten) S<strong>in</strong>nlichkeit hervorhob, die dem<br />

Beson<strong>der</strong>en, dem Nichtidentischen und <strong>der</strong> Differenz – an<strong>der</strong>s die vere<strong>in</strong>heitlichende Allge-<br />

me<strong>in</strong>heit des Begrifflichen – ihren Raum zugesteht (vgl. Reflexivität und ihre Doppelungen;<br />

77<br />

S. 235ff.). Das Allgeme<strong>in</strong>e muß also im Blick auf das Beson<strong>der</strong>e h<strong>in</strong> (und vom Beson<strong>der</strong>en<br />

ausgehend) reflektiert werden (ästhetische Reflexivität). An<strong>der</strong>erseits benötigt Geme<strong>in</strong>schaft,<br />

78<br />

wie Lash unter Bezugnahme auf den kommunitaristischen Diskurs aufweist, geteilte S<strong>in</strong>nbezüge,<br />

um <strong>der</strong>en +Teilung* allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>der</strong> reflexiven Mo<strong>der</strong>ne, die die traditionalen Selbstverständlich-<br />

keiten verabschiedet hat, (dialogisch) gerungen werden muß (hermeneutische Reflexivität).<br />

Und <strong>in</strong> diesem Verständigungsprozeß spielt wie<strong>der</strong>um das Ästhetische e<strong>in</strong>e zunehmend bedeu-<br />

tende Rolle:<br />

+Geme<strong>in</strong>schaft ist […] vor allem e<strong>in</strong>e Angelegenheit geme<strong>in</strong>samer Bedeutungen. Damit stellt sich die<br />

Frage, ob e<strong>in</strong>e reflexive Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> unseren raum-zeitlich distanzierten Gesellschaften, <strong>in</strong> denen<br />

Bedeutung per def<strong>in</strong>itionem entleert ist, möglich ist. Vielleicht ist <strong>der</strong> Ort, an dem man H<strong>in</strong>weise auf<br />

e<strong>in</strong>e Antwort f<strong>in</strong>den könnte, wie Bedeutung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne möglich ist, [deshalb] das Reich des Ästhe-<br />

tischen.* (S. 276)<br />

Allerd<strong>in</strong>gs f<strong>in</strong>det die ästhetische Bedeutungssuche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em von <strong>der</strong> symbolischen Macht<br />

<strong>der</strong> globalen Kultur<strong>in</strong>dustrie geprägten sozialen Raum statt, die die Informations- und Kommuni-<br />

kationsstrukturen bestimmend prägt (vgl. ebd.; S. 211f. sowie <strong>der</strong>s./Urry: Economies of Signs<br />

and Space). Lash, dessen H<strong>in</strong>weis auf die ästhetische (und hermeneutische) Dimension reflexiver<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Diskussion darstellt, ist damit eher skeptisch,<br />

wenn Autoren wie Fredric Jameson das Ästhetische als potentielles E<strong>in</strong>fallstor des (nicht-<br />

identischen) Wi<strong>der</strong>stands <strong>in</strong> <strong>der</strong> +ästhetisierten*, symbolisch +verd<strong>in</strong>glichten* Kultur <strong>der</strong> spätkapita-<br />

listischen (<strong>Post</strong>-)Mo<strong>der</strong>ne betrachten (vgl. <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne – Zur Logik <strong>der</strong> Kultur im Spätkapitalismus<br />

und siehe auch hier S. LVIIIf.). E<strong>in</strong>e Skepsis, die berechtigt ist – wobei allerd<strong>in</strong>gs auch Jameson<br />

durchaus e<strong>in</strong> kritisches Bewußtse<strong>in</strong> an den Tag legt und nicht nur die +Flachheit* <strong>der</strong> Kultur<br />

<strong>der</strong> <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne herausstellt, son<strong>der</strong>n ebenso auf die Gefahren e<strong>in</strong>er zu engen lokalen Fixierung<br />

<strong>der</strong> neuen (ästhetisch +angestoßenen*) Basispolitik verweist (siehe Abschnitt 5.2.2). Reflexion<br />

– egal ob auf kognitiver o<strong>der</strong> ästhetischer und hermeneutischer Ebene – kann also auch<br />

+beschränkt* bleiben, und so ist es angebracht, sich noch e<strong>in</strong>mal näher mit den (sub)politischen<br />

Wi<strong>der</strong>standspotentialen <strong>der</strong> reflexiven Mo<strong>der</strong>ne zu beschäftigen.

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