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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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358 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

In ihrer Fortbewegung unterm<strong>in</strong>ierte sie jedoch diese Ordnung, denn <strong>in</strong> ihrer ebenso angstge-<br />

schuldeten Vehemenz richtete sie sich schließlich gegen ihre eigenen Grundlagen – und rief<br />

Gefährdungen hervor, <strong>der</strong>en +Objektivität* (d.h. gegenständliche Erfahrbarkeit) die reflexive<br />

(Selbst-)Objektivierung <strong>der</strong> (zweiten) Mo<strong>der</strong>ne (nämlich, daß diese sich selbst zum Gegenstand<br />

ihrer Betrachtungen macht) hervorbr<strong>in</strong>gt. Die Betonung dieses +objektiven* Moments reflexiver<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung ist <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Vorzug von Becks Theorievariante gegenüber <strong>der</strong> Theorie-<br />

variante von Giddens (dem wie<strong>der</strong>um die Herausstellung <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> reflexiven Mo<strong>der</strong>ne gege-<br />

benen +doppelten Hermeneutik* und <strong>der</strong> +Dualität von Struktur*, die nicht nur begrenzt,<br />

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son<strong>der</strong>n Handlungschancen eröffnet, zugute gehalten werden muß). Beck konzentriert sich<br />

allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Betrachtungen zu eng auf die (Nicht-)Wissens-Seite sowie die Nebenfolgen<br />

des technologischen +Fortschritts* und blendet die +objektive* Problematik <strong>der</strong> restlichen<br />

(sozio-)kulturellen Entwicklung weitgehend aus. Das führt zum e<strong>in</strong>en dazu, daß er die Frage<br />

<strong>der</strong> ästhetischen (und hermeneutischen) Reflexivität, die Scott Lash ergänzend <strong>in</strong>s Spiel br<strong>in</strong>gt<br />

(siehe unten) – ebenso wie Giddens – nicht genügend berücksichtig. Zum an<strong>der</strong>en fällt das<br />

nicht ger<strong>in</strong>ge emotionale Unbehagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kultur (<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne) damit tendenziell aus dem<br />

Bezugsrahmen.<br />

Die These vom +Unbehagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kultur* <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne schließt selbstverständlich an Freuds<br />

kulturkritische Schriften an (siehe auch nochmals S. XXXIIIf.). Dieser stellt vor allem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Spätwerk den zwanghaften Charakter <strong>der</strong> Kultur heraus, welche die Menschen (um die not-<br />

wendige Ordnung zu gewährleisten und um das Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen) zu Trieb-<br />

verzichten zw<strong>in</strong>gt, die e<strong>in</strong>e latente Kulturfe<strong>in</strong>dschaft auslösen, auch wenn die e<strong>in</strong>zelnen die<br />

kulturellen Normen (und Formen) +bewußt* bejahen (vgl. Das Unbehagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kultur; <strong>in</strong>sb.<br />

Abschnitt III). Für Freud ist dieser Zusammenhang zwischen Zwang und Kultur(entwicklung)<br />

e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>er und gesetzmäßiger: Jede Gesellschaft nötigt ihren Mitglie<strong>der</strong>n, um überhaupt<br />

zu e<strong>in</strong>er Gesellschaft werden zu können, Triebverzichte ab, und je +höher* sich e<strong>in</strong>e Kultur<br />

entwickelt, je +zivilisierter* sie ersche<strong>in</strong>t, desto größer s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>schränkungen <strong>der</strong> Freiheit<br />

und desto strenger und härter muß das <strong>in</strong>dividuelle Über-Ich se<strong>in</strong> (vgl. ebd.; Abschnitt VII).<br />

Dieses +Gesetz* <strong>der</strong> Zivilisation, die nach <strong>in</strong>nen gekehrte, fortschreitende Zunahme ihres<br />

Zwangscharakters – Norbert Elias spricht im Rahmen se<strong>in</strong>er Zivilisationstheorie im Anschluß<br />

an Freud von <strong>der</strong> Umwandlung des Fremdzwangs <strong>in</strong> Selbstzwang (vgl. Der Prozeß <strong>der</strong> Zivilisation;<br />

Band 2, S. 312ff. und siehe auch S. XXXV) – kann me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach am besten durch

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