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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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XLII POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

projektionen am +Ende des Jahrtausends*. Die fortschreitende Differenzierung schließlich<br />

macht die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er Koord<strong>in</strong>ierung und Vernetzung deutlich, und gerade die +weiter-<br />

gehende Mo<strong>der</strong>nisierung hebt die Grundlagen <strong>in</strong>dustriegesellschaftlicher Mo<strong>der</strong>nisierung auf*<br />

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(ebd.; S. 80). Deshalb plädiert Beck für e<strong>in</strong>e reflexive Mo<strong>der</strong>nisierungstheorie, die <strong>der</strong> vielfach<br />

wi<strong>der</strong>sprüchlich gewordenen Situation Rechnung trägt. Reflexive Mo<strong>der</strong>nisierung me<strong>in</strong>t dabei<br />

vor allem die Tatsache <strong>der</strong> +Selbstkonfrontation [<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne] mit [ihren] risikogesellschaftlichen<br />

Folgen* (ebd.; S. 37) und nicht alle<strong>in</strong>e +Wissenssteigerung und Verwissenschaftlichung im<br />

S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Selbstreflexion von Mo<strong>der</strong>nisierung* (ebd.; S. 36) – das Adjektiv +reflexiv* bezieht<br />

sich also primär auf die +Reflexivität*, die Rückbezüglichkeit <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierungsfolgen, womit<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung auch e<strong>in</strong>e neue Qualität annimmt. Dieser gegenwärtig stattf<strong>in</strong>dende Umbruch<br />

äußert sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em +Konflikt <strong>der</strong> zwei Mo<strong>der</strong>nen* – wie Beck se<strong>in</strong> Referat auf dem Sozio-<br />

logentag 1990 bezeichnen<strong>der</strong>weise überschreiben hat.<br />

Die hier beabsichtigte Beschäftigung mit +<strong>Politik</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> (<strong>Post</strong>-)Mo<strong>der</strong>ne* setzt bei diesem Verständ-<br />

nis von Mo<strong>der</strong>nisierung an (wird es jedoch um e<strong>in</strong>e dialektische Perspektive erweitern, die<br />

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auch die +Deflexionspotentiale* des Systems berücksichtigt). Es gilt zu klären, unter welchen<br />

verän<strong>der</strong>ten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>Politik</strong> heute <strong>in</strong> den +fortgeschrittenen*, also das Stadium<br />

<strong>der</strong> (traditionellen) Industriegesellschaft überw<strong>in</strong>denden Staaten stattf<strong>in</strong>det und welche Dilemmata<br />

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aus dem vielfach problematischen Prozeß <strong>der</strong> Anpassung erwachsen. Deshalb möchte ich<br />

vorwegnehmen: (<strong>Post</strong>-)Mo<strong>der</strong>ne, wie ich sie <strong>in</strong> Anlehnung an Beck verstehe, bedeutet e<strong>in</strong>e<br />

reflexive, radikalisierte und deshalb wi<strong>der</strong>sprüchlich gewordene Mo<strong>der</strong>ne.<br />

Diese ambivalente Sicht ergibt sich bereits aus <strong>der</strong> konsequenten Rezeption vieler jener<br />

soziologischer +Klassiker*, die im vorangegangenen Abschnitt dargestellt wurden: Schon Durkheim<br />

und Simmel hatten Mo<strong>der</strong>nisierung schließlich als ambivalenten Differenzierungs- und Indivi-<br />

dualisierungsprozeß dargestellt, <strong>der</strong> also durch se<strong>in</strong>e Weiterführung logischerweise auch an<br />

Ambivalenz zunehmen muß. Und auch Max Weber sah klar die Schattenseite <strong>der</strong> Ratio-<br />

nalisierung, die parallel zu dem durch sie bewirkten Fortschritt e<strong>in</strong> +stahlhartes Gehäuse <strong>der</strong><br />

Hörigkeit* entstehen hat lassen. So gesehen liegt Becks Theorie reflexiver Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

sogar <strong>in</strong> Kont<strong>in</strong>uität zu den klassischen (nicht den +e<strong>in</strong>fachen* als schlicht vere<strong>in</strong>fachenden)<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungstheorien. Viele Theoretiker <strong>der</strong> <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne konzentrieren sich h<strong>in</strong>gegen,<br />

wie Beck herausstellt, <strong>in</strong> gleicher Weise vere<strong>in</strong>fachend wie die kurzsichtigen Apologeten des<br />

<strong>in</strong>dustriellen Fortschritts, auf die negativen Folgen von Mo<strong>der</strong>nisierung. Sie übersehen dabei

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